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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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von den Augen zu nehmen und sie zu heißen, flugs ihr schreckliches Schwert zu schwingen. Außerdem waren sie daran schuld, dass der Gestank seinen Körper durchdrungen und üble Ausdünstungen ihn fast erstickt hatten. Der Pest hatte man ihn ausgesetzt, und was ihn noch unmittelbarer berührte, unausrottbare Pilzbakterien waren bereits dabei – davon war er fest überzeugt –, zwischen seinenZehen Hefen und Schimmel zu produzieren, die seine Füße für immer von jedweder Zuneigung disqualifizierten, die eine etwaige Busenfreundin in ihrer Verzückung versucht sein könnte, ihnen angedeihen zu lassen. Mitleid war ganz offensichtlich fehl am Platze. Die Gerechtigkeit sollte ihren Lauf nehmen, den die Tiefe seines Verletztseins vorgab und den die Erhabenheit seines Grolls bestimmte.
    Doch der allgemeine Aufruhr im Haus beraubte ihn seiner kleinen gehässigen Vergnügungen. Die Wandverkleidung war zugeschlagen worden, die Tür zur Priesterstube, in der sich Aaron und Lolly befanden, wurde zugezogen, in der Küche begrüßte man sich, Kitty stellte den Polizisten frei, das Haus nach einem Flüchtigen zu durchsuchen – der Flüchtige war ein Mann, den man festgenommen hatte, weil er die Springmaus seiner Freundin totgebissen hatte, und dessen Fahrrad man im Dickicht unten an der Straße gefunden hatte – und so, wie man zuvor Sweeneys Schritte wahrgenommen hatte, hörte man nun Stiefel im Oberstock umhertrampeln.
    Aaron überließ es Lolly, die Wand an den mutmaßlichen Stellen abzuklopfen, um die Öffnung zu finden. Nachdem sie es zweimal versucht hatte, gab sie zu, vergessen zu haben, wo genau die Stelle war. Aaron tat, als versuchte er es jetzt. Ihn überraschte, dass sich Lolly in ihrer Verzweiflung völlig anders verhielt. Sie war hilflos; fühlte sich in die Enge getrieben; sie verließ sich darauf, dass er einen Ausweg fand. Falls es eines Beweises bedurfte, dass es in ihrem Interesse lag, dass man das Skelett nicht entdeckte, so wurde ihm der jetzt rückhaltlos geliefert, wobei das Wort »Scheiß« reichlich Verwendung fand, die Hände gerungen, die Augen verdreht wurden – die nun in ihrer Not in tiefstem Blau strahlten –, ein Flehen, nicht den brutalen Kerlen ausgeliefert zu werden, die über ihren Köpfen dröhnend gegen die Wände schlugen. Die Stiefeltritte waren jetzt oben im Flur, näherten sich der Treppe. Eine geschlossene Tür – die Türzur Priesterstube – würde den Eindringlingen sofort auffallen, wenn sie herunterkamen.
    »Oh, Declan«, sagte Lolly, » Ärger hast du immer gemacht. Aber das jetzt musste nicht sein.«
    Aaron blieb keine andere Wahl, er musste ihr hilfreich zur Seite stehen. Sie war in äußerster Not. Sie brauchte ihn. Er unternahm einen gänzlich sinnlosen Versuch, ging zum Fenster und wollte die Fensterläden öffnen. Vielleicht konnten sie die sterblichen Reste draußen abwerfen und sie später wieder hereinholen, wenn die Polizei die Umgebung absuchte.
    Schon trampelten die Stiefel die Treppe herunter. Kitty, die selten eine liebenswürdige Gastgeberin war, lachte. Trotz aller Mühen wollten Aarons Fingerspitzen nicht in den Spalt zwischen den Läden passen; beinahe hätte er aus Wut mit der Faust gegen das Holz gedroschen, doch ein Klack hinter ihm hielt ihn davon ab. Das Abenteuer war zu Ende. Die Gerechtigkeit stand schon hinter der Tür. Jeden Moment würde die Polizei eindringen, würde Declan entdecken. Man würde höchst erstaunt sein, Fragen stellen, stammelnde Antworten erhalten, sich weiter wundern und etwas unternehmen, was noch nicht vorstellbar war. Ob jemand anders statt Declan gepackt und fortgeschafft würde, war völlig offen. Aaron hatte nicht die mindeste Ahnung, welche Anklagen man erheben, welche Alibis die Betroffenen erfinden, welche Beteuerungen sie vorbringen würden. Einer Sache jedoch war er sich sicher: Ein endloses Gerede würde einsetzen, bei dem nur Declan der Mühe enthoben war, seinen Beitrag zu leisten. Und dann – so stand es ihm vor Augen – würde das Durcheinander ein Ende haben. Lolly McKeever würde unumwunden ihr Verbrechen gestehen. Keiner würde sich rühren. Keiner würde etwas sagen. Irgendwer würde weinen. Er vermutete, er selbst würde es sein.
    Aaron wandte sich von den geschlossenen Fensterlädenab, bereit, jede Eventualität zu akzeptieren. Doch die Tür war nur ein wenig geöffnet worden, und Lolly schob ihr Gesicht in den Spalt. Sie hatte die oberen Knöpfe ihrer Bluse geöffnet, die sie nun mit einer Hand

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