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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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kämpfenden Männer und Frauen kannte den dreifachen Hornstoß, der den letzten Rückzug ankündigte, und wusste, wie dieser sich von den heulenden Tönen des falschen Rückzugs unterschied. Auch Dubornos hörte die Hornstöße und fluchte lästerlich, und seine Worte hallten über das Waffengeklirr und die in großen Kreisen träge abwärts gleitenden Raben hinweg.
    »Sie dürfen jetzt noch nicht aufhören!«, sagte Cunomar. »Der Kundschafter kommt doch! Ich kann sein Pferd sehen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.«
    »Nein. Ein einzelner Reiter ist keine Kriegsarmee, außerdem ist es bereits zu spät. Sieh doch, die Legionssoldaten sind schon alle bis in das Tal vorgedrungen. Die Ebene haben sie eingenommen, und ihre Pioniere tragen bereits den Festungswall ab, verschaffen ihnen damit eine sichere Rückzugsmöglichkeit. Am stärksten sind sie, wenn sie in geschlossenen Reihen kämpfen, so wie jetzt. In kleinen Gruppen können wir sie noch immer töten, aber wir sind nicht genug, um sie vollends zu überwältigen. Dein Vater hat Recht. Für jene, die noch übrig geblieben sind, ist es jetzt Zeit, den Rückzug anzutreten. Die Wälder sind noch sicher. Besser eintausend lebende Krieger, die an einem anderen Tage erneut kämpfen können, als ebenso viele tote Helden.«
    Damit stand der Sänger auf. Verzweiflung lastete schwer auf seiner Brust, trug noch zu altem Kummer bei. Zum ersten Mal in den drei Jahrzehnten, die er nun schon lebte, verspürte er eine gewisse Steifheit in seinen Schultern und Kniegelenken. Er schnippte einmal mit den Fingern nach Hail und spürte, wie ihn prompt eine kalte Nase am Handgelenk berührte.
    »Wir sollten aufbrechen«, entschied Dubornos. »Es ist nicht auszuschließen, dass Scapula oder einer seiner Offiziere versucht, die Höhenzüge zu erklimmen. Wir sollten deinen Vater an der verabredeten Stelle bei der Quelle im Wald treffen.«
     
    Uraltes Heidekraut überzog den Pfad mit seinen knotigen Wurzeln und erschwerte Dubornos und Cunomar das Vorankommen. Der Boden war übersät von Blaubeeren, die genau den Weg anzeigten, den zwei Pferde und ein Hund genommen hatten. Dubornos ritt voran, Cunomar ein oder zwei Pferdeschritte hinter ihm. Hail schlängelte sich zwischen ihnen hindurch und war auf seinen drei Beinen noch immer genauso schnell wie auf vieren. Nachdem sie den Felsvorsprung der Träumer verlassen hatten, waren sie auf ein langes Feld, bewachsen mit feuchtem, knöcheltiefem Farnkraut, gestoßen, an dem sie aber seitlich entlanggeritten waren, statt einfach quer hindurchzureiten. Kurz darauf trafen sie auf Cygfa und ihre Mutter Cwmfen, die auf einem schräg verlaufenen Pfad aus dem Tal heraufgeritten kamen. Das Mädchen war schmutzig, ihr Haar zerzaust, und aus einer flachen Speerwunde an einem ihrer Oberschenkel sickerte Blut. Ihren Speer und den Schild hatte sie verloren, stattdessen hielt sie den breiten und schweren, aus Bullenleder gefertigten und dann schwarz angemalten Schild eines Mannes umklammert. Auf dem Knauf und dem Leder des Schildes breitete jeweils ein grauer Falke seine Schwingen aus. Falls sie Schmerzen hatte oder erschöpft war, so ließ sie sich beides jedenfalls nicht anmerken. Wie bei ihrem Vater, wenn dieser aus einer Schlacht kam, strahlte auch von Cygfa eine geradezu schimmernde Lebensenergie aus, und in ihrem Haar flatterte eine Krähenfeder. Sie war zwar nur hastig hineingeflochten worden und sollte auch gar nicht allzu lange halten, doch war sie in sich bereits eine Botschaft.
    Dubornos spürte, wie Cunomar sich versteifte, beschloss aber, dies einfach zu ignorieren. Wie die erste Liebe, so erlebte man auch die erste Schlacht nur ein einziges Mal im Leben, und die sollte man, wenn der Zeitpunkt gekommen war, aufs Beste genießen. Dubornos entbot Cygfa den Kriegergruß und sah, wie sie ihn freudestrahlend erwiderte.
    »Wie viele?«, fragte er.
    »Acht«, antwortete Cygfas Mutter. Der Stolz, der in ihren Augen leuchtete, überlagerte die Sorgen, die ihr Venutios’ Fernbleiben und ohnehin schon der ganze Tag bereitet hatten. »So viel ich sehen konnte, hat sie acht feindliche Soldaten getötet und ebenso viele verletzt. Sie ist ganz zweifellos eine Kriegerin, denn damit hat sie sogar noch ihren Vater übertroffen. Er hatte in seiner ersten Schlacht nur drei getötet, und das galt damals als viel.«
    Hail schnappte nach Cunomars Pony, das daraufhin mit dem Kopf nach dem Hund stieß. Hell und geradezu durchdringend heulte Hail auf; er war von diesem

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