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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Zelt noch acht Legionssoldaten, von denen je zwei zur gleichen Zeit wach sind. Sie sitzen direkt bei ihm, unterhalten sich mit ihm oder beobachten ihn, wie er schläft. Jede seiner Bewegungen - jede - wird genau beobachtet.« In Ardacos’ Innerem war ein großer Kummer zu erahnen, größer als jeder, den Breaca jemals bei ihm entdeckt hatte. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Tethis hat Recht. Es gibt keine Möglichkeit, ihn zu befreien.«
    »Es muss aber eine geben. Sie hat es nur noch nicht herausgefunden. Frag sie, woher sie das wissen will.«
    »Das habe ich sie schon gefragt. Sie hat ihm seine Mahlzeit gebracht. Und sie hat mit ihm gesprochen, während er aß.« Ardacos hielt einen Augenblick inne. Er blickte erst Airmid, Gwyddhien und Braint an, ehe er Breaca in die Augen sah. Was auch immer er in den Augen der anderen entdeckt haben mochte, es verlieh ihm offenbar die Kraft fortzufahren. Als Letzte von allen schaute er nun also Breaca an: »Tethis hatte ihm den Tod angeboten. Das war alles, was sie ihm geben konnte. Sie hatte ein Messer bei sich und hätte es gegen ihn verwenden können - und dann gegen sich selbst -, ehe die Soldaten sie packen konnten. Sie hätte das getan. Für ihn und für dich.«
    Eisige Kälte schlug einer Woge gleich über Breaca zusammen, schwarzes, sich unaufhaltsam ausbreitendes Eis sog die Wärme und das innere Feuer aus ihrem Körper. Es kostete sie mehr Mut, als sie jemals geglaubt hätte, zu fragen: »Warum hat sie es dann nicht getan?«
    »Er hat es ihr verboten. Denn die Römer haben Geiseln. Sie haben Cunomar und Cygfa lebend gefangen und auch Cwmfen. Sie halten sie an einem anderen Ort versteckt. Caradoc hat sie gesehen, und sie haben ihn kurz mit Cwmfen sprechen lassen. Daher wusste er, dass sie ihr noch nichts getan hatten, aber er weiß nicht, wo sie sich jetzt aufhalten, oder wie es Cygfa geht oder Cunomar.«
    Cunomar. Das Kind ihres Herzens, der Geist der Götter mit dem seidenweichen Haar. Breaca hatte geglaubt, dass er bei Dubornos in Sicherheit wäre, dass er sich mittlerweile auf Mona befände und bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihre Mutter irgendwann einmal heimkehren würde, auf seine Schwester aufpasste. Doch Breacas Verstand ergriff schützend die Oberhand, und die Logik erhob sich über den alles umschlingenden Schmerz. »Wenn Caradoc stirbt«, sagte sie, »dann sterben sie alle. Allerdings werden sie auch so sterben. Er hätte also annehmen sollen, was Tethis ihm angeboten hat.«
    »Nein.« Ardacos schüttelte den Kopf. Er versuchte zu sprechen, hielt dann aber inne und schluckte trocken, und Breaca hatte schon beinahe ihre Arme nach ihm ausstrecken wollen, um die Worte endlich aus ihm herauszuziehen, als er schließlich mit heiserer Stimme sagte: »Es ist noch weitaus schlimmer als das. Wenn Caradoc stirbt, werden sie weiterleben, das steht fest. Sie werden dann nach Rom gebracht und in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten, werden niemals mehr das Tageslicht sehen oder frei fließendes Wasser, werden niemals mehr sehen, wie der Mond aufgeht. Das war Cartimanduas Idee. Sie weiß, dass ein Krieger sich nicht davor fürchtet zu sterben, egal, wie schlimm die Umstände seines Todes auch sein mögen, aber dass es für ihn undenkbar ist, ein Leben lang in einem Haus leben zu müssen, wie sie in Rom erbaut werden, ohne die Erde sehen zu können, den Himmel, die Sterne. Das aber haben sie Caradoc in Aussicht gestellt, und er glaubt ihnen. Er wird also am Leben bleiben, um letztendlich seinen Tod und den der ihren zu erkaufen, egal, zu welchem Preis.«
    Caradoc. Cunomar. Cygfa, die ihr wiedergeborener Vater war in der Gestalt einer Frau. Wie betäubt antwortete Breaca: »Sie werden ihn kreuzigen. Sie alle. Sie werden sie nach Rom verschleppen und dort ein wahres Spektakel um sie herum veranstalten. Alle fünf, einer nach dem anderen mit jeweils einem Tag dazwischen, Caradoc als Letzter.«
    »Ja. Das glaubt er auch.«
    Es war einfach zu viel. Wie der Hornstoß zum Rückzug bäumte sich der Schmerz in Breacas Innerem auf. Er wuchs von ihrem Bauch in ihre Brust hinein, fraß die Luft, die sie einatmete, auf, bis Breaca nur noch wie durch ein schmales Schilfrohr atmen konnte und zum Schluss noch nicht einmal mehr das. Der Schmerz umschnürte ihren Hals, ließ sie würgen, ließ ihre Zunge anschwellen und verschloss ihren Mund. Dann kroch er durch ihre Wangen hinauf, ließ ihre Augen austrocknen, nahm ihr sogar die Erleichterung der Tränen. Breaca spitzte den Mund,

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