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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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die alle zurückkommen.«
    »Rausschaffen?«, fragte Aaron.
    »Wir schnüren ihn zu einem Bündel, und zu Hause richte ich ihn wieder her.«
    »Sie wollen ihn mitnehmen, zu sich nach Hause?«
    »Wir können ihn doch nicht hierlassen.«
    Sweeney stemmte sich mit den Handflächen auf die Matratze. »Ich bin eigens hergekommen, um ihn mitzunehmen. Der geht mit mir.«
    Aaron überlegte ob er Tom und Jim hinterherrufen sollte, kommt schnell, ich kann euch was zeigen. Irgendetwas in der Art, um ihr Wortgeplänkel zu stoppen. Dass Lolly ihn weiterhin benötigte, hatte sich erledigt, und er hegte keine Zweifel, dass Lolly McKeever die Mörderin war. Ihr frenetisches Bemühen, das Skelett zu verbergen, kam einem Schuldbekenntnis so nahe, wie man es sich nur wünschen konnte. Und wie unverschämt sie ihn, Aaron, benutzt hatte. Zwar war das in manchen Momenten auch nicht ohne gewesen, aber in der Rückschau war sie schamlos, skrupellos und, was noch schlimmer war, unaufrichtig gewesen. Er wusste, dass ihr Handergreifen, Schenkeldrücken und Beknabbern seines Fingerknöchels gekonnte Schauspielerei war, doch sie hatte das so überzeugend hingekriegt, dass er schon begonnen hatte, sich Hoffnungen zu machen, zu glauben, sie hätte in ihrer Not erkannt, wieanziehend seine körperliche Nähe war, wie unwiderstehlich seine Hand, sein Schenkel, sein Knöchel waren. Aber zu schnell hatte sie sich von seiner Seite gelöst, hatte seine Hand fahren lassen, hatte ihren Oberschenkel von seinem abgerückt. Er fühlte sich erniedrigt zu dem, wofür sie ihn hielt: ein notwendiges, aber nur zeitweilig gebrauchtes Requisit. Er verlangte keine Dankbarkeit von ihr. Er wollte lediglich eine irgendwie spürbare Bestätigung, dass seine Nähe sie erregt hatte. Dass sie sich ein bisschen verwirrt fühlte, war alles, was er verlangte, eine verschämte Andeutung, dass sie ihre gewohnte Beherrschung verloren hatte, nun aber um einen kurzen Aufschub bat, ihre Gefühle wieder zu ordnen nach dem, was ihr in seiner hautnahen Gegenwart widerfahren sei.
    Sweeney holte erschrocken tief Luft und flüsterte verstört: »Das Schwein ist im Grab!« Wild mit den Armen fuchtelnd, stürzte er aus der Stube, nicht ohne gegen den Türrahmen zu schlagen. Er überquerte den Gang, verschonte mit seinen Hieben nicht die Küchentür und drosch noch einmal gegen die Tür, die sich zum Hof öffnete. Die Fliegentür knallte zu, und durch die Gaze konnte Aaron sehen, dass Sweeney wie ein verrückt gewordener Tänzer zu dem Loch hastete, in dem Declan gelegen hatte. Der Rücken des Schweins war sichtbar, die rosige Rundung glitt von einer Seite zur anderen. Selbst einem Stadtmenschen wie Aaron ging auf, das Schwein hatte sich eine Suhle geschaffen, hatte tief genug gewühlt, so dass der Grund des Grabes moddrig wurde, und genoss nun die Früchte seiner Mühen. Wenn Aaron richtig hörte, gab Sweeney zischende Laute von sich, mit denen man vielleicht eine Gans verscheuchen konnte, aber gewiss kein Schwein. Er umkreiste das Grab, die rosige Rundung glitt eher erregter hin und her; dem Schwein schien der Schamanentanz eines Mannes mit um sich schlagenden Armen und von Geistern beflügelten Stiefeln noch größere Befriedigung zu verschaffen.
    Ob Aaron oder Lolly davon abgehalten werden sollten, sich dort draußen einzumischen oder auch nur bei dem urtümlichen Ritual zuzuschauen, bleibt dahingestellt, jedenfalls schlug ein plötzlicher Luftzug die Tür zur Priesterstube zu. Aaron stand neben der Tür. Lolly stand neben dem Bett. Sie waren allein.
    Beide sagten kein Wort, waren im Schwebezustand zwischen dem, was sich ereignet hatte, und dem, was jetzt passieren würde. Aaron rührte sich nicht, Lolly aber, um anzudeuten, dass man sich sehr wohl bewegen durfte, ließ sich auf das Bett nieder. Es knackte und knirschte wie zuvor, doch sie kümmerte das nicht weiter. Sie legte die Hände in den Schoß und starrte auf die geschlossene Tür. Aaron ging nach kurzem Zögern zu dem Stuhl neben dem Schränkchen und setzte sich. Er legte die Hände auf die Oberschenkel und starrte auf die Öffnung im Paneel. Etwa eine Minute lang verharrten sie reglos. Dann erhob sich Lolly und ging hinüber zu dem mit den Läden verschlossenen Fenster. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über den Spalt zwischen Fensterladen und Fensterbank, zog einmal kurz, und der Fensterladen kam ihr entgegen. Sie machte es auf der anderen Seite genauso, und auch der Fensterladen ging auf und schwenkte in die Stube hinein. Dann

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