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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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anmerken. Kreidebleich im Gesicht, öffnete er den Mund, wie um zu sprechen, schloss ihn aber gleich darauf wieder, während Valerius, der sich nun endlich wieder an seine ihm zugedachte Rolle erinnerte, schleppend begann, die lateinischen Worte des Kaisers in die Sprache seiner Kindheit zu übertragen. Er stolperte über ein oder zwei Wörter, fand zum Teil nur schlechte Entsprechungen, doch im Grunde hätte er den Text eines Kinderliedes rezitieren können - niemand hätte es bemerkt. Zumal alle, die sich in Hörweite des Kaisers befanden, ohnehin bereits verstanden hatten, was dieser gesagt hatte.
    Die Zeit, die verstrich, während Valerius sich an seiner Übersetzung versuchte, gab Caradoc aber zumindest einen Augenblick Atempause, um sich wieder zu sammeln. Sein Lächeln war verblasst, und mit tiefstem Ernst antwortete er auf Eceni: »Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Meinen Teil der Abmachung habe ich eingehalten.«
    Wieder übersetzte Valerius, und Claudius entgegnete schließlich: »Aber ganz gewiss hast du das. Nur dass deine Freunde in den aufständischen Gebieten das Leben deiner Familie offenbar nicht so hoch schätzen wie das deine. Sie wollen nämlich, dass du überlebst, und wollen dafür deine Familie opfern.«
    » Was?«
    Dieser Ausruf bedurfte keiner Übersetzung mehr. Ein Stück von Caradoc und Claudius entfernt schilderte Narcissus derweil einen der kleinen Höhepunkte der Heldentaten Roms im Kampf gegen die Eceni: Sein Thema war gerade der triumphale Einritt des Kaisers in Camulodunum auf dem Rücken der kaiserlichen Elefanten. Claudius lächelte einmal kurz und erhob grüßend die Hand in Richtung der ihn bewundernden Menge.
    Als der daraufhin einsetzende Tumult sich beruhigte und man seine Worte wieder verstehen konnte, fuhr er fort: »Wenn du stirbst, so sterbe auch ich. So haben sie es beschrieben. Und nicht nur, dass ich dann sterbe, sondern mein Tod soll darüber hinaus auch noch genau dem deinen entsprechen. Ich frage dich jetzt also - und du solltest wissen, dass von der Ehrlichkeit deiner Antwort das Wohlergehen deiner Familie abhängt -, vermögen sie tatsächlich eine solche Tat zu bewirken?«
    Die Welt schien stehen zu bleiben, während Caradoc verzweifelt über eine Antwort nachsann. Beinahe war es, als ob in diesem Augenblick nur noch sie beide existierten, zwei Männer im Angesicht des Todes; nur, dass dieser ihnen jeweils ein ganz anderes Gesicht zuwandte. Am imaginären Rednerpult stand nun nicht mehr Claudius der Narr, sondern es erstrahlte geradezu Claudius der Sieger, und wieder einmal war sein scharfer Verstand allein auf ein Ziel konzentriert: sich an den Qualen eines anderen Menschen zu ergötzen, zu dominieren. Es existierte nur noch sein absoluter und vollkommen unberechenbarer Wille zu überleben.
    Ihm gegenüber hatte nun auch Caradoc alle Waffen, alle Masken fallen gelassen. Emotional vollkommen nackt, starrte er Claudius an, seine rasenden Gedanken, seine Überlegungen klar an seinem Gesicht ablesbar. Mochte er auch einst dem Kaiser noch offen ins Gesicht gelacht haben - nun nicht mehr. Mochte er Claudius auch wegen dessen Verfehlungen, seines Versagens als Mensch und Anführer eines ganzes Kaiserreiches verachtet haben - seinen Intellekt unterschätzte Caradoc gewiss nicht, ebenso wenig wie dessen ins schier Unendliche reichende Macht. Noch deutlicher als bei ihrem Aufeinandertreffen während Caradocs Gefangenschaft erstrahlte nun beängstigend hell sein innerster Wesenskern. Jeder, der nahe genug stand und den Kaiser sehen konnte, musste dies erkennen.
    Auf dem hinter Caradoc abgestellten Wagen verharrten Cwmfen und Cygfa unterdessen so reglos, als seien sie aus Marmor gemeißelt, ihre Gesichter kalkweiß. Wandte man den Blick ein wenig vom Kaiser ab und schaute zur Seite, so sah man zudem, wie nun Agrippina leicht den Kopf neigte und nachdenklich mit einem ihrer perfekt manikürten Nägel an ihrer Wange entlangstrich. Auch unter den Senatoren saßen einige der Männer jetzt sehr aufrecht auf ihren Bänken. Sogar die Geister rückten näher heran, unterstützten ihren Krieger in diesem Augenblick auf ihre ganz eigene Art - niemals aber würde er davon auch nur erfahren. Valerius, der die Rolle als seines Gottes Erster Diener nur noch mit größter Mühe spielte, biss die Zähne fest aufeinander und betete darum, dass er sich jetzt nicht würde übergeben müssen und dass der Albtraum bald ein Ende nähme.
    »Sind sie tatsächlich dazu fähig?«, fragte

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