Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
ich, ja.«
    Valerius hatte sich zwischenzeitlich erhoben und stand jetzt aufrecht da, seine Handflächen feucht vor Aufregung. Sein Herz schlug wie wild, hämmerte förmlich gegen seinen Brustkorb. Der Raum kam ihm nun plötzlich wieder ganz leer vor, und statt der Geister, die die Kammer soeben noch bevölkert hatten, spürte er nur noch die vage Anwesenheit seines einen Gottes, der wie alter Weihrauch durch den Raum schwebte und ihm ein Versprechen des Sieges zuflüsterte. »Würdet Ihr an meiner Stelle den Befehl denn akzeptieren?«, fragte er Xenophon. »Würdet Ihr Euren Eid darauf leisten, diesen Befehl in jedem Fall auszuführen?«
    »Ohne Frage und sogar mit Freuden.«
    »Danke.« Valerius trank den letzten Schluck Wein. Genauso, wie Xenophon es vorausgesehen haben musste, war diese Entscheidung nun keine Entscheidung mehr. Die Verlockung der Gefahr war einfach zu stark, nur übertroffen noch von der Tatsache, dass in diesem Augenblick auch noch sein Gott bei ihm zu weilen schien, ihm so nahe war wie in den letzten beiden Jahren nicht mehr.
    Valerius schwelgte in der süßen Gegenwart seines Gottes und antwortete: »In diesem Fall, und in Mithras’ Namen, bei der Ehre meines Gottes und bei meiner eigenen, bei meinem Eide an seinem Altar und bei meinem Schwur vor meinem Kaiser, akzeptiere ich bedingungslos Claudius’ Befehl, wie auch immer dieser lauten mag. Sein Wille ist auch mein Wille, bis in den Tod und noch darüber hinaus.«

XXV
    Cwmfen von den Ordovizern, begnadigte Gefangene des Kaisers Claudius, gebar bei Nachteinbruch des fünften Tages nach der Herbst-Tagundnachtgleiche des dritten Jahres ihrer Gefangenschaft einen Jungen; zugleich war es das vierzehnte Jahr der Regentschaft jenes Mannes, von dessen Gnaden und unter dessen Schutz sie lebte. Das Kind war Caradocs Sohn und damit Cygfas Bruder sowie Cunomars Halbbruder, der nun nicht länger der einzige Sohn seines Vaters war.
    Die Geburt dauerte lange und war sehr schmerzhaft. Äußerlich hatte die Kriegerin sich seit ihrer Gefangennahme zwar nur wenig verändert, ihr einst trainiertes Muskelfleisch jedoch war mit jedem weiteren Monat, den sie als Gast des Kaisers verbrachte, immer weiter erschlafft, bis sie, als der Zeitpunkt ihrer Niederkunft nahte, wie jede andere römische Frau ebenfalls kaum mehr in der Lage war, ein Kind zu gebären.
    Dies war auch die erste Geburt, die Cunomar miterlebt hatte, denn als seine Mutter Graine gebar, hatte sie nur die Träumer bei sich geduldet. Erst später, als das Blut und die Schreie längst wieder Vergangenheit waren, hatte er das Neugeborene sehen dürfen. Ohnehin aber war Cunomar der Ansicht, dass seine Mutter natürlich nicht geschrien hatte; denn sonst, da war er sich ganz sicher, hätte er sie gehört, egal, wie weit sie sich auch zurückgezogen haben mochte. Die Geräusche anderer Geburten allerdings hatte Cunomar, seit sie nach Rom verschleppt worden waren, nun schon oft genug mitanhören müssen, und darum wusste er auch, dass bei dieser Geburt hier irgendetwas anders war, als es sein sollte. Die Wände ihrer Wohnung im zweiten Obergeschoss waren so dünn, dass er sich auch ebenso gut im gleichen Raum hätte befinden können; wie im Übrigen auch ihre Nachbarn zur Rechten und zur Linken oder die über und unter ihnen. Selbst wenn von diesen Seiten ausnahmsweise einmal kein Geräusch zu ihnen herüberhallen sollte, so war doch der Lärm von der gegenüberliegenden Straßenseite und den wiederum dahinter liegenden Straßenzügen zu hören. Die dicke Römerin, mit der sie sich ihren Treppenaufgang teilten, bekam, soweit Cunomar das sagen konnte, jedes Jahr ein Kind, die jedoch offenbar so schnell aus ihr herausglitten, wie eine Henne ihre Eier legte. Dagegen hatten die ehemalige Sklavin unter ihnen, die Frau des Silberschmieds und jene allein lebende, mürrische und stille Frau, von der die Römerin wiederum behauptete, sie sei eine Prostituierte, allesamt recht langwierige und schmerzvolle Geburten durchlebt, die nicht gerade geräuscharm verlaufen waren.
    Auch Cwmfen schrie, und sie schämte sich dessen, das konnte Cunomar deutlich erkennen. Um sie durch seine Anwesenheit nicht noch weiter in Verlegenheit zu bringen, verbrachte Cunomar den Tag damit, Wasser herbeizuholen. Schon in den frühen Morgenstunden hatte er sich das halbe Dutzend Wassereimer, die sie besaßen, geschnappt und sie dann einen nach dem anderen aus der im Erdgeschoss eingelassenen Zisterne, die sowohl ihre Wohnung als auch die

Weitere Kostenlose Bücher