Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
der schmückenden Tagesdecke auf dem Bett passten. Ishaq hatte Erstaunliches geleistet und ein wirklich freundliches und einladendes Gasthaus geschaffen.
Plötzlich begann das Wasser im Waschbecken, eben noch still wie ein Teich im Wald, ohne ersichtlichen Grund zu vibrieren.
Richard stand stocksteif da und starrte.
Unvermittelt bildeten sich auf der glatten Oberfläche vollkommen konzentrische und harmonische Wellenlinien, ganz ähnlich den sich sträubenden Haaren auf dem Rücken einer Katze.
Und dann ließ ein wuchtiger Schlag das ganze Gebäude erzittern, so als wäre es von einem schweren Gegenstand getroffen worden. Eine der Fensterscheiben zerbarst mit einem spröden Knall, unmittelbar darauf folgte das dumpfe Geräusch splitternden Holzes am anderen Ende des Gebäudes.
Richard ließ sich in die Hocke fallen, starr vor Schreck, die Augen weit aufgerissen und außerstande, sich zu erklären, was dieses unverständliche Geräusch hervorgerufen haben mochte.
Sein erster Gedanke war, ein mächtiger Baum müsse auf das Haus gestürzt sein, doch dann erinnerte er sich, dass in der Nähe gar keine großen Bäume standen.
Einen Herzschlag nach der ersten Erschütterung folgte ein zweiter Schlag, lauter diesmal – und näher. Das Gebäude wankte unter dem tosenden Krachen zersplitternden Holzes. Richard befürchtete, die Decke könnte einstürzen, und blickte nach oben.
Einen halben Herzschlag darauf folgte ein weiterer Schlag, der das Gebäude abermals erzittern ließ. Das zertrümmerte, zersplitternde Holz erzeugte ein schrilles Kreischen, als schreie es vor Schmerzen, während es in Stücke gerissen wurde.
Ein erneuter Schlag, gefolgt von dröhnendem Krachen, lauter und wiederum etwas näher.
Als das Gebäude unter dem Ruck des gewaltigen Aufpralls erbebte, stützte sich Richard mit den Fingern einer Hand am Boden ab, um das Gleichgewicht zu wahren. Was immer am anderen Ende des Gebäudes seinen Anfang genommen hatte – es kam rasch näher.
Und dann folgte erneut ein Schlag, während das Krachen immer näher kam.
Plötzlich kam ihm die Wand zu seiner Linken, die Wand zwischen seinem und Caras Zimmer, explosionsartig entgegengeflogen. Staubwolken stoben auf, es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm.
Ein großes schwarzes Etwas, das den Raum nahezu vollständig ausfüllte, schoss krachend durch das zersplitternde Lattenwerk und schleuderte Wandverputz und Trümmerteile durch die Luft.
Durch die Wucht der Erschütterung wurde die Tür aus den Angeln gerissen, das Glas der Fensterscheibe zerplatzte und wurde mitsamt Rahmen aus der Fensteröffnung gedrückt.
Lange, schartige Bretterstücke segelten durchs Zimmer; eins prallte gegen den Stuhl, an dem sein Schwert lehnte, ein weiteres bohrte sich in die gegenüberliegende Wand. Sein Schwert schlitterte davon, außer Reichweite. Ein Plankenstück traf Richard so hart am Bein, dass er auf ein Knie sackte.
Ein lebendiges dunkles Etwas trieb Staub und Trümmerteile vor sich her, wirbelte alles durch die Luft und schien alles Licht in sich hineinzusaugen, sodass die Wolke aus umherfliegenden Trümmerteilen in ein unwirkliches, wirbelndes Dunkel getaucht wurde.
Ein kaltes Angstgefühl schoss Richard durch die Adern.
Dann, als er gerade versuchen wollte, ächzend wieder auf die Beine zu kommen, sah er seinen Atem in einer kalten Wolke vor seinem Gesicht stehen.
Eine Dunkelheit wie der Tod höchstselbst kam auf ihn zugestürzt. Keuchend atmete Richard tief ein, bis ihm die eiskalte Luft in den Lungen stach. Der Schock über den Schmerz dieser beißenden Kälte schnürte ihm die Kehle zu.
Richard wusste, die Frage über Leben und Tod stand auf Messers Schneide und würde schon im nächsten Augenblick entschieden.
Seine ganze Kraft in diese eine Bewegung legend, stürzte er sich, wie ein Schwimmer ins rettende tiefe Wasser, durch das Fenster, streifte mit der Seite noch die sich herabsenkende Dunkelheit und spürte ein scharfes Sengen auf der Haut, ein Sengen von solcher Eiseskälte, dass es brannte.
Er war bereits mitten in der Luft, als er bei seinem Fenstersprung hinaus in die Nacht aus Angst vor einem tiefen Sturz den Fensterrahmen zu greifen versuchte. Mit knapper Not bekam er ihn mit seiner linken Hand zu fassen und hielt sich daran fest, als ginge es ums Überleben. Sein fallendes Gewicht riss ihn so ruckartig herum, sein Körper prallte mit solcher Wucht gegen die Seitenwand des Hauses, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Dort hing er,
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