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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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umherfuchtelnd den Weg zum Kern des Aufruhrs. Aaron hatte sich an die Bar zurückgezogen, um den besseren Überblick zu behalten. Declan, wenn er es denn war, stand näher an einer der Nischen und schaute wie Aaron der Prügelei teilnahmslos zu. Ihre Blicke trafen sich. Sie nickten einander verbindlich zu, hoben, sich zuprostend, ihre Gläser und nahmen einen herzhaften Schluck auf ihr gemeinsames fortdauerndes Wohlergehen.
    Der Hagere umarmte das Mädchen mit dem T-Shirt, der Mann mit den Hosenträgern landete in einem der Séparées,der Gast im grünen Sweater wurde aufs Herrenklo geschickt, und den Rest schubste Francis an die Bar zu einem Guinness auf Kosten des Hauses. Alle fügten sich, wie befohlen. Aaron wandte sich wieder nach Declan um. Doch der Mann war nicht da, wo er eben noch gestanden hatte. Er war in keiner der Nischen, an keinem der Tische, hatte sich auch nicht unter die Schar am Tresen gemischt. Declan Tovey war verschwunden.
    Aaron überlegte, ob er umhergehen und nach ihm fragen sollte, dabei vorgeben, dass er sich bei ihm entschuldigen wollte für den grundlosen Hieb auf die Nase. Falls er den Mann ausfindig machte, würden sie erneut einander gegenüberstehen; bei dem dann folgenden Wortwechsel würde nur herauskommen, was von vornherein klar war. Der Mann würde sich als ein anderer erweisen, nicht als Declan. Aus dem einfachen Grund, weil er unmöglich Declan sein konnte. Dass Aaron nach ungezählten Halblitern Stout die Beherrschung verloren hatte, würde niemand als Entschuldigung für die Sinnestäuschung gelten lassen.
    Auf diesen ersten Gedanken folgte sofort ein zweiter, nämlich, dass es klüger wäre, keine Nachfragen anzustellen. Lieber den Mann nicht ausfindig machen, nicht nach Erklärungen suchen. Manche Dinge sollte man besser nicht wissen. Unwissenheit hinzunehmen, wenn man sich dabei auch nicht wohlfühlte, war oftmals erstrebenswerter. Egal, welche Macht, die in dergleichen Fällen wirksam wird, eingegriffen hatte, der Mann war weg. Und Aaron ahnte, dass hier eine Macht am Werke war, auf die er keinerlei Einfluss hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass, wie die meisten Mächte, die sich unlängst in sein Leben gedrängt hatten, diese unergründlich war, bar jeder Logik, völlig dem Zufall gehorchte. Sie verfolgte ihre eigenen Ziele, sie befriedigende Ziele, deren sie sich selbst nicht einmal bewusst war. Forderungen nach Erklärung, Wissen oder Verständnis waren ihr gleichgültig. Wie Großtante Molly immer gesagthatte: »Wir geraten von einem Mysterium ins nächste, und daraus erwächst uns Weisheit.« Zum ersten Mal in seinem Leben begann er daran zu glauben, dass die gute Frau recht gehabt hatte und dass es an ihm lag, Ire genug zu sein, um das zu akzeptieren.
    Aaron wollte sich noch einen Drink genehmigen und sich dann auf den Heimweg machen. Es war spät geworden. Seine Kleidung war durchnässt und roch – und das war ihm an diesem Tag nicht zum ersten Mal passiert. Nach Hause zu wandern würde ihm gut tun. Er würde die Sterne sehen und die Winde fühlen, die von den Bergen herabkamen, oder die Brise spüren, die von der See heranwehte. Natürlich würde er Gerüche und sonst noch manches wahrnehmen. Und natürlich würde der Mond scheinen. Er würde die Seele zum Himmel erheben und sich verwandeln lassen. Der Tag war nicht leicht gewesen, aber jetzt war er vorüber, und er konnte sich der kosmischen Umarmung hingeben, die das reichlich geflossene Bier für ihn bereithielt.
    Er hob sein Glas, das wollte er austrinken und dann das für heute letzte Guinness bestellen. Er hatte das Glas angesetzt, schlürfte das Stout – wobei ein Teil auf die Hemdbrust geriet –, da nahm er über den Rand des Gefäßes hinweg wahr, wie sich die Tür des Pub einen Zollbreit öffnete. Das könnte Declan sein, der zurückkam. Vielleicht auch Lolly, die wiedergutmachen wollte, dass sie ihn mit Nichtachtung gestraft hatte. Oder sogar seine Tante, die es von London zurückgetrieben hatte, um ihn sicher heimzuschaffen. Die Tür ging weiter auf. Aaron nahm das Glas von den Lippen. Herein kam das Schwein, reckte den Rüssel hoch, als schnüffelte es nach demjenigen, den es suchte.
    Fast konnte man meinen, der schweinemäßige Mann wäre zur nächsten Telefonzelle gegangen, hätte dort seine äußeren Hüllen abgeworfen und käme nun in seiner wahren Gestalt zurück. Das Schwein war den ganzen Abend über hier gewesen, hatte ihn beim Dartspiel beraten und zumSieg geleitet. Ihm hatte er zu

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