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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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umliegenden mit Wasser versorgte, wieder emporgezogen. Zwar war Cunomar auch sonst derjenige, der für das Wasserholen verantwortlich war, doch normalerweise verabscheute er diese Arbeit regelrecht, so wie er überhaupt alles, was irgendwie römisch war, verabscheute. In seiner Welt, der Welt, die von den Göttern erschaffen worden war, galt das Wasser als ein Geschenk Nemains, die es durch die Bäche und Flüsse rauschen ließ, oder auch als eine Gabe Manannans, der die endlose See erschaffen hatte. Für dieses Gut pflegte man sich bei den Göttern zu bedanken, ging sorgsam damit um, und im Gegenzug dafür ließen die Götter das kostbare Nass niemals versiegen. In Rom aber, wo das Wasser den Aquädukten entsprang und den unterirdischen Röhren, wurde es bis unmittelbar in die Häuser der Reichen und in die öffentlichen Bäder geleitet. Sogar für jene, die in Armut lebten und zu weit entfernt von den Badeanstalten wohnten, wie zum Beispiel Cunomars Familie, gab es Ziehbrunnen und Zisternen. Allerdings waren diese zumeist Privateigentum, und obwohl man für ihre Benutzung nichts zahlen musste, musste man das Wasser doch noch immer selbst schleppen. In jedem Fall aber war all dies in Cunomars Augen nur ein weiteres Sinnbild für die ihm auferlegte stumpfsinnige Schinderei und das Abgetrenntsein von seinen Göttern.
    An diesem Tag jedoch war der langsame Aufstieg die Treppen hinauf, bei dem Cunomar das Wasser ständig über die Füße schwappte, eine segensreiche Ablenkung, und immer wieder ging er diesen Weg, obwohl das ganze Wasser wahrscheinlich ohnehin nicht benötigt wurde. Am Nachmittag, als die Eimer noch immer nicht geleert worden waren, lieh er sich von der dicken römischen Nachbarin noch zwei Ziegenhäute. Diese trug er - zu Gürteln verarbeitet - später den ganzen Hügel hinunter bis zu den öffentlichen Bädern und jenem halb eingestürzten Springbrunnen, der die umliegenden Häuser und Marktstände versorgte. Mittlerweile nämlich verzehrte er sich geradezu nach etwas Sonnenlicht und führte überdies den Vorwand an, dass er schließlich dem dort ansässigen Kaufmann noch drei neue Gürtel zu bringen habe, die dieser dann für Cunomar verkaufte. Das Geld, das Cunomar aus diesem Handel gewann, entschädigte ihn zwar kaum für den Preis des Leders, doch wurde seine handwerkliche Arbeit mittlerweile immer besser, und er schaffte es nun sogar schon, an einem Tage drei bis vier dieser Gürtel herzustellen. Die Lederarbeiten brachten ihm also immer noch genug ein, um sich davon Bier und Brot kaufen zu können oder einen frisch erlegten Hasen oder, noch besser, einen frisch gefangenen Seefisch, den man gerade erst aus dem Hafen von Ostia hierher gebracht hatte.
    Es hatte eine Weile gedauert, ehe die Familie Wege fand, überleben zu können. In den ersten Tagen nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis hatte ihnen ja noch der Reiz des Neuen angehaftet, und besonders Caradoc war in dieser Zeit einige Male zum Abendessen bei Konsuln oder Senatoren geladen worden - oder zumindest solchen, die sich Hoffnungen auf einen dieser Posten machten -, war also Gast jener gewesen, die offen zeigen wollten, dass sie den Kaiser unterstützten und in dem begnadigten Gefangenen eine Gelegenheit sahen, dies geschickt zu demonstrieren.
    Zudem hatte man sich die Schlangenspeerbrosche, die Caradoc noch immer trug - gegen eine geringe Gebühr - von ihm entliehen und kopiert, und von da an war diese Anstecknadel zum Symbol der Zugehörigkeit zum Kaiser geworden. Bis schließlich auch diese Mode wieder vorüberging und von etwas weniger Barbarischem ersetzt wurde. Jener Silberschmied, der die Repliken gefertigt hatte, hatte Caradoc die Brosche anschließend persönlich wieder vorbeigebracht und war sogar noch den ganzen restlichen Nachmittag bei ihm geblieben, um sich über das genaue Herstellungsverfahren dieser Brosche sowie den Entwurf noch einiger anderer Stücke zu beraten, die zwar ähnlich, aber nicht genauso aussehen sollten. Es schien schon ganz so, als ob aus diesem Vorhaben vielleicht so etwas wie ein Einkommen für Caradoc entspringen könnte, doch bald darauf starb der Silberschmied an dem Genuss von verdorbenem Schweinefleisch, und es waren an seiner Stelle auch keine neuen Schmuckmeister mehr nachgekommen.
    Zwar waren Caradoc seine Besuche zu den Abendessen nicht bezahlt worden, doch hatte man ihm jeweils neue Kleidungsstücke zur Verfügung gestellt, die die vorherigen an Aufdringlichkeit und schlechtem Geschmack jedes

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