Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
»Seht bloß! Eine Geheimtür im Paneel!«
»Jesus, Maria und Joseph«, entfuhr es Tom.
Jim, im ersten Moment sprachlos, brachte dann heraus: »Wonach stinkt das? Verfaulen da Kohlköpfe?«
Tom griff sich mit der Hand ans Kinn, Jim hielt sich den Mund zu und rülpste tierisch. Kitty und Sweeney fuhren zurück, wie um ihr Erstaunen noch stärker zum Ausdruck zu bringen. Lolly presste ihren Schenkel fester an Arons,zog beider verschränkte Hände an die Lippen und nagte an Aarons Knöcheln.
»Komm raus! Los, mach schon, lass uns nicht lange warten!«, schrie Tom.
Jim brüllte noch lauter. »Jetzt haben wir dich! Rette deine Haut, kriech raus, sei vernünftig!« Zur Bekräftigung dessen, was er sagte, fuchtelte er mit der Hand. Tom bewegte sich nicht weg von der Öffnung und fragte, mehr zu Kitty gewandt: »Wo führt das hin? Gibt es einen Weg wieder raus?«
»Woher soll ich das wissen? Nie im Leben habe ich das hier gesehen.«
»Aber die alte Geschichte besagt doch, ein Tunnel ginge runter zur See«, griff Jim ein. »Und das hier muss er sein. Wir haben ihn gefunden.«
»Man möchte es nicht glauben«, wunderte sich Kitty. »Nicht auszudenken!«
»Komm raus! Mach schon!«, brüllte Tom noch einmal.
»Da ist keiner drin«, sagte Sweeney. »Nur ein Idiot würde seinen Fuß in so was von Gestank setzen.«
Aaron wollte schon den Kopf heben und protestieren, besann sich aber und schwieg. Lolly hatte ihre ineinandergefügten Hände wieder auf seinen Oberschenkel gelegt, gab sich ganz locker und deutete damit an, dass die Polizei auf der falschen Fährte war. Kitty verstand den Wink, nahm die Taschenlampe von der Kommode und verkündete: »Kommen Sie mit! Ich geh voran. Wenn da einer drin ist, kann das nur ein Geist sein, und den tät ich mir gerne anschauen.«
Tom und Jim sahen einander fragend an. Kitty bückte sich und wollte in den Tunnel steigen. »Du machst das doch nicht wirklich?«, fragte Sweeney und zwang sich, nicht die Hände zu ringen – ihm war Lollys Signal entgangen. »Ich meine, du weißt doch nicht, was dich da drin erwartet. Bitte. Überleg’s dir.«
Ohne sich aufzurichten, meinte Kitty: »Was immer da drin ist, ist eben drin. Ich will einfach die Sache hier hinter mich bringen und wieder mein normales Leben führen.« Sie knipste die Lampe an und hielt den Lichtstrahl ins Dunkel.
Lolly holte tief Luft, atmete aus und erklärte: »Ihr werdet da nichts finden. Das kann ich euch versichern.«
»Ah so?«, fragte Tom.
»Du scheinst dir ja schrecklich sicher«, sagte Jim. »Wieso eigentlich?«
Lolly zuckte die Achseln. »Ich weiß das eben, einfach so.« Sie schaute Sweeney durchdringend an. Er erwiderte ihren Blick, wandte sich dann an die immer noch gebückt stehende Kitty. »Ich geh da rein«, sagte er. »Das ist nichts für eine Frau, egal, was sich da offenbart.« Das hören und reagieren, war für Tom und Jim eins. Wie Bühnenarbeiter, die mit ihrem Scheinwerfer beim Stichwort etwas hinterherhinken, schauten sie Sweeney groß an. »Wir sind diejenigen, die reingehen«, sagte Jim, »wenn überhaupt wer reingeht.« Kitty schnaubte verächtlich und stieg in die Öffnung.
Tom und Jim berieten sich im stummen Blickwechsel, beide Männer bückten sich und machten sich bereit, ihr zu folgen. Jim steckte den Kopf hinein, zog ihn zurück, spuckte aus und ging dann doch weiter. Stolpernd stieg Tom hinterher. Aus dem Dunkel hörte man nur das Wort »Autsch«, es kam von Jim.
Lolly löste rasch ihre Hand von Aarons, schüttelte sie dreimal, als wollte sie die Berührung mit ihm ungeschehen machen. Ihr Oberschenkel rückte ab von seinem, und mit flinken Fingern begann sie, ihre Bluse zuzuknöpfen. »Meine Schweine warten auf mich, ich muss mich kümmern«, sagte sie und stand auf. Sie ging zu der Öffnung, Aaron hinterher. Beide schauten hinein, lauschten, ob sich die Geräusche entfernten. Zweimal war Jims »Ooch!« zu hören, einmal Toms »Drängel nicht so«. Aus der Ferneklang Kittys Stimme: »Lassen Sie mich wissen, meine Herren, wenn es Ihnen reicht.«
Sweeney ging zum Bett und ließ sich auf der Matratze nieder. »Was habt ihr mit Declan gemacht?«, flüsterte er. Als er eine Handbreit auf der Matratze weiterrutschte, knackte und knirschte es. Lolly und Aaron drehten sich mit großen Augen zu ihm um.
»Oh! Ach, Herrje!«, sagte Sweeney.
»Steh auf, Sweeney«, zischelte Lolly, »ehe du ihm noch mehr antust, als du bereits getan hast. Und Sie, Aaron, helfen mir, ihn rauszuschaffen, bevor
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