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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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blitzen. Die Schneide pfiff durch die Luft, streifte die Kappe. Yurga hörte ein abscheuliches, nasses Knirschen, worauf ihm wie aus einem Eimer eine heiße Flüssigkeit über den Rücken strömte. Er fiel auf die Knie, von der ihm im Nacken hängenden, schon leblosen Last hinabgezogen.
    Vor seinen Augen schossen die nächsten drei Ungeheuer unter der Brücke hervor. Wie seltsame Grashüpfer springend, stürzten sie sich auf den Unbekannten. Einer erhielt einen kurzen Hieb in das aufgerissene Maul, tappte steif noch ein Stück weiter und krachte auf die Balken. Ein anderer, vom äußersten Ende des Schwertes getroffen, fiel krampfhaft zuckend hin. Die Übrigen ergossen sich über den Weißhaarigen wie Ameisen, drängten ihn an den Rand der Brücke. Der Nächste flog aus dem Klumpen heraus, nach hinten gebogen, blutspritzend, zitternd und heulend. In diesem Augenblick ging der ganze zusammengeballte Klumpen über den Rand der Brücke und stürzte in die Schlucht. Yurga ließ sich fallen, schlug die Arme überm Kopf zusammen.
    Unter der Brücke hervor drang das Triumphgeheul der Ungeheuer, das jedoch rasch in Schmerzensschreie überging, vom Sausen der Klinge unterbrochen. Dann ertönte aus der Dunkelheit das Poltern von Steinen und das Knirschen zertretener, zermalmter Knochen, dann wieder das Pfeifen des einhersausenden Schwertes und verzweifeltes Gebrüll, das das Blut in den Adern stocken ließ.
    Und dann Stille, zerrissen vom plötzlichen Schrei eines geängstigten Vogels in der Tiefe des Waldes, inmitten der riesigen Bäume. Dann verstummte auch der Vogel.
    Yurga schluckte, stand mit Mühe auf. Es war immer noch still, nicht einmal die Blätter rauschten, der ganze Wald schien vor Entsetzen stumm zu sein. Streifige Wolken verdunkelten den Himmel.
    »He ...!«
    Er wandte sich um, hob instinktiv schützend die Hände. Vor ihm stand der Hexer, reglos, schwarz, das blitzende Schwert in der gesenkten Hand. Yurga bemerkte, dass er irgendwie schief dastand, zur Seite geneigt.
    »Herr, was ist mit Euch?«
    Der Hexer antwortete nicht. Er tat einen Schritt, unbeholfen und schwer, das linke Bein nachziehend. Er streckte eine Hand aus, hielt sich am Wagen fest. Yurga sah das Blut, glänzend und schwarz, über die Bretter rinnen.
    »Ihr seid verwundet, Herr!«
    Der Hexer antwortete nicht. Er schaute dem Kaufmann direkt in die Augen, hing plötzlich am Wagenkasten und rutschte langsam auf die Brücke.

II
    »Vorsichtig, langsam ... Den Kopf stützen ... Jemand soll ihm den Kopf stützen!«
    »Da, da, auf den Wagen!«
    »Götter, er verblutet ... Herr Yurga, das Blut dringt durch den Verband ...«
    »Nicht reden! Los, vorwärts, Pokwit, mach hin! Decke ihn mit einem Pelz zu, Vell, siehst du nicht, wie er zittert?«
    »Vielleicht sollten wir ihm etwas Schnaps in den Mund gießen?«
    »Einem Bewusstlosen? Du bist wohl verrückt, Vell. Aber den Schnaps gib her, ich muss was trinken ... Ihr Hunde, Haderlumpe, ihr elenden Feiglinge! Derart abzuhauen, einen alleinzulassen!«
    »Herr Yurga! Er sagt was!«
    »Was? Was sagt er?«
    »Äh, was Unverständliches ... Irgendeinen Namen ...«
    »Welchen?«
    »Yennefer ...«

III
    »Wo ... bin ich?«
    »Bleibt liegen, Herr, bewegt Euch nicht, sonst platzt und reißt alles wieder auf. Diese Mistviecher haben Euch den Schenkel bis auf den Knochen zerbissen, Ihr habt viel Blut verloren ... Erkennt Ihr mich nicht? Ich bin Yurga! Mich habt Ihr auf der Brücke gerettet, wisst Ihr noch?«
    »Aha ...«
    »Habt Ihr Durst?«
    »Wie der Teufel ...«
    »Trinkt, Herr, trinkt. Das Fieber schüttelt Euch.«
    »Yurga ... Wo sind wir?«
    »Wir fahren mit dem Wagen. Sagt nichts, Herr, bewegt Euch nicht. Wir müssen aus den Wäldern heraus zu menschlichen Ansiedlungen. Müssen jemanden finden, der was vom Heilen versteht. Was wir Euch ums Bein gewickelt haben, reicht vielleicht nicht. Es blutet immer wieder ...«
    »Yurga?«
    »Ja, Herr?«
    »In meinem Köfferchen ... Das Fläschchen ... Mit grünem Lack. Reiß das Siegel ab und gib mir ... In einer Schale. Wasch die Schale gut aus, lass niemanden die Fläschchen anrühren ... Wenn euch euer Leben lieb ist ... Schnell, Yurga. Verdammt, wie dieser Wagen holpert ... Das Fläschchen, Yurga ...«
    »Da ... Trinkt.«
    »Danke ... Jetzt pass auf. Gleich werde ich schlafen. Ich werde mich herumwerfen und phantasieren, dann werde ich wie leblos daliegen. Das macht nichts, hab keine Angst ...«
    »Legt Euch wieder hin, Herr, sonst bricht die Wunde auf und Ihr verliert

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