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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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»Das sei zu seiner Verteidigung gesagt.« Der Zeitpunkt für einen weiteren irischen Monolog war für sie gekommen, und sie spulte ihn mit aller Eloquenz ab, die ihr reichlich zu Gebote stand. »Allein die Vorstellung, dass Declan Tovey ein Auge auf mich werfen könnte, machte ihn rasend. Und als er mitbekam, dass Tovey Zutritt zu meinem Haus hatte und so intime Dinge verrichtete wie Abflussrohre reinigen oder Wände ausbessern, wo der Schimmelpilz durchkam, da knirschte er mit den Zähnen und war wie von Sinnen. Der Gedanke, dass die Worte dieses Menschen an mein Ohr dringen, meine Augen seine Gestalt wahrnehmen könnten, machte ihn verrückt. Als dann Tovey bekannte, was er fühlte, dass sein ganzes Streben nur mir galt und er sich Erfolg erhoffte, drehte Sweeny vollends durch. Jede Menge Schnaps gab er ihm, und der arme Mann, Declan mein ich, liegt, nein lag mit dem Kopf auf dem Tisch, außerstande, sich zu wehren, und was macht Sweeny? Er füllt ihn voll. Declans Kopf sinktimmer tiefer, und er lallt nur noch meinen Namen, rein mit dem Gift und das Gesöff geschluckt. Auf wessen Wohl Declan getrunken hat, kann nur Kieran uns sagen. Wieder knallt Declans Kopf auf den Tisch, das Glas kippt um, der Rest läuft aus, und die Arme sinken schlapp herunter, kraftlos für immer. Er ist hin. Er ist tot. Und da hat er, Kieran Sweeney, sich an deinen Garten gemacht, Kitty McCloud, und ihn umgepflügt. Und Declan Tovey wurde für alle Zeiten eingegraben, bis heute nun. Jetzt kommt die Tat ans Licht, und Sweeney braucht nicht mehr in die Kirche zu laufen und Bußübungen zu verrichten, wie sie nicht mal einem Heiligen abverlangt werden.«
    Dreimal hatte Lolly die Position von Declans Armen verändert, hatte sie zuerst über der Brust verschränkt, dann wieder weiter nach unten gelegt, so dass die Finger fast das Geschlecht berührten, und schließlich zurück in die Magengegend manövriert, wo sie anfänglich gelegen hatten.
    »Lieber Declan«, sagte sie und berührte mit den Fingerspitzen den Schirm der Baseballkappe, »ich fürchte, ich hätte dich retten können. Ich hätte Sweeney gegenüber all die Dinge, die du gesagt hast und die nur für meine Ohren bestimmt waren, abstreiten können. Ich hätte jemand anders meine Wände ausbessern und mein Dach flicken lassen können. Ich hätte anderen das geben können, was mit Recht nur dir gehörte; aber verzeih, wenn ich das nicht konnte, so sehr sie es auch begehrten und so sehr sie mich auch beknieten. Selbst um dich vor dem hier zu bewahren, brachte ich es nicht fertig. Du musst mir jetzt einfach vergeben, denn ich bitte dich darum, ich bitte um Vergebung.« Sie löste die Finger von der Kappe und führte sie an ihre Lippen, dann an ihre Wange, ließ sie über die Brust gleiten wie das angedeutete Zeichen eines gewissermaßen weltlichen Kreuzes. Als die Finger bis an ihre Taille gelangt waren, verhakte sie sie in der Gürtelschnalle und ließ sie dort stecken. Kitty hatte mit zur Seite geneigtem Kopf Lollyausdruckslos angesehen, als könnte sie nur aus schrägem Winkel heraus die Frau bei ihrer Rede verfolgen. Langsam richtete sie den Kopf wieder auf. Keinerlei Bewegung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Man konnte meinen, es war bar jeder Muskelregung und hätte zu einer absoluten Ruhestellung gefunden; selbst Aaron erkannte darin kaum das Antlitz seiner Tante. Aus den Augen war die Klugheit gewichen, die Lippen umspielte nichts Heiteres, das Kinn zeigte keinerlei Widerborstigkeit. Die Nase schien sich nicht länger von irgendwelchen Düften verlocken zu lassen, die Wangen hatten total vergessen, dass sie zum Lachen da waren. Sie starrte auf einen Fleck über dem Kopfende, wo einst ein ovales Bild gehangen haben musste, ein eiförmiges Gebilde von blassem Gelb, das sich von dem umrahmenden Braun deutlich abhob. Aaron versuchte sich zu erinnern, was für ein Gemälde dort früher gehangen hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. Was er jetzt dort wahrnahm, war fast ein Kunstwerk für sich, ein einwandfreies Oval, die Vortäuschung eines Eis, jedoch unbelastet von dem realen Bild eines Eis, die Darstellung von etwas Eiförmigem, hervorgerufen durch schöpferische Phantasie und dank der Wirkung von Jahren. Da es jedes Details entbehrte, nichts spezifisch Greifbares bot, konnte man sich endlos daran festhalten, und das tat offensichtlich seine Tante; während sich Lolly des Langen und des Breiten ausgelassen hatte, war Kitty in den Anblick wie versunken gewesen. Auch jetzt

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