Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
trugen sie ihn wieder zu seiner Mutter zurück, die bereits eingeschlafen war. Das Kind hatte große, helle Augen, aus denen es sie nach den ersten auf die Geburt folgenden Schreien in erstauntem Schweigen anblickte, ganz so, als ob es ein Rundhaus erwartet hätte, eine Welt im Kriegszustand und als ob ihm angesichts der ihn umgebenden vier Wände und einer Stadt im vermeintlichen Frieden nichts einfiele.
    Später aber wurde das Bier dann genauso freudig entgegengenommen, wie Cunomar gehofft hatte. Außerdem entzündeten sie, obwohl es noch nicht wirklich kalt war, ein kleines Feuer, und saßen anschließend einfach nur eine Weile schweigend beieinander, genossen die Wärme der Flammen, ein wenig Bier und die Ruhe des Abends, ehe sie sich alle schlafen legten.
    Im Stillen machte sich Cunomar bereits seit einiger Zeit ständig Sorgen um seinen Vater, der sich wiederum unentwegt um seine Familie sorgte. Jeder von ihnen tat sein Bestes, um es die anderen nicht spüren zu lassen. Die beengten Lebensumstände ihrer Wohnung hatten sehr schnell deutlich gemacht, dass sich keiner von ihnen erlauben konnte, sich in selbstmitleidigem Unmut einfach gehen zu lassen, wenn sie nicht völlig den Verstand verlieren wollten. Die meisten Nächte lag Cunomar wach und versuchte immer wieder, sich daran zu erinnern, dass der Feind Rom hieß, und nicht Cygfa, Dubornos, Cwmfen oder, die Götter mögen dies verhüten, Caradoc. Denn wenn es für ihn bereits schon schwer war, nicht in kleinliche Streitereien zu verfallen, um wie viel schwerer mochte dies erst für Caradoc sein, der immerhin die Last der Verantwortung für die gesamte Familie trug, und, egal, wo er auch auftauchte, noch immer für Tuscheleien sorgte? Das beengte Leben in ihrer Wohnung machte Cunomar zwar fast wahnsinnig, aber wie hätte er es wagen können, dies auch noch einfach offen zu zeigen, wenn sein Vater zur gleichen Zeit das lebenslängliche Stigma des begnadigten Gefangenen zu ertragen hatte und natürlich die seelischen Verletzungen, die ihm während seiner Gefangenschaft zugefügt worden waren?
    Die körperlichen Wunden waren die offensichtlichsten; sie waren aber nicht gleichzeitig auch diejenigen, die am meisten schmerzten. Trotz Xenophons Bemühungen heilten weder Caradocs zerstörte Schulter noch die Wunden, die er und Dubornos von den Eisenketten davongetragen hatten, vollständig ab. Im Gegenteil, sie eiterten, und keiner der beiden Männer würde jemals wieder die volle Beweglichkeit seiner Hände und Handgelenke zurückerlangen. Caradocs Wunden waren zudem noch schlimmer gewesen als jene von Dubornos, oder zumindest sah es in Cunomars Augen so aus, als hätte man seinem Vater die Fesseln noch etwas enger angelegt als seinem Gefährten. Außerdem hatte Caradoc an jenem Tag in dem blutroten Saal, als der Kaiser Cunomar als Druckmittel benutzt hatte, um aus seinem Feind jene Worte herauszupressen, die er gerne hören wollte, ja auch noch wie wild gegen ebenjene Ketten angekämpft. Damals hatte man Caradoc auch die Sehnen seiner Schulter zerrissen, und am gleichen Tage hatte Xenophon ihm eröffnet, dass er niemals wieder vollen Gebrauch von seinem Arm würde machen können.
    Und daher tat Cunomar sein Bestes, um seinen Vater zu unterstützen, wo es nur ging, ihn dies gleichzeitig aber nicht spüren zu lassen. Mit Hilfe der ihm zur Verfügung stehenden kleinen Gesten tat er alles, was er nur konnte, um Caradoc und dessen Händen jene Arbeiten zu ersparen, die zu viel Fingerspitzengefühl erforderten. So übernahm Cunomar zum Beispiel die feineren Lederarbeiten oder das Hacken von Feuerholz, denn es fiel Caradoc recht schwer, die Axt mit der linken Hand zu führen, und im rechten Arm hatte er einfach nicht mehr genug Kraft, um die Holzscheite in noch kleinere Stücke zu zerteilen. Cunomar lernte auch, wie man Fisch filetiert, und brachte überdies ohnehin nie einen nach Hause, solange dieser noch nicht ausgenommen worden war. Einen Großteil seines Lebens hatte Caradoc auf Schiffen verbracht, damals, als er noch ein junger Bursche gewesen war und man ihn nur unter dem Namen Math gekannt hatte. Einige Jahre später hatte er den falschen Namen zwar abgelegt und trug wieder ganz offiziell seinen eigentlichen Namen, Caradoc, abtrünniger Sohn des Sonnenhunds. Die Vorliebe für Seefisch, die er in jener Zeit ebenfalls entwickelt hatte, hatte er jedoch nie wieder verloren, und zuweilen war er sogar versucht, beim Abendessen den Fisch sogar noch dem Bier

Weitere Kostenlose Bücher