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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Pferde.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte der Hexer und stellte sich so, dass er das Massaker vor Ciris Blick verdeckte.
    Ein schielender Mann in kurzem Kettenhemd und hohen Stiefeln schaute ihn forschend an, rieb sich das von Bartstoppeln knisternde Kinn. Am linken Unterarm hatte er eine abgeschabte und ausgebleichte Manschette, wie sie von Bogenschützen verwendet wurden.
    »Ein Überfall«, sagte er kurz. »Die Scheuweiber aus dem Walde haben die Kaufleute abgeschlachtet. Wir führen hier die Untersuchung.«
    »Scheuweiber? Sie haben Kaufleute überfallen?«
    »Ihr seht doch.« Der Schielende zeigte mit der Hand. »Mit Pfeilen gespickt wie die Igel. Auf der Landstraße! Diese Waldhexen werden immer skrupelloser. Nicht nur, dass man nicht in den Wald gehen kann, man ist auch auf der Straße davor nicht mehr sicher.«
    »Und ihr« – der Hexer kniff die Augen zusammen –, »wer seid ihr?«
    »Ervylls Truppe. Von den Nastroger Zehnerschaften. Haben unter Baron Freixenet gedient. Aber der Baron ist im Brokilon gefallen.«
    Ciri öffnete den Mund, doch Geralt drückte ihr kräftig die Hand, hieß sie schweigen.
    »Blut um Blut, sag ich!«, donnerte der Gefährte des Schielenden, ein Riese in einem Wams mit Messingbeschlägen. »Blut um Blut! Das kann man nicht durchgehen lassen. Erst Freixenet und die geraubte Prinzessin von Cintra, jetzt die Kaufleute. Bei den Göttern, Rache, Rache, sag ich! Denn sonst, ihr werdet’s sehen, fangen sie morgen oder übermorgen an, die Menschen auf den Schwellen ihrer eigenen Hütten zu ermorden!«
    »Brick hat recht«, sagte der Schielende. »Nicht wahr? Und du, Bruder, wo kommst du her, möcht ich wissen?«
    »Aus Brugge«, log der Hexer.
    »Und die Kleine ist deine Tochter?«
    »Ist sie.« Wieder drückte Geralt Ciris Hand.
    »Aus Brugge.« Brick runzelte die Stirn. »Dann will ich dir sagen, Bruder, dass der König von dir, Venzlav, selber die Ungeheuer ermuntert. Er will sich nicht mit unserem Ervyll zusammentun, und mit Viraxas von Kerack. Aber wenn wir von drei Seiten gegen den Brokilon ziehen würden, würden wir den Unrat endlich vertilgen ...«
    »Wie ist es zu diesem Gemetzel gekommen?«, fragte Geralt langsam. »Weiß es jemand? Hat einer von den Kaufleuten überlebt?«
    »Es gibt keine Augenzeugen«, sagte der Schielende. »Aber wir wissen, was geschehen ist, Junghans, der Förster, liest Fährten wie ein Buch. Sag’s ihm, Junghans.«
    »Nun ja«, erklärte der mit gerunzelter Stirn. »Das war so: Die Kaufleute sind die Landstraße langgefahren. Sie sind auf eine Sperre gestoßen. Seht, Herr, quer über der Straße liegt eine Kiefer, frisch gefällt. Im Unterholz sind Spuren, wollt Ihr sie sehen? Na, und wie die Kaufleute angehalten haben, um den Baum wegzuräumen, sind sie eins, zwei, drei abgeschossen worden. Von dort aus dem Dickicht, wo die krumme Birke steht. Dort sind auch Spuren. Und die Pfeile, seht, sind alle von Scheuweibern, die Federn mit Harz angeklebt, die Schäfte mit Bast umwickelt ...«
    »Ich sehe«, unterbrach ihn der Hexer und betrachtete die Toten. »Einige, scheint mir, überlebten den Beschuss, und man hat ihnen dann die Kehle durchgeschnitten.«
    Hinter den vor ihm stehenden Söldnern trat noch einer hervor – mager und eher klein, in einem Wams aus Elchleder. Er hatte schwarze, sehr kurz geschorene Haare, dieWangen blaurasiert. Dem Hexer genügte ein Blick auf die kleinen, schmalen Hände in kurzen, schwarzen, fingerlosen Handschuhen, auf die blassen Fischaugen, auf das Schwert, auf die Griffe der Stilette, die hinterm Gürtel und im linken Stiefelschaft steckten. Geralt hatte genug Mörder gesehen, um auf der Stelle den nächsten zu erkennen.
    »Du hast ’n schnelles Auge«, sagte der Schwarze sehr langsam. »Wirklich, du siehst ’ne Menge.«
    »Nur gut«, sagte der Schielende. »Soll er seinem König erzählen, was er gesehen hat; Venzlav redet ja immerzu, man darf die Scheuweiber nicht totschlagen, weil sie lieb und gut sind. Wahrscheinlich geht er in der Mainacht zu ihnen und bumst sie. Darin sind sie vielleicht wirklich gut. Was wir selber nachprüfen werden, wenn wir eine lebendig kriegen.«
    »Oder wenigstens halblebendig«, antwortete Brick mit brüllendem Gelächter. »Also, verdammt, wo bleibt dieser Druide? Es ist bald Mittag, und von ihm keine Spur. Es wird Zeit aufzubrechen.«
    »Was habt ihr vor?«, fragte Geralt, ohne Ciris Hand loszulassen.
    »Und was geht dich das an?«, zischte der Schwarze.
    »Oh, warum denn gleich so

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