Das Schwert der Keltin
zu Anfang die Soldaten gezählt - es waren ihrer zwanzig - und sofort seine Chance gesehen, nun doch noch zu Ruhm zu gelangen, welcher sogar noch viel größer sein würde als der seiner Schwester. Darüber hinaus befand sich in seiner Nähe auch noch jener Mann, den ein halbes Schlachtfeld voll gestandener Krieger zu töten versucht hatte, jedoch ohne Erfolg. Und so stürzte sich Cunomar auf den verhassten Dekurio, und der Kampf, wenn es denn überhaupt einer war, dauerte genauso lange, wie ein Junge auf einem Pony brauchte, um einen unberittenen Mann zu erreichen, nur um dann prompt und ohne viel Federlesens von seinem Pferd gerissen zu werden und blitzschnell eine Klinge an die Kehle gedrückt zu bekommen. Cunomar kämpfte und biss und trat wild um sich. Der Mann lachte lediglich, verstummte dann aber plötzlich.
»Halt!«
Der Befehl ertönte auf Lateinisch, aus dem Mund eines Mannes, dessen Wort Gesetz war und der nur wenig Geduld hatte. Der Mann gegenüber Dubornos zögerte einen Augenblick und musste dieses Zögern denn auch sogleich mit dem Tode bezahlen, als sein Kopf von der Schläfe bis zur Nase gespalten wurde. Die Wucht des Hiebes ließ auch den Arm des Sängers erzittern, selbst dann noch, als er bereits wieder seine Klinge aus dem Kopf des Toten herauszog und zu dessen Kampfgefährten herumfuhr.
»Nein!« Nun blitzte das Messer des Dekurio auf. Cunomar schrie laut auf. Blut strömte von seinem Ohr herab, wo die untere Hälfte des Ohrläppchens plötzlich abgetrennt worden war. Mittlerweile brüllend, um sich Gehör zu verschaffen, rief der Offizier noch einmal: »Halt! Legt eure Waffen nieder! Ansonsten stirbt das Kind!« Der Dekurio sagte dies zweimal; das zweite Mal in recht manierlichem Ordovizisch.
Dubornos aber hob lediglich sein Schwert hoch und wandte sich seinem Feind zu. Cwmfen riss blitzschnell ihr Pferd herum, stellte sich quer vor ihn und vereitelte damit seinen Angriff. »Dubornos! Tu, was er sagt. Sonst tötet er Cunomar!«
»Er tötet ihn doch sowieso. Er wird uns alle töten.« Rasch schlossen sich die Feinde um ihn, doch Dubornos, der seitwärts auswich, rammte seinen Schild gegen das Gesicht eines Mannes und holte dann sofort mit seiner Klinge nach dem zurückzuckenden Kopf aus. »Ihr wisst doch, wer das ist. Es ist immer noch besser, hier im Kampf zu sterben, als auf der Festung am Galgen zu landen und dann ihren Hunden zum Fraß vorgeworfen zu werden.«
»Nein!«, erschallte abermals die Stimme des Dekurio über das laute Klirren von Eisen hinweg, als Dubornos’ Schlag pariert wurde. »Nein. Ich weiß, dass er Caradocs Sohn ist. Wir werden ihm nichts tun, wenn ihr eure Waffen fallen lasst. Das schwöre ich.«
Allein aufgrund dieser Stimme hätte man ihn schon töten mögen; aufgrund der spöttischen Arroganz dieses Siegers über die Unterworfenen hätte der Offizier schon tausend Tode sterben sollen. Cygfa stand ihm gerade am nächsten. Noch immer wütete der Zorn der Schlacht in ihr, und mit einem einzigen Schlag hätte sie ihn töten können. Doch ihr Schwertarm hing vollkommen reglos herab, umklammert von der Hand ihrer Mutter.
Cwmfen schleuderte ihren Schild in Dubornos’ Gesicht. Sie war von großem Zorn erfüllt, genauso wie ihre Tochter, doch wurde der ihre von Vernunft und einem ausgeprägten, unüberwindbaren Stolz gedämpft. Hier und jetzt war für alle ganz klar zu erkennen, warum Caradoc sie einst geliebt hatte.
»Du wirst jetzt aufhören«, sagte sie energisch. »Der Eid, den du abgelegt hast, bindet dich. Wenn du stirbst, dann stirbt auch Cunomar. Du bist also durch deinen Eid an das Leben gebunden.«
Vielleicht stimmte das sogar, zumindest aber hätte die Frage nach dem Wesen und der bindenden Wirkung dieses Schwures selbst die versammelten Träumer von Mona einen ganzen Monat lang Nacht für Nacht hindurch beschäftigt - dessen ungeachtet aber war es in diesem Augenblick allein Cwmfens unbeugsamer Wille, der Dubornos ins Schwanken brachte. Er hasste sich dafür, dennoch zog er sein Schwert schließlich wieder zurück und ließ es in die Scheide gleiten. Der Dekurio sagte ein paar kurze Worte auf Latein, und überall um ihn herum ließen nun auch die anderen Männer ihre Waffen sinken. Das Chaos des Kampfes hatte ein Ende. Aus Mord erwuchs Ruhe, nur nicht an jenem Platz gleich hinter dem Felsen, dort, wo Hail gelauert hatte. Der Hund sprach kein Latein und wusste auch nichts von der Abmachung, dass sie ihre Waffen strecken sollten, sondern stürmte mit
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