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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Nun, nachdem sich sowohl die Nebel in der Außenwelt als auch jene in seinem Kopf zu lichten begannen, entdeckte er auch, wonach er gesucht hatte: eine Hand voll Männer, die sich hastig unter den Bäumen hindurchbewegten und ihre Pferde für die Weiterreise sattelten, sowie jenen ihrer Gefährten, der auf der gegenüberliegenden Seite in Deckung lag und das Gelände beobachtete.
    »Sie spielen nur mit uns. Sie wissen, dass wir hier sind.«
    Valerius sprang auf, und eine Blase reinen, ungetrübten Zorns stieg in ihm auf und zerplatzte in seinem Schädel. Beinahe hätte er zum Schlag ausgeholt. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war ein ganzes Jahrzehnt des Trainings als Offizier und der Eid, den er gegenüber seinem Gott geleistet hatte.
    Wenn Cygfa überhaupt die Gefahr wahrgenommen hatte, so zeigte sie doch keinerlei Angst. Geräuschlos hatte sie sich Valerius genähert und setzte sich nun genauso leise einfach nieder. Mehr noch als Caradoc mit seiner kalten Wut oder Cunomar mit seinem alles verzehrenden Hass verunsicherte ihn Cygfa. Sie sprach nur selten mit ihm und niemals freiwillig, und doch hatte er sich nicht ein einziges Mal von den anderen entfernen können, ohne dass sie ihm auf ihren Katzenpfoten gefolgt wäre. Nun hockte sie sich in eine kleine Mulde unter die Dornbüsche und starrte ihn an mit Augen, die ebenso gut die ihres Vaters hätten sein können.
    Irgendwann im Laufe ihrer gemeinsamen Reise hatte Cygfa begonnen, ihr Haar nach Art der Krieger zu flechten - etwas, was in Rom strengstens verboten war -, und über Nacht hatte sie sogar drei Krähenfedern gefunden und diese in ihren Zopf mit eingeflochten. Vom Morgennebel befeuchtet, baumelten die Federn nun an Cygfas Schläfe und umrahmten schlicht ihr nahezu geschlechtsloses Gesicht. Valerius musste sich auf die Unterlippe beißen und sich im Geiste immer wieder vorsagen, dass dies eine Frau war und kein Mann - und schon gar nicht Caradoc. Denn niemals würde ihm sein Gott Caradoc so zurückgeben, wie er einst gewesen war - befreit vom Alter, von allem Betrug -, oder einen der anderen, die seinem Verrat anheim gefallen waren. Amminios hatte gelogen … Was hättest du getan, wenn du gewusst hättest, dass Breaca noch lebte …?
    Genug. Hört auf jetzt. Er weiß es.
    Der Dekurio verhielt sich ganz ruhig und glaubte, dass man ihm äußerlich nichts ansähe.
    Cygfa zog auf ihre schon vertraute, spöttische Art eine Braue hoch. »Willst du diese Männer denn nicht niedermetzeln? So wie du auch schon ihren Fährtenleser getötet hast?«
    Cygfa fragte dies nur, um ihn zu reizen, nicht, weil sie wirklich an seiner Antwort interessiert gewesen wäre. Noch ganz zu Beginn ihrer Flucht, es war gerade erst zwei Tage her, dass sie Rom verlassen hatten, hatte Valerius seine Schutzbefohlenen für einen halben Abend verlassen, um den einzelnen Angehörigen vom Stamm der Daker, der sie verfolgt hatte, aufzuspüren und ihm die Kehle durchzuschneiden. Zwar hatte Valerius den anderen nichts davon gesagt, aber Cygfa war ihm auch damals schon gefolgt und hatte alles mitangesehen. Sogleich hatte sich unter den anderen die Nachricht vom Tod dieses Mannes herumgesprochen, und vielleicht war dabei auch die Frage nach der Notwendigkeit der Tat aufgekommen. In jedem Fall aber hatte der Fährtenleser mit seinem Tod auch ihre Spur verloren. Hätte man Valerius offen damit konfrontiert, dann hätte er anführen können, dass die Gruppe ohne die Notwendigkeit, immer in Deckung zu bleiben, schneller reisen konnte und dass ein toter Fährtenleser zugleich ein Feind weniger war, der später einmal seine Klinge gegen sie erheben könnte. Doch diese Frage war ihm nie gestellt worden, und er hatte auch nicht die Absicht, sie von sich aus aufzuwerfen.
    All dies konnte Valerius nun wieder in Cygfas Augen lesen. An jedem anderen Tag wäre Valerius einfach gegangen, doch ihr Entschluss, sich die Kriegerfedern in die Zöpfe zu flechten, hatte ihre Anwesenheit zu einer größeren Herausforderung werden lassen als sonst, und Valerius hatte die ständigen Herausforderungen einfach satt. Daher beantwortete er einfach ihre Frage - wenn auch nicht den tieferen Sinn dahinter: »Wir können sie jetzt noch nicht angreifen. Wir sind zu wenige, sie sind zu viele.«
    »Und trotzdem greifen sie uns noch immer nicht an. Dabei waren wir verwundbar, als Cwmfen krank auf dem Wagen gelegen hat. Jetzt, wo sie wieder gesund ist und wieder reiten kann, sind wir weniger angreifbar«, sagte sie. »Warum also

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