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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dich erinnern, dass Lythas froh war, als er dir endlich in die Augen blicken konnte. Mich dagegen mochte er nicht ansehen, außer gleich zu Anfang, als er noch immer im Boot war und noch nicht wusste, wer ich bin. Man konnte deutlich die Angst erkennen, die ihn gleich darauf packte. Aber ich dachte zuerst, dass er bloß Angst um dich hätte wegen der schmerzlichen Nachrichten, die er dir in diesem Augenblick zu eröffnen hatte. Er ist ein kluger Bursche, und auch an Mut mangelt es ihm gewiss nicht, aber er hat sich bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele Cartimandua verschworen. Wenn du also tatsächlich zu ihr gehen solltest und um Caradocs Leben bittest, dann liefert sie euch beide an Rom aus.«
    »Und das alles hast du von Anfang an gewusst?«
    »Ja. Das ist auch der Grund, weshalb ich ihm kein Essen gebracht hatte. Wenn er mit uns gemeinsam gegessen hätte, dann hätten es die Gebote der Gastfreundschaft nur noch schwieriger gemacht, das zu tun, was wir nun tun müssen.«
    Bald würde die Morgendämmerung heraufziehen. In dem gedämpften Licht blickte Breaca in die Augen jener Frau, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannte. Noch niemals zuvor jedoch hatte Breaca die Dunkelheit in der Seele jener Frau wahrgenommen, die nun ihren Blick erwiderte. Die Leere und Trostlosigkeit in Airmids Augen ließen Breaca erstarren. Ein solcher Blick gehörte auf das Schlachtfeld, spät am Tage, nachdem das erste Feuer des Zorns wieder verglüht war. Dies war ein Phänomen, das man bei den Überlebenden beider Seiten beobachten konnte, ein Phänomen, das all jene packte, die die Schlacht überlebt hatten, die getötet hatten und auch weiterhin töten würden, die Menschen zu Krüppeln geschlagen hatten und dies auch wieder tun würden, die gesehen hatten, wie sowohl der Feind als auch ihre Freunde gestorben waren, manchmal schnell, manchmal qualvoll langsam, und denen genau dieses Ende ebenfalls bevorstand. Breaca jedoch wusste mit Sicherheit, dass Airmid erst ein einziges Mal an einer Schlacht teilgenommen hatte, und es war allein ihrem Glück und dem Schutz der Götter zu verdanken, dass sie diese überhaupt überlebt hatte; nicht dem Geschick der Träumerin im Umgang mit Schild und Schwert. Der Kampf war einfach nicht ihre Stärke; ihre Aufgabe war es zu heilen, nicht zu töten.
    Aus der Hütte ertönten Kampfgeräusche und ein atemloser Schrei.
    Noch einmal versuchte Breaca, zur Tür zurückzugelangen. »Lass mich dies tun«, sagte sie. »So etwas ist nicht deine Arbeit.«
    Airmid wollte Breaca jedoch nicht durchlassen. »Dies ist eher meine Aufgabe als deine. Der Kräuterduft der Fackeln erledigt schon die halbe Arbeit, und wesentlich länger hättest du es darin sowieso nicht mehr ausgehalten. Er hatte dein Urteilsvermögen bereits geschwächt. Und was wir hier tun, ist auch nicht das Töten wie in einem Krieg. Ohne das Kampffeuer in deinen Adern hast du noch nie einen Krieger getötet, und jetzt wäre auch nicht der richtige Moment, um damit zu beginnen. Du würdest die Schuld immer mit dir herumtragen, und das würde dich schwächen. Gerade jetzt, wenn es für uns wichtiger ist als zu jedem anderen Zeitpunkt, dass du im Vollbesitz deiner Kräfte bist, um den Ritt nach Norden und alles, was darauf folgen mag, durchzustehen. Geh zu Sorcha und sag ihr, was Graine alles braucht, damit es ihr gut geht und damit sie glücklich ist. Und wenn du zurückkehrst, werden wir auch wissen, was wir sonst noch vorbereiten müssen.«
    »Dann reiten wir also immer noch Richtung Norden?«
    »Ja, ich denke schon. Caradoc wurde gefangen genommen, das zumindest scheint zu stimmen, obwohl ich denke, dass das erst vor kürzerer Zeit passiert ist, als Lythas uns glauben machen wollte. Aber die Nachricht ist in jedem Fall nicht von Venutios geschickt worden. Darum müssen wir jetzt herausfinden, wie wir, in dem Wissen, dass Cartimandua uns bereits erwartet, uns Caradoc am geschicktesten nähern.«
    »Und was passiert danach mit Lythas? Was werden wir mit ihm tun?«
    Airmid schüttelte den Kopf. »Danach gibt es keinen Lythas mehr. Der Überreste von Lythas werden sich die Krähen annehmen.«
     
    Sorcha war noch wach; sie saß in ihrer kleinen Hütte in der Nähe des Strandes und stillte ihren Sohn. Groß und von kräftigem Knochenbau, lebte sie allein für das Meer. Ihre Mutter stammte aus Belgien, eine entflohene Sklavin. Ihr Vater war ein Seemann aus Irland gewesen, und er hatte seine Frau sowohl dazu angetrieben als ihr auch die Mittel und

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