Das Schwert der Keltin
Bach dahin und erfüllte die Nacht mit seinem flüssigen Murmeln. Fast zwanzig Jahre hatte sie nun schon hier gelebt und geträumt, und wenn sie an diesem Orte etwas sagte, dann sprach durch sie zugleich auch ihr Gott und verzauberte die sie umgebende Luft durch seinen Geist. Somit sagte Airmid schließlich: »Lythas, welches Symbol bringst du uns als Beweis für die Glaubwürdigkeit deiner Worte?«
Befreit von der Last der Botschaft, hatte sich ihr Überbringer gerade ein wenig entspannt, und nun, hinter der Fassade des verängstigten Jungen, konnte man bereits schon etwas deutlicher den Mann in ihm erkennen. Er war älter, als er zunächst gewirkt hatte. »Ich habe keinen Beweis. Es war nichts mehr übrig geblieben, was noch eines Beweises wert gewesen wäre, nichts außer Venutios’ Wort und meinem, dass das, was ich sage, die Wahrheit ist.«
Er beugte sich leicht zu Breaca vor und errötete. Sein Lächeln, und der Schimmer von Hoffnung, den dieses Lächeln enthielt, waren mehr wert als jeder Ring oder jede Brosche, und er war sich dessen auch durchaus bewusst.
»Sie halten Caradoc in Einzelhaft gefangen, und er wird streng bewacht«, fuhr Lythas fort. »Ohne den Einsatz einer ganzen Armee wird man ihn nicht mehr retten können, und die Vierzehnte wartet nur auf genau solch einen Angriff. Für die Krieger wäre das der reine Selbstmord, und noch ehe sie sich Caradoc überhaupt nähern könnten, wäre er auch schon tot. Eine kleine Gruppe jedoch, vielleicht die Bodicea und eine oder zwei von Ardacos’ Bärinnen, könnten vielleicht bis zu ihm durchkommen. Und selbst wenn nicht, so denke ich - dies kommt jetzt nicht von Venutios, sondern ist nur meine persönliche Ansicht -, dass es noch nicht zu spät wäre, einmal mit Cartimandua zu sprechen. Sie ist schließlich auch eine Mutter, und obwohl sie Venutios genauso hasst wie er sie, so hat sie ihn doch immerhin vor der Verschleppung nach Rom bewahrt. Für eine Bitte von der Bodicea, die genau wie sie eine Mutter und Geliebte ist, hätte sie sicherlich ein offenes Ohr. Und dann würde sie Caradoc womöglich gar lebend wieder zu Euch zurückkehren lassen.«
»Aber das würde Rom nicht erlauben«, entgegnete Breaca.
Lythas zuckte lediglich die Achseln. »Eigentlich steht es nicht in der Macht Roms, so etwas zu verhindern. Die Legionen kommen nur langsam voran und müssen sich gegen diverse Widerstände durchsetzen - Gwyddhiens Falken und Ardacos’ Bärinnen verfolgen die Legionen auf ihrem Weg und greifen sie immer wieder an, so dass die Römer jede Nacht wieder ein abgesichertes Lager errichten müssen und nicht schneller marschieren können als die langsamsten ihrer Soldaten - aus Angst, dass die Nachhut der Truppe abgetrennt und niedergemetzelt werden könnte. Wenn wir also schnell reiten würden und nur in kleinen Gruppen, dann könnten wir Cartimandua noch immer einige Tage vor Scapula erreichen.«
»Aber warum sollte sie damit einverstanden sein, Caradoc wieder fliehen zu lassen? Sie hasst ihn doch. Er hatte sich geweigert, sie mit seinem Kind zu schwängern, und das hat sie ihm niemals verziehen. Allein aus diesem Grund schon würde sie doch liebend gern sehen, wie er gekreuzigt würde.«
»Möglicherweise, allerdings steht sie nun nicht mehr so stark unter dem Einfluss ihrer kleinlichen Eifersüchteleien wie damals, und sie ist sich der Anforderungen an sie als Herrscherin jetzt deutlicher bewusst. Sie hat mehr Speerkämpfer unter ihrem Kommando als jeder andere von der Ostküste bis hin zur Westküste, und das hat seinen Preis. Wenn diese Krieger aufbegehren sollten, dann ist sie verloren. Darüber hinaus muss sie sich mit den nördlichen Brigantern arrangieren, die Venutios die Treue geschworen haben. Es sind ihrer Tausende, und diese sind kurz davor, gegen sie zu rebellieren. Wenn Cartimandua nun aber Caradoc freiließe, dann würde das ihr Ansehen unter den Brigantern sofort wieder heben, vielleicht sogar so sehr, dass sie damit einen Aufstand noch abwenden könnte. Und selbst in den Augen Roms täte das ihrer Ehre keinen Abbruch. Sie hat sie bereits schon einmal vor einer schweren Niederlage bewahrt. Mehr können sie vernünftigerweise kaum von ihr verlangen.«
Airmid, die sich der Gegenwart des Kuriers in diesem Augenblick gar nicht mehr bewusst zu sein schien, murmelte leise: »Und natürlich verlangt Rom ja auch immer nur das, was noch im Rahmen des Vernünftigen ist.«
Dann verschwand die Träumerin für einen Moment im hinteren Teil ihres
Weitere Kostenlose Bücher