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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gucklöcher. Den Blick schließlich wieder auf die Astknoten gerichtet, entgegnete sie: »Liebe ist nicht immer nur eine Schwäche.«
    Das war Breacas feste Überzeugung. Noch vor dem Verantwortungsgefühl ihrem Land gegenüber, noch vor den Göttern oder dem verzweifelten Wunsch, ihr Volk nicht in die Sklaverei getrieben oder als Diener Roms enden zu sehen, war es die Liebe, die Breacas Leben seinen Sinn verlieh, und wenn auch alles andere zusammenstürzen sollte, so würde doch immer noch diese Liebe überleben. In den Jahren, bevor sie Caradoc begegnet war, war Ardacos ihr Liebhaber gewesen, und lange vor ihm war Airmid ihre erste große Liebe gewesen. Nun war Ardacos Braints Liebhaber, so wie Gwyddhien die Geliebte von Airmid war, und sie alle vier hatten sich mit ihrem Leben der Bodicea verschworen, ihr zu dienen und sie zu beschützen, bis in den Tod und sogar noch darüber hinaus. Es war unmöglich, das Netz der miteinander verwobenen Herzen nun noch wieder zu entwirren. Doch war dies auch niemandes Wunsch. Allein ein Fremder könnte sich noch dieses Soges erwehren, doch konnte zugleich keinem Fremden jemals die nun anstehende Aufgabe anvertraut werden.
    Die Fährfrau nahm ihren Umhang von einem Haken an der Wand. Mit ihren breiten, von Wind und Wetter aufgerauten Fingern warf sie ihn sich über die rechte Schulter. An der Tür, nachdem sie sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf hatte gehen lassen, hielt Sorcha jedoch inne und sagte: »Aber vergiss nicht, während du fort bist, dass noch mehr Menschenleben davon abhängen, dass du am Leben bleibst und weiterkämpfst, als dieser eine Mann. Und auch seinem Andenken würde man keine Ehre erweisen, wenn ein ganzes Land und sein Volk allein deshalb verloren wären, weil er nicht mehr ist.«
     
    Das Land der Briganter war grau. In den Niederungen leckte grauer Nebel über öde, graue Felsen. In den Bergen, die sich jedoch nirgends so hoch erhoben wie die atemberaubenden, vom Schnee hell glänzenden Gipfel im Westen, wühlten graue Gebirgsbäche den mit Sediment durchsetzten Schlamm auf. Sie durchweichten das am Boden liegende Feuerholz, so dass Breaca und ihre Begleiter in den letzten beiden Nächten ihrer fünftägigen Reise die Hasen und kleinen Fische, die Ardacos erlegte, roh essen mussten. Zudem schliefen sie nur noch aufrecht sitzend und jeweils zu zweit - Rücken an Rücken teilten sie auf diese Weise ihre Umhänge und die Wärme ihrer Körper miteinander.
    Sie waren insgesamt dreizehn: jene fünf, von denen Sorcha bereits gesprochen hatte, zwei von Gwyddhiens Silurern und fünf aufgrund ihrer Geschicklichkeit im Jagen handverlesene Bärenkrieger. Die Dreizehnte war Tethis, eine Cousine von Ardacos, die gerade erst ihre langen Nächte in der Einsamkeit absolviert und sich noch nicht im Kampf bewährt hatte. Zu Anfang war nicht so ganz klar zu erkennen gewesen, warum sie sich überhaupt der Gruppe anschloss, doch es war schließlich Ardacos, der sie mitgebracht hatte, und niemand widersetzte sich dem. Am fünften Tage aber erfuhren sie schließlich, warum Tethis mit ihnen gekommen war.
    Die ganze Reise über hatten Breaca und diejenigen, die ihr am nächsten standen, die verschiedenen Möglichkeiten erörtert, wie sie Caradoc ausfindig machen und ihn anschließend befreien würden. Ein jeder von ihnen war der Ansicht gewesen, dass nur er allein in der Lage sein würde, in das weitläufige Lager am Nordfluss, wo die Briganter ihre Feuer und das Essen mit den drei Kohorten der Vierzehnten Legion teilten, einzudringen. Ein gemeinsamer Angriff war ausgeschlossen, und der einzig gangbare Weg war der heimliche. Doch blieb noch immer die Frage offen, wer sich in das Lager hineinwagen sollte und wie sie es am geschicktesten vermieden, gefangen genommen zu werden. Breaca konnte sich unmöglich dort hineinwagen, denn in diesem einen Punkt waren sich alle einig: Ihre Größe und ihre Haarfarbe waren dem Feind schon viel zu bekannt, und es gab auf der ganzen Welt keine Tarnung, die sie ausreichend verhüllen könnte, wenn die Briganter gerade sie erwarteten. Die anderen besaßen zwar nicht unbedingt den Bekanntheitsgrad von Breaca, doch tatsächlich waren auch sie dem Feind bekannt, so dass keiner von ihnen als Römer oder als Briganter durchgehen konnte. Tethis hatte bis dahin den Älteren und denjenigen mit mehr Erfahrung im Kampf als sie lediglich still ihre Hochachtung gezollt und nichts gesagt. Bis zum Morgen des fünften Tages, als die ganze Gruppe auf einer

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