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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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mussten also nicht unbedingt die Anwesenheit eines Priesters verraten, und geöffnete Läden konnten den Schluss zulassen, dass sich kein Priester im Haus verbarg. Deshalb hielt man es für besser, die Läden immer und ewig geschlossen zu halten, dann konnte, wer sie in diesem stets unveränderten Zustand sah, vermuten, was er wollte.
     
    Sie hatten das Skelett des Declan Tovey auf das Bett gelegt. Einige der Knochen hatten sich mittlerweile voneinander gelöst und waren durcheinandergeraten. Doch sobald sie das Laken ausgebreitet und straff gezogen hatten, machte sich seine Tante daran – in der Art, wie sie Gedecke auf einer Festtafel arrangieren würde –, den Mann in etwa so zusammenzusetzen, wie sie ihn bei ihrer Ausgrabung vorgefunden hatten. Die Baseballkappe – das Wort »Brewers« war nun lesbar – wurde weiter hinten aufgesetzt, damit der Schirm nicht die Stirn verschattete. Die Hände wurden zuerst auf die Brust gelegt, wie es sich bei einer Aufbahrung gehörte. Dann wurde die Anordnung verändert, sie kamen an die Seite. Schließlich lag eine Hand – die rechte – auf der Brust, und die andere durfte zwanglos auf dem Hüftknochen ruhen. Der letzte verbliebene Knopf an dem Jackett war abgegangen und auf das Laken geglitten, wodurch eine der Narzissen die Verwandlung in eine Schwarzäugige Susanne erfuhr. Seine Tante machte sich nicht die Mühe, den Knopf wieder dahin zu legen, wo er hingehörte, sie ließ der Natur ihren Lauf.
    Die größte Schwierigkeit bereiteten die Füße. Sie fielenimmer auseinander, jeder zu einer Seite, als wollten sie die Grundstellung eines Balletttänzers nachahmen. Lehnte man die Schuhspitzen gegeneinander, sah das aus, als ginge der Mann mit einwärts gerichteten Zehen. »Geh und hol ein paar Kissen vom Sofa«, sagte Kitty. »Wir stützen damit die Füße. So bescheuert darf er doch nicht aussehen.«
    »Werden die von der Polizei nicht meckern, weil wir ihn nicht gelassen haben, wo er war?«
    »Wieso Polizei?« Sie versuchte, die Füße über Kreuz zu legen, doch sie flappten wieder seitwärts.
    »Die
gardaí
meine ich. Wenn du sie holst. Wenn die kommen, und …«
    »Wer will denn die
gardaí
hier haben?« Die erste Versuchsanordnung wurde wiederholt, fiel jedoch nicht zu ihrer Zufriedenheit aus. »Los, bring die Kissen. Und achte drauf, dass sie von der gleichen Sorte sind. Die blauen, meine ich, die mit den grünen Streifen. Sehen ein bisschen düster aus, schadet aber auch nichts.«
    »Du willst also nicht die Polizisten holen?«
    »Warum sollte ich so was Verrücktes tun?«
    »Der Mann ist immerhin ermordet worden.«
    »Diese Schlampe.« Sie presste die Schuhe mit den Händen zusammen, damit sie ihre Widerborstigkeit aufgaben.
    Aaron zog das Laken neben dem Kissen glatt. »Man muss doch die Gendarmen informieren.«
    »Worüber, bitte?«
    »Na, dass wir dieses Skelett da …«
    »Die erfahren überhaupt nichts von der Sache.«
    »Aber…«
    Sie ließ die Füße zur Seite kippen. »Sollen die etwa kommen und ihn wegkarren?«
    »Aber das hier ist doch Beweismaterial, eindeutiger geht’s gar nicht.«
    »Das hier ist Declan Tovey. Und ihn zu ›Beweismaterial‹ zu degradieren, lehn ich glatt ab.«
    »Ein Verbrechen ist begangen worden.«
    »Diese Schlampe!«
    »Du … wir … wir machen uns strafbar, wenn wir …«
    »Was ist schon dabei, wenn man sich mal ein bisschen strafbar macht. Schaffst du jetzt die Kissen her, oder muss ich selber gehen?«
    »Ich geh ja schon.«
    »Die blauen, denk dran!«
    Aaron ging um das Bett herum, vorbei an seiner Tante, quetschte sich zwischen Schrank und Fußende durch. An der Tür blieb er stehen, drehte sich aber nicht um. »Dann kommt diese Frau – diese Lolly – mit dem Mord ungeschoren davon?«
    »O nein. Ich werd sie mir vornehmen.«
    Nun wandte er sich doch um. »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
    »Und was genau hast du vor?«
    »Das ist meine Sache, du wirst schon sehen.« Die ganze Zeit hantierte sie mit den Füßen, hielt sie fest, ließ sie wieder los, sah sie zur Seite sinken, probierte, ob sie immer genau dieselbe Position einnahmen. Dreimal ertrug Aaron den Anblick, dann ging er die Kissen holen.
    Das Wohnzimmer war geräumig, hatte aber eine niedrige Decke, um die Wärme nicht nur in die Höhe steigen zu lassen. In die Nordwand war der mit Feldsteinen ummauerte Kamin eingelassen, ein buntes Gemisch von Rost-, Schwarz- und Brauntönen, die an das gescheckte Fell einer Hauskatze erinnerten.

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