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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sie die Hände weg, wich zurück, blickte zur Seite.
    Eine Weile standen sie reglos da, bis der zurückkehrende Reigen wieder auf sie traf, sie in Bewegung versetzte, sie trennte. Rasch wandte sich das Mädchen ab, lief weg, versuchte sich unbeholfen den Tanzenden anzuschließen. Sie schaute sich um. Ein einziges Mal.
    Belleteyn ...
    Was tue ich hier?
    In der Finsternis glomm ein Stern auf, funkelte, bannte den Blick. Das Medaillon am Halse des Hexers zuckte. Instinktiv weitete Geralt die Pupillen, durchdrang mit seinem Blick mühelos das Dunkel.
    Die Frau war keine Bäuerin. Bäuerinnen trugen keine schwarzen Samtumhänge. Bäuerinnen schrien, wenn ein Mann sie ins Gebüsch trug oder zog, kicherten, zappelten und wanden sich wie aus dem Wasser gezogene Forellen. Keine von ihnen hätte den Eindruck erweckt, sie sei es, die den hochgewachsenen, blonden Burschen im aufgeknöpften Wams in die Dunkelheit führte.
    Bäuerinnen trugen niemals Samthalsbänder und mit Diamanten besetzte Obsidiansterne.
    »Yennefer.«
    Die plötzlich geweiteten, veilchenblauen Augen brannten im blassen, dreieckigen Gesicht.
    »Geralt ...«
    Sie ließ die Hand des blonden Cherubs mit der vom Schweiß wie Kupferblech glänzenden Brust los. Der Bursche wankte, strauchelte, fiel in die Knie, drehte den Kopf hin und her, schaute sich um, murmelte etwas. Langsam stand er auf, betrachtete sie mit verständnislosem, beunruhigtem Blick, worauf er unsicheren Schrittes zu den Feuern hinging. Die Zauberin blickte ihm nicht einmal nach. Sie betrachtete wachsam den Hexer, und ihre Hand schloss sich fest um den Saum des Umhangs.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagte er locker. Sofort spürte er, wie die zwischen ihnen aufgebaute Spannung nachließ.
    »Und überhaupt.« Sie lächelte. Ihm schien, als sei in diesem Lächeln etwas Krampfhaftes, doch er war sich nicht sicher. »Eine durchweg nette Überraschung, ja doch. Was tust du hier, Geralt? Ach ... Entschuldige die dumme Frage. Natürlich tust du das Gleiche wie ich. Es ist ja Belleteyn ... Nur dass du mich, sagen wir, auf frischer Tat ertappt hast.«
    »Ich habe dich gestört.«
    »Ich werd’s aushalten.« Sie lächelte. »Die Nacht ist noch lang. Wenn ich will, verzaubere ich den Nächsten.«
    »Schade, dass mir das nicht gelingt«, sagte er und gab sich mit großer Mühe gleichgültig. »Eben hat eine im Licht meine Augen gesehen und ist weggelaufen.«
    »Gegen Morgen«, sagte sie, und ihr Lächeln wurde noch viel gezwungener, »wenn sie richtig in Fahrt gekommen sind, werden sie nicht mehr drauf achten. Du findest schon noch was, du wirst sehen ...«
    »Yen ...« Die folgenden Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Sie schauten einander an, lange, sehr lange, und der rote Feuerschein spielte auf ihren Gesichtern. Yennefer seufzte plötzlich, verbarg die Augen hinter den Wimpern.
    »Geralt, nein. Lass uns nicht damit anfangen ...«
    »Es ist Belleteyn«, unterbrach er sie. »Hast du das vergessen?«
    Langsam kam sie näher, legte ihm die Hände auf die Schultern, langsam und vorsichtig schmiegte sie sich an ihn, berührte mit der Stirn seine Brust. Er strich ihr über die rabenschwarzen Haare, die sich in Locken herabschlängelten.
    »Glaub mir«, flüsterte sie und hob den Kopf, »ich würde keinen Augenblick zögern, ginge es nur um ... Aber das hat keinen Sinn. Alles beginnt von neuem und endet so wie zuvor. Es hat keinen Sinn, dass wir ...«
    »Muss alles Sinn haben? Es ist Belleteyn.«
    »Belleteyn.« Sie wandte den Kopf ab. »Ja, und? Etwas hat uns zu diesen Feuern hingezogen, zu diesen fröhlichen Leuten. Wir hatten vor zu tanzen, herumzutollen, uns ein wenig zu benebeln und die hier alljährlich herrschende Freizügigkeit zu nutzen, die untrennbar mit dem Fest des sich wiederholenden Zyklus der Natur verbunden ist. Und bitte, wir treffen geradewegs aufeinander, und das nach ... Wie lange ist das her? Ein Jahr?«
    »Ein Jahr, zwei Monate und achtzehn Tage.«
    »Du rührst mich. Mit Absicht?«
    »Mit Absicht. Yen ...«
    »Geralt«, fiel sie ihm ins Wort und wich plötzlich zurück, warf den Kopf zurück. »Lass uns das klarstellen. Ich will nicht.«
    Er nickte zum Zeichen, dass es hinreichend klargestellt sei.
    Yennefer warf den Umhang zurück. Unterm Umhang trug sie eine sehr dünne, weiße Bluse und einen schwarzen Rock, der von einem Gürtel aus silbernen Metallgliedern gehalten wurde.
    »Ich will nicht«, wiederholte sie, »von neuem anfangen. Und wenn ich daran denke, mit dir zu tun,

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