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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Mal noch übertrafen. Diese Kleidungsstücke waren dann anschließend veräußert worden, um die Familie wenigstens für kurze Zeit zu ernähren oder sogar ein wenig Feuerholz davon zu kaufen. Später dann, als auch die Einladungen weniger wurden, stellte sich heraus, dass man besonders Dubornos’ Fähigkeiten gut vermarkten konnte. Für einen ausgebildeten Krieger bestand zur Zeit zwar nur wenig Bedarf - besonders nicht für einen, der durch die Zuwendungen der kaiserlichen Kavalleristen für den Rest seines Lebens behindert bleiben würde -, ein Geschichtenerzähler mit einem merkwürdigen ausländischen Akzent aber war durchaus willkommen, ganz besonders dann, wenn er zudem noch als Heiler tätig werden konnte. Xenophon hatte ihn dabei noch unterstützt und ihn mit Kräutern und Lösungen für Salben und Tinkturen versorgt, deren Verkauf sie schließlich durch den ersten Winter in Rom brachte.
    Im darauf folgenden Frühling hatte der Müßiggang schließlich auch die anderen Familienmitglieder zu einer Beschäftigung getrieben. Nach einigen Fehlversuchen hatte Caradocs Familie herausgefunden, dass ordovizische Lederwaren gut im Kurs standen; wenngleich jene, die sie kauften, die eingebrannten und in die Häute eingearbeiteten Symbole natürlich nicht entschlüsseln konnten. Selbst Cygfa war dadurch ein wenig aus sich herausgekommen und hatte einen Gürtel hergestellt, an dessen Ausarbeitung sie zunächst einige Tage feilte und der sich dann so schnell verkauft hatte, dass auch die übrigen Familienmitglieder sich von ihr die genaue Herstellungsweise beibringen ließen. Zwar war all dies nicht die Tätigkeit von Kriegern, aber sie war immer noch besser als die anderen zur Verfügung stehenden Alternativen. Somit stellten sie nun Gürtel und Ledersäckchen her und Scheiden für jene Waffen, die selbst zu tragen ihnen untersagt worden war, und einmal sogar auf Kommissionsbasis eine ganze Partie Stiefel. Diese allerdings waren, wie sie später entsetzt herausfanden, für die in Britannien kämpfende Kavallerie bestimmt gewesen.
    In jenem Augenblick am Markt also genoss Cunomar einfach nur einmal die seltenen Sonnenstrahlen des Septembers, wog prüfend die Kupfermünzen in seiner Hand, die man ihm für die Gürtel gegeben hatte, und entschied, dass sein Vater sich an diesem speziellen Tage Bier gewiss noch sehnlicher wünschen würde als alles andere und vielleicht sogar Cwmfen ein wenig davon genießen wollte. Zumindest später, wenn das Kind endlich einmal geboren war. Cunomar kaufte einen Krug Bier, stellte ihn, bevor er ihn nach Hause trug, noch eine Weile in das Wasser des Springbrunnens, um das Bier noch ein wenig zu kühlen, und hoffte unterdessen, dass die Quälerei bis zu seiner Rückkehr ein Ende gefunden haben würde.
    Zumindest zur Hälfte waren die Wehen ja bereits durchgestanden, und das war schon einmal besser als nichts. Als Cunomar aufgebrochen war, hatte Dubornos ihm noch gesagt, dass er mit den Fingerspitzen bereits die Schädeldecke des Kindes ertasten könne. Als Cunomar nun wieder in das Gebärzimmer schlüpfte und sich in der am weitesten von Cwmfen entfernten Ecke niederkauerte, hielt Dubornos schon fast den gesamten Kopf des Kindes in seinen Händen.
    Seine Erfahrungen aus den Geburten von Fohlen und Lämmern aus der Zeit noch vor Rom sagten Cunomar, dass der schlimmste Teil die Schultern waren und dass ein herauslugender Kopf noch nicht ausreichte. Dieses Kind hier jedoch hatte einen schmalen Brustkorb, und als der letzte Sonnenstrahl über den Dachfirst im Westen blitzte, kamen die Schultern nach, und schon bald darauf glitt das Kind im Schein der Lampen in die Arme seines Vaters. Der Kleine war kahl und schrumpelig, ganz rot und hässlich, doch Cunomar hatte bereits gelernt, dass dies fast immer so war, und verzichtete auf jeden Kommentar.
    Um dem römischen Gesetz Genüge zu tun, nannten sie den Jungen Gaius Caratacus. Innerhalb der Familie aber war er Math vom Stamme der Ordovizer - ein Name, den sein Vater einmal in seiner Jugend benutzt hatte und der, wenn schon nicht in Cunomars Ohren, so doch in denen der Eltern wie ein Gesang von Freiheit klang. Vieles von seinem geistigen Erbe konnte Dubornos in Rom zwar nicht praktizieren, doch wiederholte er zumindest die Worte von Brigas Willkommensgruß. Caradoc trug den Kleinen derweil hinunter in ihren schmalen Gemüsegarten, wo er dann, mit Cygfa und Cunomar als Zeugen, dem Nachthimmel geweiht wurde, der Erde und dem Wasser. Anschließend

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