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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Menschen Befehle erteilen. Bán, einst Mitglied des Stammes der Eceni, hielt mitten im Satz inne, sein Mund weit geöffnet. Dann blitzte Zorn in seinen Augen auf, erlosch aber sogleich wieder, als Caradoc sagte: »Hör mir bitte zu...«
    Auch Dubornos hörte Caradoc zu - vernahm jedoch auch noch etwas anderes. Unbemerkt war die Zeit vorangeschritten, und die Sonne strahlte nun über die enge Begrenzung ihres Zellenfensters hinaus. Im Gleichschritt marschierte draußen eine halbe Zenturie den Hügel Richtung Palast hinauf. Ein Karrenrad schrie quietschend nach Öl, um wenig später am Ende des Korridors, der zu ihrer Zelle führte, anzuhalten.
    Die Angst, die sie doch so lange hatten in Schach halten können, kehrte jetzt schlagartig wieder zurück. Dubornos schwankte leicht, von einem plötzlichen Schwindelgefühl überwältigt. Für einen kurzen Augenblick blickte Bán ihn noch an, dann wandte er sich zu Xenophon um, der sich zwischenzeitlich ans andere Ende der Zelle zurückgezogen hatte.
    »Xenophon, du solltest hier besser nicht gesehen werden.«
    »Aber du schon?«
    »Ja, natürlich. Vergib mir, ich habe mich ablenken lassen von dem unterhaltsamen Geplauder unserer Gefangenen. Aber ich soll die Gefangenen während der Prozession beaufsichtigen und sie bis zum Tribunal begleiten. Claudius hat das so befohlen. Er braucht einen Mann, der sowohl Lateinisch als auch Eceni spricht, um die Abschlussansprache zu übersetzen.«
    Mehr als die Hälfte ihres Gesprächs hatten sie in fehlerfreiem Latein geführt, so dass Caradoc nun einwandte: »Wir brauchen keinen Übersetzer. Und das weiß Claudius auch.«
    »Mag sein, ich werde aber trotzdem übersetzen. Der Kaiser wünscht, dass seine besiegten Barbaren wie echte unzivilisierte Wilde wirken. Man kann schließlich schlecht einen Mann hinrichten lassen, der besser Latein spricht als der halbe Senat.«

XXIII
    Ich bin der Dekurio Julius Valerius. Sohn des unsterblichen Sonnengottes. Mithras, Vater, hilf mir.
    Mit jedem Schlag der Trommel, die den Truppen das Tempo der Prozession vorgab, dröhnten diese Worte wieder und wieder durch Valerius’ Kopf. Sie schenkten ihm jedoch nur wenig Trost. Auch die triumphale kaiserliche Prozession lief ganz und gar nicht nach Plan, angefangen bei seinem, Valerius’, Leihpferd, einer Schimmelstute mit blauen Augen, die plötzlich vor den Eseln scheute. Allein sie nahm, da Valerius gezwungenermaßen dicht neben den Eselskarren der Gefangenen reiten musste, schon den Großteil seiner Aufmerksamkeit in Anspruch. Zudem wurde er von allen Seiten von den Menschenmassen regelrecht bestürmt - somit waren nicht nur die Gefangenen seine Feinde.
    Schon vom ersten, schleppenden Beginn des Zuges an hatte es sich als höchst schwierig erwiesen, die an der Prozessionsroute lauernden Massen unter Kontrolle zu halten. Die Mehrheit der römischen Bevölkerung hatte sich bereits unter den Markisen auf dem Vorplatz gegenüber dem Zelt der Prätorianer eingefunden, wo die Parade zur dritten Stunde vor Mittag ihren Höhepunkt erfahren sollte. Dennoch reihten sich noch mehrere tausend weitere Menschen entlang der Via Tiburtina, und diese waren der Abschaum der Stadt, jene, denen entweder der Einfluss oder das Geld fehlten, um sich einen anständigen Platz unter den Zeltdächern zu sichern.
    Der Mob von Rom verzögerte den Fortgang der Prozession nun ganz erheblich. Zu Beginn waren es noch die Schönheit und der Überfluss des edlen Metalls auf den Eselskarren gewesen, die die Aufmerksamkeit der Menge gefangen genommen hatten, denn am Ende der Prozession sollte jedes einzelne Stück des Goldgeschmeides, das man den Stämmen von Britannien geraubt hatte, dem Kaiser, seiner Frau, den Söhnen und natürlich seinen Vertrauensmännern präsentiert werden. Damit aber auch das Volk diesen Anblick genießen konnte, hatte man das Gold auf acht flache Karren mit nur niedrigen Seitenwänden geladen. Die Morgensonne hatte die Juwelen zu einer einzigen, golden funkelnden Masse verschmolzen. Halsreifen aus verschlungenen Golddrähten hatten sich in andere mit plastisch ausgearbeiteten wilden Tieren und Kampfszenen verhakt und um feingliedrige Goldkettchen aus Gold und Silber, aus Bernstein und Korallen gewickelt. Dazwischen hatte man wahllos silberne Spiegel geworfen, welche nun wie kleine Monde in den helllichten Tag hineinblitzten.
    Der Anblick war in der Tat schier atemberaubend und verführte die Sklaven, Kleinhändler und deren ungepflegte, rotznasige Kinder dazu, auch

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