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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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hätte lieber von Gift reden sollen. Hatte er aber nicht getan. Aaron hielt im Gehen inne. Dann war also alles klar. Sweeney wollte seine Tante wissen lassen, dass er es gewesen war. Eifersüchtig auf Tovey, verrückt aus Liebe, hatte er den armen, ahnungslosen Mann vergiftet. Und jetzt erwartete er Anerkennung von der Frau, die ihn zu so unbesonnenem Handeln getrieben hatte.
    Lolly hatte recht gehabt, recht gehabt in jeder Hinsicht. Sweeney war es gewesen, er hielt den Beweis in Händen. Lolly war frei. Seine Tante war frei.
    Der Beutel wurde schwerer. Aaron war erneut weitergegangen; je näher er dem Haus kam, desto schneller ging er. Er sah vor sich bereits seine Tante, die ihm durch die Gazetür entgegenstarrte. Auf ihrem Gesicht lag eine stoische Traurigkeit. Aaron blickte über die Schulter zurück. Sweeney stand noch immer dort, die Hände an den Seiten, der Mund leicht geöffnet. Sein Körper war in Richtung Tür geneigt. Als Aaron sich wieder umwandte, wich seine Tante abrupt in das Kücheninnere zurück und verschwand. Noch ein paar Schritte näher. Abermals warf er einen Blick über die Schulter zurück und sah Kieran Sweeney auf den Knien, wie er andächtig einen Stein auf den anderen setzte und getreulich die Pyramide wieder aufbaute, die seine Tante aufgetürmt hatte, um das Grab von Declan Tovey zu kennzeichnen.

Kapitel 5
     
    Aaron war überrascht. Der Pub – kurz Dockery’s genannt – erwies sich als ein ruhiger Treffpunkt, den gedämpftes Stimmengewirr, weniger lautstarkes Gerede füllte. Der ruhige Fluss der Gespräche wurde nur gelegentlich von einem Lacher unterbrochen. Es herrschte ein zwangloses, aber angeregtes Miteinander. Die vier an der Wand aufgereihten Tische waren in einer standfesten, wenn auch klobigen Bauweise gefertigt, offensichtlich Stücke, die von Generation zu Generation aus der Festhalle eines alten Clanhäuptlings weitergereicht worden waren. Im Gegensatz dazu waren die Stühle mit dunkelroten Ledersitzen aus elegant gebogenem Holz, möglicherweise ererbt aus einer Teestube oder einem Imbissladen. Die zwei Nischen im Hintergrund schienen aus alten Schränken zusammengezimmert; auch dort hatten die Tische aus im Urwald geschlagenem Holz Handwerker gemacht, die stilvolles Design wenig kümmerte. Die im Laufe der Zeit schwarz gewordenen Tischplatten waren mindestens vier Zoll stark und ertrugen geduldig all die eingekerbten und eingeritzten Zeichen und Muster, die ihre Oberflächen pockennarbig überzogen. Die Beine dagegen waren etwas spillrig, so als habe man sie aus dem Wanderstab eines Pilgers gewonnen, der vor vielen Jahren über die Berge gekommen war; sie hielten den Tischplatten mehr auf Treu und Glauben stand denn auf Grund physikalischer Gesetze. Der Fußboden war mit breiten, ungehobelten Dielen ausgelegt, die eher auf das Deck eines Trawlers gehörten als in eine Wirtsstube, zerfurcht und gesplittert, wie sie von den Sohlen und Absätzen so mancher Generationen von Gästen waren.
    Es war jedoch die Bar selbst, die dem Raum einen eigenenCharakter gab. Aus schwerem, auf Hochglanz poliertem Nussbaum, bot sie den Anblick eines Altars in der Kirche einer einigermaßen wohlhabenden Gemeinde. Die Fächer und Regale türmten sich bis zur Decke, bildeten einen Schrein für Flaschen und Gläser in der Farbskala von Bernstein, Kristall, Opal und Smaragd. Dieser Schrein voller erhabener Skulpturen war durchaus der Anbetung würdig, die ihm zuteilwurde. Der Schanktisch gleißte kastanienbraun; der rötliche Farbton, der unter dem Braun durchschimmerte, erweckte Erwartungen, dass sich unter dieser Oberfläche Genüsse verbargen, die es zu entdecken galt. Blaues Rankenwerk schmückte die weißen Porzellansäulen, aus denen Ales, Stouts und Biere flossen, die Reihe der Zapfhähne und -hebel waren ein Instrumentarium, auf dem zu spielen Geschicklichkeit und Armkraft erforderte; Uneingeweihte und linkische Laien hatten da nichts zu suchen.
    Barhocker gab es nicht; wer nicht stehen konnte, sollte sich davonscheren, ein weiser Grundsatz, um die Spreu vom Weizen zu sondern, um Männern von echtem Schrot und Korn die Gesellschaft von Schlappschwänzen zu ersparen. Der Barkeeper, Francis hieß er – und sein Name war das Wort, das am häufigsten durch die Gastwirtschaft schwirrte, wenn man die mit »Scheiß« verbundenen Ausdrücke nicht mitzählt –, war ein hochaufgeschossener junger Mann, schlank und rank, hatte breite Kinnbacken, eine kräftige, ansehnliche Nase, braune Augen im

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