Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
sein Tablett auf den Tisch.
«Starke Nummer heute Morgen», sagte der mit dem Namen Boris anerkennend. Er war ein kräftiger Bursche mit einer Narbe, die quer über seine rechte Wange verlief. Er schien etwas älter und erfahrener zu sein als die anderen. Irgendwie kam Yasin auch seine Stimme bekannt vor, und plötzlich erinnerte er sich wieder, wo er seine und Zarkos Stimme schon einmal gehört hatte: in der Toilette! Sie waren die beiden Jungs gewesen, die sich darüber unterhalten hatten, dass sie die Hexen fertigmachen würden, falls sie ihnen zwischen die Finger kämen.
Yasin wurde es auf einmal ganz mulmig zumute. Er hatte das unangenehme Gefühl, es stünde ihm auf die Stirn geschrieben, was mit ihm geschehen war. Auch wenn es unsinnig war, dies zu denken, er fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut.
«Du kannst von Glück reden, dass der Pfeil nur deinen Arm und nicht deine Brust durchbohrt hat», stellte Zarko fest.
«Ja, du hast echt Glück gehabt», wiederholte Dodo mit wichtig hochgezogenen Augenbrauen. Dodo war der Kleinste der Gruppe und hielt seine Suppenschale fest, als fürchte er, jemand würde sie ihm streitig machen.
«Darf ich mal sehen?», fragte Riki neugierig und deutete auf Yasins Arm.
Yasin wich automatisch zurück und hielt sich die rechte Hand um den Verband. «Ist etwas unappetitlich», sagte er schnell. «Zudem hab ich den Verband gerade frisch gewechselt.»
Riki gab sich mit der Antwort nicht zufrieden. «Ach, komm schon, zeig uns die Wunde», bettelte er, doch Zarko versetzte ihm mit der Hand einen Klaps auf den Hinterkopf.
«Lass ihn, du hast doch gehört, dass er nicht will», sagte er, worauf Riki verstummte und sich brav über seine Suppe beugte.
Boris steckte sich ein Stück Fladenbrot in den Mund und legte Yasin dabei kameradschaftlich den Arm um die Schulter. «Ich mag dich, Yasin. Du bist nicht so ein Weichei wie die meisten hier.»
«Ja, die meisten sind totale Weicheier», grinste der kleine Dodo und löffelte weiter seine Suppe.
«Ich sag’s dir», fuhr Boris fort, «tut mir ja leid, dass es ausgerechnet deinen kleinen Bruder getroffen hat und so. Aber ich glaube, nach dieser Aktion haben die Leute endlich kapiert, worum’s hier geht. Ich meine: Hey, sieh dir ein paar der Männer an. Die machen sich doch glatt in die Hosen vor Angst, wenn es hart auf hart kommt.»
«Die totalen Hosenscheißer», gab Dodo seinen Kommentar dazu und kicherte.
Boris nahm seinen Arm wieder von Yasins Schulter weg.
«Wer war eigentlich dieser Typ auf dem Pferd heute Morgen?», fragte Yasin und gab sich alle Mühe, völlig cool und überlegen zu wirken.
«Das war Mangol, der oberste Kommandant der Sicherheitsgarde», klärte ihn Jefta auf. Jefta mochte um die siebzehn Jahre alt sein und wirkte sehr distanziert und kühl. Sein schwarzes Haar war an der Kopfhaut entlang zu Zöpfchen geflochten.
«Es wird gemunkelt, durch seine Adern würde kein Blut fließen, sondern Eis», ergänzte Zarko.
«Glaub ich dir aufs Wort», sagte Yasin und begann seine Suppe zu schlürfen. Sie schmeckte ziemlich fade. Dafür war sie heiß und wärmte ihn von innen auf, was nach dem Training im Regen und bei der schneidenden Kälte eine wahre Wohltat war.
«Wann, denkt ihr, geht’s los mit dem Krieg?», fragte Yasin zwischen zwei Bissen Brot.
«Das weiß niemand so genau», sagte Zarko.
«Ich habe gehört, die Hexen würden sich in den Onya-Bergen formieren», erzählte Riki mit großen Augen. «Es sollen über Tausend sein.»
«Ja, weit über Tausend», mampfte Dodo mit vollem Mund.
«Aber dann sind wir ihnen ja haushoch überlegen», meinte Yasin. «Allein in unserem Camp sind mindestens achthundert Leute untergebracht, und wenn man alle anderen Schulen dazunimmt, sind wir bestimmt über zwanzigtausend Mann.»
«Und wenn wir vierzigtausend wären», sagte Boris, «ein einzelner dieser Hexer kann Hundert von uns wegpusten, wenn er will. Die sind gefährlich. Und gerissen, ich sag’s dir. Würde mich nicht einmal wundern, wenn sie ein paar Spione in die Camps geschmuggelt hätten, um zu sehen, was wir so treiben.»
Yasin blieb ein Brotkrümel im Hals stecken, und er kriegte einen Hustenanfall. Zarko klopfte ihm auf die Schulter.
«Kein Grund zur Sorge, Yasin», sagte er, «wenn sich welche auf dem Gelände verstecken, kriegen wir sie schon, verlass dich drauf.»
Yasin wischte sich die Tränen aus dem rot angelaufenen Gesicht und sah zwischen Boris und Zarko hin und her. «Und wie wollt ihr
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