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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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spinnst.«
    »Du hast versucht«, fuhr der Barde unerschütterlich fort, »ob du nicht mit ihr ins Heu gehen kannst, ob sie nicht neugierig ist, wie es wäre, mit so einem fremdartigen Wechselbalg, einem Hexer Liebe zu machen. Zum Glück hat sich Essi als klüger erwiesen, als du es warst, und hat sich großmütig deiner Dummheit erbarmt, da sie ihren Grund begriffen hat. Ich folgere das aus der Tatsache, dass du von draußen nicht mit einer geschwollenen Lippe zurückgekehrt bist.«
    »Bist du fertig?«
    »Ich bin fertig.«
    »Na, dann gute Nacht.«
    »Ich weiß, warum du wütend bist und mit den Zähnen knirschst.«
    »Klar. Du weißt alles.«
    »Ich weiß, wer dich so verhunzt hat, dass du keine normale Frau verstehen kannst. Diese deine Yennefer ist dir ganz schön in die Glieder gefahren, hol mich der Teufel, wenn ich weiß, was du an der findest.«
    »Lass das, Rittersporn.«
    »Ziehst du wirklich kein normales Mädchen vor, so eine wie Essi? Was haben Zauberinnen, was Essi nicht hat? Vielleicht das Alter? Äuglein ist vielleicht nicht die Jüngste, aber sie ist so alt, wie sie aussieht. Und weißt du, was mir Yennefer einmal nach ein paar Kelchen gestanden hat? Ha, ha ... Sie hat mir gesagt, als sie es das erste Mal mit einem Mann gemacht hat, das war genau ein Jahr nach der Erfindung des Wendepfluges.«
    »Du lügst. Yennefer kann dich auf den Tod nicht ausstehen und würde sich dir niemals anvertrauen.«
    »Meinetwegen, ich hab gelogen, ich geb’s zu.«
    »Brauchst du nicht. Ich kenn dich.«
    »Du denkst bloß, dass du mich kennst. Vergiss nicht, ich bin eine komplizierte Natur.«
    »Rittersporn«, seufzte der Hexer, nun wirklich schläfrig. »Du bist ein Zyniker, ein Schweinigel, ein Hurenbock und ein Lügner. Und nichts, glaub mir, nichts ist an dir kompliziert. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Geralt.«

V
    »Du stehst früh auf, Essi.«
    Die Dichterin lächelte und hielt die vom Wind zerzausten Haare fest. Vorsichtig kam sie auf die Mole, umging sorgfältig Löcher und durchgefaulte Bretter.
    »Ich durfte die Möglichkeit nicht verpassen, einem Hexer bei der Arbeit zuzusehen. Wirst du mich wieder für neugierig halten, Geralt? Nun ja, ich verhehle nicht, ich bin wirklich neugierig. Wie geht es dir?«
    »Was heißt: Wie geht es mir?«
    »Ach, Geralt«, sagte sie. »Du unterschätzt meine Neugier, mein Talent, Informationen zu sammeln und zu deuten. Ich weiß schon alles über den Zwischenfall mit den Tauchern, ich kenne Einzelheiten deiner Vereinbarung mit Agloval. Ich weiß, dass du einen Schiffer suchst, der dort hinausfahren will, zu den Drachenhauern. Hast du einen gefunden?«
    Er schaute sie einen Augenblick lang prüfend an, dann entschloss er sich plötzlich.
    »Nein«, entgegnete er. »Ich habe keinen gefunden. Keinen einzigen.«
    »Sie haben Angst?«
    »Haben sie.«
    »Wie also willst du auf Erkundung ausziehen, wenn du nicht aufs Meer kannst? Wie willst du dann dem Ungeheuer ans Leder kommen, das die Perlenfischer umgebracht hat?«
    Er nahm sie bei der Hand und führte sie vom Steg. Sie gingen langsam am Meer entlang, über den steinigen Strand, an den auf den Strand gezogenen Barkassen vorbei, zwischen dem Spalier der auf Pfählen ausgespannten Netze hindurch, zwischen Girlanden von trocknenden, aufgeschnittenen Fischen. Geralt stellte unerwartet fest, dass ihn die Gesellschaft der Dichterin durchaus nicht störte, dass sie nicht lästig und aufdringlich war. Außerdem hoffte er, ein ruhiges und sachliches Gespräch würde den Eindruck jenes dummen Kusses auf der Rampe auslöschen. Die Tatsache, dass Essi auf die Mole gekommen war, gab ihm die Hoffnung, dass sie keinen Groll hege. Er war froh.
    »Dem Ungeheuer ans Leder kommen«, murmelte er, indem er ihre Worte wiederholte. »Wenn ich nur wüsste, wie. Ich weiß sehr wenig über Seemonster.«
    »Interessant. Soweit mir bekannt ist, gibt es im Meer viel mehr Ungeheuer als auf dem Festland, sowohl was ihre Menge als auch die Zahl der Arten betrifft. Man sollte also meinen, dass das Meer kein schlechtes Betätigungsfeld für Hexer ist.«
    »Es ist überhaupt keins.«
    »Warum?«
    »Die Expansion der Menschen auf dem Meer« – er räusperte sich mit abgewandtem Kopf – »dauert noch nicht lange. Hexer waren früher nötig, zu Lande, in der ersten Etappe der Kolonisation. Wir eignen uns nicht für den Kampf mit den im Meer lebenden Geschöpfen, obwohl es dort tatsächlich von allem möglichen aggressiven Ungeziefer wimmelt. Aber gegen Seeungeheuer

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