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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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noch neben der Prozession herzurennen. Andere wiederum - die langsamen Esel waren nur allzu leicht zu überholen - nahmen die Abkürzungen durch die Seitengassen und stellten sich direkt vor der Spitze der Wagenkolonne wieder auf, um noch ein zweites Mal die vorüberziehenden Karren bewundern zu können.
    Dem verschwenderischen Reichtum folgten anschließend die Gefangenen und versprachen sogar, eine noch größere Unterhaltung darzustellen als der Schmuck. Zunächst einmal rollten die vier Wagen mit jenen Frauen und Kindern heran, die man für den Verkauf in die Sklaverei vorgesehen hatte. Manche Frauen trugen offen zu erkennende Kriegswunden; sie hatte man nach innen geschoben, damit das Volk nicht zu diesem Zeitpunkt der Prozession schon den lebendigen Beweis dafür erblickte, dass bei den Barbaren Frauen und Männer Seite an Seite miteinander in die Schlacht zogen.
    Den vier Sklavenwagen folgten rund zweihundert Männer, alles angesehene Krieger. Einige von ihnen waren bereits in die Tracht der Gladiatoren gekleidet; einzig die Waffen fehlten noch. Ihr öffentlicher Kampf, der entweder zu zweit oder in Gruppen stattfinden sollte, war für den kommenden Tag vorgesehen. Auch rund einhundert handverlesene, groß gewachsene Numidier waren bereits ausgewählt worden - sie sollten gegen die gefangen genommenen Wilden antreten. Auf diese Weise würde man die beiden barbarischen Randgebiete des Kaiserreiches quasi vereinen, und jedes Einzelne würde sodann seine Unterlegenheit gegenüber Rom noch einmal zur Schau stellen.
    Als Letzte der triumphalen Prozession folgte die Familie des rebellierenden Königs Caratacus. Seiner Frau und den Kindern war ein eigener Wagen zugestanden worden, und Mutter und Tochter waren in schlichtes weißes und sogar relativ sauberes Leinen gekleidet worden. Sie standen sehr aufrecht, hatten sich eine bewundernswerte Würde bewahrt und waren auch nicht in Ketten gelegt. Zwischen ihnen stand der schwankende Cunomar. Er war ein sehr schönes, beinahe schon feminines Kind, und über sein Gesicht zogen sich die Striemen eines erst kürzlich gegen ihn ausgeführten Hiebes. Im Gegensatz zu den Frauen hatte man ihm, als Vorsichtsmaßnahme gegen ein Aufbegehren gegenüber seinen Wärtern, vielleicht aber auch bereits als Folge eines solchen Angriffs, mit einer Kordel die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Frauen in der Menge gurrten, als er vorbeifuhr, und die jüngeren Männer warfen ihm laut schmatzende Küsse zu. Je weiter sich die Karren den Berg hinaufbewegten, desto blasser und geradezu einer Totenmaske gleich wurde Cunomars Gesicht.
    Der barbarischen Königsfamilie dann folgte endlich Caratacus selbst - der König über die Wilden, der sich so lange dem römischen Gesetz widersetzt hatte und der nun endlich den gerechten Preis dafür zahlen würde. Für eine gewisse Zeit schlug sein Auftreten die Menge in seinen Bann.
    Caradocs Wagen war größer als die der anderen und wurde von zwei grauen Wallachen gezogen, denen man schwarze Federn und anderen dunkel eingefärbten Firlefanz in die Stirnriemen geflochten hatte. Das Fell der Pferde war sehr hell, beinahe schon weiß, und irgendjemand mit mehr Fantasie als Erfahrung hatte ihnen mit dunkelgrauem Flussschlamm, Statthalter für den Färberwaid der Wilden, wirbelnde Spiralen auf die Flanken und Kruppen gemalt. Später dann hatte ein Legionssoldat, der ein Mitglied der Streitmächte der Eroberungskämpfe gewesen war und sich offenbar ein wenig besser auf sein Handwerk verstand als sein Vorgänger, auf die nach außen zeigenden Schultern der Tiere den sich windenden, in Ochsenblutrot gezeichneten Schlangenspeer hinzugefügt.
    Trotz seiner Ketten hielt Caradoc sich aufrecht und hatte den Blick, wie es sich für seinen Rang geziemte, stolz geradeaus gerichtet. Seine Kleidung entsprach ganz dem, was sich Rom unter den so genannten Barbaren vorstellte: Seine Tunika, die Hosen und der Umhang bestanden aus grober Wolle, gefärbt in den auffälligen gallischen Farben, und sein einziger Schutz, ein Lederwams, wurde von so grob gefertigten Metallplättchen zusammengehalten, dass sie ebenso gut aus Blei anstatt aus Eisen hätten bestehen können. Direkt neben ihm stand Dubornos. Er war das - obgleich erheblich weniger eindrucksvolle - Abbild des Königs, und dies in jeder Hinsicht, denn offenbar konnte oder wollte Dubornos noch nicht einmal das seinem Status angemessene Schweigen bewahren. Er ignorierte einfach, dass er nurmehr ein Gefangener war, und

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