Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
Bekenntnis einer eventuellen Zuneigung gutheißen zu müssen. Er hob den Kopf, lächelte und hoffte, das Lächeln würde nicht zu einem hämischen Grinsen geraten.
»Verheiratet also seid ihr«, stellte Jim fest.
»Verlobt sind sie«, berichtigte Tom und kam einen Schritt nach vorn. »Kittys Neffe. Aus New York.«
Aaron nickte zur Bestätigung und nahm dann wieder den dümmlichen Gesichtsausdruck an, ein Vor-sich-hin-Starren, das mehr betrunken als gleichgültig und mehr aufgeschreckt als freudig bewegt wirkte. Natürlich fühlte er sich geehrt, plötzlich der Auserkorene zu sein, machte sich aber sogleich klar, dass es sich lediglich um ein Vernunftverlöbnis handelte. Lolly würde die Verlobung auflösen, sowie Wachtmeister Tom und Wachtmeister Jim ihre Mission erfüllt und sich aus der Priesterstube zurückgezogen hatten. Bis dahin würde er die Hand der Frau halten, den Kopf senken und nicht einmal versuchen, sich vorzustellen, wie die Sache ausgehen könnte. Nach Lage der Dinge war er jetzt ein am Mord Mitschuldiger.
Inzwischen hatten sich Kitty und Sweeney hereingestohlen und sich unauffällig zur Wand mit der geheimen Öffnung geschoben. Beide taten so, als müssten sie gegen eine Versteifung im Genick ankämpfen, drehten den Kopf hin und her, warfen Blicke unter die Bettstatt, stierten zur Decke, suchten zu ergründen, wohin ihr verstorbener Freund entschwunden war. Seine Abwesenheit flößte ihnen ehrfurchtsvolle Scheu ein, und sie rückten näher an die Wandverkleidung heran. Schließlich sagte Kitty mit honigsüßer Stimme, wie sie nur in der Kehle derjenigen entsteht, die darauf hinweisen wollen, am Ende ihrer Geduld zu sein, das aber mit einer vorgetäuschten Höflichkeit tun, die ihrem eigentlichen Wesen völlig fremd ist. »Nun, was ist? Sehen Sie hier irgendwelche entflohenen Gefangenen? Ist hier jemand, der eine Springmaus gebissen hat? Wenn nicht, hätten Sie, meine Herren, vielleicht die Güte, Ihre Nachforschungen andernorts fortzusetzen.«
Leicht verwundert, woher die Stimme gekommen war, drehte sich Jim nach ihr um. »Wir tun, was unser Job verlangt«, sagte er. Tom, der seine Augen nur schweren Herzens von dem glücklichen, auf dem Bett sitzenden Paar reißen konnte, ließ seinen Blick flüchtig durch die Stube wandern. Instinktiv machten Aaron und Lilly die Beine ein wenig breit in der Hoffnung, Teile oder Stücke von Declan abzuschirmen, die möglicherweise irgendwo hervorlugten, und die Gesetzeshüter davon abzuhalten, unters Bett zu schauen. Die Bewegung jedoch ließ Tom aufmerken, der seinen eigenen Instinkten Folge leistete, sich bückte und unters Bett guckte. Um ihn nicht in seiner Amtsausübung zu behindern, schickten sich Aaron und Lolly in das, was auch immer kommen mochte, schlossen nicht nur die Schenkel, sondern drückten sie enger aneinander, er an ihren, sie an seinen. Tom richtete sich auf. Lollys Bein wollte sich schon um eine Winzigkeit wegbewegen, blieb dann aber, wo es war, schmiegte sich noch enger an.
Inzwischen beschäftigte sich Jim damit, die Tür des Schränkchens zu öffnen und zu schließen, selber vorschriftsgemäß unters Bett zu spähen und auf den Dielenbrettern herumzuspringen, immer abwechselnd auf jeweils einem Fuß. Tom stieß mit einem Stock, der ihm wunderbarerweise von irgendwoher in die Hand geraten war, gegen die Zimmerdecke. Er nickte ehrfürchtig beim Vorbeigehen dem Kruzifix zu und untersuchte noch einmal den Schrank. Dabei ging er sorgfältiger vor als sein Partner, klopfte mit den Knöcheln die Innenwände ab und prüfte, ob die Scharniere funktionierten. Inspiriert von Tom, wie er das Schränkchen abklopfte, fing Jim an, mit der Faust gegen die Wand am Bett zu schlagen. Ohne recht zu lauschen, ob eine Resonanz einen Hohlraum hinter den Brettern verriet, pochte er immer weiter; seine Faust hatte sichtlichen Spaß daran, die Täfelung zu bearbeiten.
Kitty bemerkte als erste den Stift, den Nagel vom Kruzifix, der noch in der Wand war, wo Sweeney ihn hineingesteckt hatte. Aaron entging nicht, dass seine Tante plötzlich zusammenzuckte. Er folgte ihrem Blick und sah den Nagel. Jim hämmerte unaufhörlich weiter, Tom gesellte sich zu ihm und machte mit, beide gleichermaßen darauf erpicht, zu zeigen, wie gründlich sie ihren Dienst versahen.
Schließlich war es Jim, dessen Faust die richtige Stelle traf. Die Wandverkleidung öffnete sich knarrend und zwang Kitty und Sweeney, zur Seite zu hüpfen. Lolly, geistesgegenwärtig wie immer, schrie auf:
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