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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Und da haben wir uns verirrt.«
    »Du hast gesagt, dir kann das nicht passieren.«
    »Er hat sich verlaufen, nicht ich. Es war Nebel. Und da haben wir uns verirrt.«
    Verirrt habt ihr euch, dachte Geralt. Der arme Knappe des Ritters Voymir, der das Pech hatte, auf Braenn und ihre Gefährtinnen zu treffen. Ein grüner Junge, der gewiss nicht weiß, was eine Frau ist, hilft einer grünäugigen Rotznase bei der Flucht, weil er solche Rittergeschichten von Jungfrauen gehört hat, die zur Ehe gezwungen werden. Er hilft ihr bei der Flucht, um vom Pfeil einer angemalten Dryade zu sterben, die gewiss nicht weiß, was ein Mann ist. Die aber schon zu töten versteht.
    »Ich habe gefragt, bist du von Schloss Nastrog vor oder nach der Hochzeit abgehauen?«
    »Ich bin abgehauen, und fertig, was geht es dich an«, murrte sie. »Großmutter hat gesagt, dass ich da hinfahren und ihn kennenlernen soll. Diesen Kistrin. Nur kennenlernen. Aber der Vater von ihm, dieser Dickwanst von einem König ...«
    »Ervyll.«
    ». .. fing gleich mit Hochzeit an, und nichts als Hochzeit. Aber ich will ihn nicht. Diesen Kistrin. Die Großmutter hat’s gesagt.«
    »So sehr zuwider ist dir Prinz Kistrin?«
    »Ich will ihn nicht«, teilte Ciri entschieden mit und zog geräuschvoll Luft durch die Nase. »Er ist dick, dumm und hässlich, und er riecht aus dem Mund. Bevor ich hingefahren bin, haben sie mir ein Bild gezeigt, aber auf dem Bild war er nicht dick. So einen Mann will ich nicht. Ich will überhaupt keinen Mann.«
    »Ciri«, sagte der Hexer unsicher. »Kistrin ist noch ein Kind, genau wie du. In ein paar Jahren kann ein ganz anständiger junger Mann aus ihm werden.«
    »Dann sollen sie mir ein anderes Bild schicken, in ein paar Jahren«, entgegnete sie herrisch. »Und ihm auch. Denn er hat mir gesagt, dass ich auf dem Bild, was sie ihm gezeigt haben, viel hübscher war. Und er hat mir gestanden, dass er Alvine liebt, eine Hofdame, und ihr Ritter sein will. Siehst du? Er will mich nicht und ich ihn nicht. Wozu dann die Heirat?«
    »Ciri«, murmelte der Hexer. »Er ist ein Prinz, und du bist eine Prinzessin. Genauso heiraten Prinzen und Prinzessinnen, nicht anders. So ist es Brauch.«
    »Du redest wie alle. Du denkst, weil ich klein bin, kannst du mir was vorlügen.«
    »Ich lüge nicht.«
    »Du lügst.«
    Geralt verstummte. Braenn, die voranging, blickte sich um, sicherlich über die Stille verwundert. Sie zuckte mit den Schultern und ging weiter.
    »Wohin gehen wir?«, ließ sich Ciri mürrisch vernehmen. »Ich will’s wissen!«
    Geralt schwieg.
    »Antworte, wenn man dich fragt!«, sagte sie drohend und unterstrich den Befehl mit einem lauten Schniefen. »Weißt du überhaupt, wer ... wer auf dir sitzt?«
    Er reagierte nicht.
    »Sonst beiß ich dich ins Ohr!«, brüllte sie.
    Der Hexer hatte genug. Er hob das Kind von seinen Schultern und stellte es auf den Boden.
    »Also pass auf, Rotznase«, sagte er scharf und machte sich an der Gürtelschnalle zu schaffen. »Gleich leg ich dich übers Knie und versohl dir den Hintern mit dem Riemen. Niemand wird mich daran hindern, denn hier ist nicht der königliche Hof, und ich bin nicht dein Höfling oder Diener. Gleich wird es dir leidtun, dass du nicht in Nastrog geblieben bist. Gleich wirst du merken, dass es doch besser ist, eine Prinzessin zu sein, als eine Rotznase, die sich im Walde verirrt hat. Denn Prinzessinnen dürfen sich im Allgemeinen unausstehlich benehmen. Einer Prinzessin versohlt sogar dann niemand den Hintern, höchstens der Herr Fürst in eigener Person.«
    Ciri duckte sich und schniefte. Braenn, an einen Baum gelehnt, sah gleichgültig zu.
    »Also was ist?«, fragte der Hexer und wickelte sich den Gürtel um die Faust. »Werden wir uns zusammennehmen und uns anständig verhalten? Wenn nicht, beginnen wir mit dem Versohlen von Euer Hoheit Hintern. Also? Ja oder nein?«
    Das Mädchen schluchzte und schniefte, worauf es bereitwillig nickte.
    »Wirst du brav sein, Prinzessin?«
    »Werd ich«, murmelte sie.
    »Es wird gleich dunkel«, meldete sich die Dryade. »Sehen wir, dass wir weiterkommen, Gwynbleidd.«
    Der Wald lichtete sich. Sie gingen durch Jungholz, das auf Sandboden wuchs, durch Heidefelder, über nebelbedeckte Wiesen, auf denen Hirschrudel ästen. Es wurde kühler.
    »Edler Herr ...«, meldete sich Ciri nach langem, langem Schweigen.
    »Ich heiße Geralt. Was ist?«
    »Ich habe schrecklichen Hunger.«
    »Wir werden gleich anhalten. Bald wird es dunkel.«
    »Ich halt’s nicht

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