Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
aber Joash widersprach ihr heftig.
«Kommt überhaupt nicht in Frage! Ich nehm dich Huckepack, Glasperle!»
«Danke, Joash, aber …»
«Keine Widerrede!», unterbrach Joash sie energisch. «Ich trag dich den Berg runter! Ob es dir passt oder nicht.»
Gesagt, getan. Nach dem Frühstück nahm Joash Katara auf den Rücken, und die Gefährten, eingeklemmt zwischen je drei Pishdas, machten sich auf den Weg ins Tal. Je näher sie der Küste kamen, desto wärmer wurde es. Die letzten Schneefelder hatten sie längst hinter sich gelassen. Unterwegs zogen sie ihre Felle und Umhänge aus und stopften sie in die Rucksäcke.
Katara fühlte sich gar nicht wohl. Ihr war heiß und etwas schwindlig. Als sie eine kurze Pause einlegten, bemerkten auch die Freunde, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ihre Augen glänzten bedenklich.
«Ich glaube, du hast Fieber», stellte Aliyah fest und betastete ihre Stirn. Sie war glühend heiß. «Du hast definitiv Fieber», sagte Aliyah besorgt.
«Genauso hat es bei meinem Freund auch angefangen», gab Pishda seinen unerwünschten Kommentar dazu, worauf ihm Joash einen bösen Blick zuwarf.
«Hör endlich auf damit! Es ist keine Blutvergiftung. Sie wird schon wieder.»
Er reichte Katara seinen Wasserschlauch, und sie nahm einen großen Schluck.
«Keine Sorge», lächelte sie, «morgen, spätestens übermorgen, bin ich wieder fit.»
Aber so wirklich glaubte sie nicht daran – und die anderen auch nicht.
Am späten Nachmittag erreichten sie die Küste. Ein warmer Wind wehte. Die Luft roch salzig. Schon von weitem war das dumpfe und gewaltige Rauschen des Meeres zu hören. Die Jugendlichen kletterten auf eine Düne und blieben fasziniert oben stehen. Weißer Sand und blauschwarzes Wasser erstreckte sich, so weit das Auge reichte. Schäumende Wellen kamen majestätisch aus der Ferne herangerollt, überschlugen sich donnernd und kräuselten sich dann am menschenverlassenen weißen Strand.
«Leute», verkündete Joash, «ich geh schwimmen! Wer kommt mit?»
«Ich bin dabei!», rief Aliyah.
«Ich auch!», rief Sihana vergnügt.
Miro schaute etwas skeptisch auf seinen Verband, während Joash Katara im Sand absetzte. «Alles klar bei dir, Glasperle?», fragte er sie fürsorglich.
Katara nickte schwach. «Ja, danke. Amüsiert euch gut.»
Joash, Aliyah und Sihana warfen Rucksäcke, Kleider und Schuhe auf einen Haufen und stürmten, nur noch in ihrer Unterwäsche, laut jauchzend zum Meer hinunter. Kopfvoran sprangen sie in die Fluten und plantschten und tollten wie kleine Kinder im Meer herum. Miro war wegen seines gebrochenen Armes etwas zögerlich. Er ging zwar auch zum Meer hinunter, watete aber nur bis zu den Knien ins warme Wasser hinein. Plötzlich stand Pishda neben ihm.
«Wieso lässt du dir das eigentlich gefallen?», fragte er.
Miro drehte sich ihm verwundert zu. «Wieso lasse ich mir was gefallen?»
«Ach, du hast es nicht einmal gemerkt!»
«Was hab ich nicht gemerkt?»
«Na, dass nicht mehr du den Ton angibst, sondern Joash.»
Miro runzelte die Stirn. «Was redest du da? Ich dachte, seit wir deine Gefangenen sind, bestimmst du die Regeln.»
«Das stimmt. Ist auch nur so eine Beobachtung von mir. Vergiss es.» Und weg war er. Miro dachte kurz über Pishdas Worte nach und sah zu Joash hinüber, der soeben mit einem verspielten Schrei aus dem Wasser auftauchte und seine Löwenmähne schüttelte. Er winkte Miro fröhlich zu.
«Komm rein, Mann! Worauf wartest du noch?»
«Mein Arm», rief Miro zurück. «Ich bleibe lieber hier.»
«Ey, jetzt hab dich nicht so!», stänkerte Joash freundschaftlich. «Etwas Salzwasser wird deinem Arm nicht schaden! Leuchtkäfer, sag du es ihm!»
«Komm schon, Miro!», rief nun auch Sihana und winkte ihm zu. «Es ist herrlich!»
Pishda hat Recht, dachte Miro auf einmal. Wieso hab ich das eigentlich nicht früher gemerkt?
«Was ich tun will und was nicht, ist allein meine Sache!», rief er ihnen eingeschnappt zu und watete davon.
Sihana, Aliyah und Joash sahen sich verständnislos an.
«Was ist denn auf einmal los mit unserm Genie?», wunderte sich Joash.
«Lass ihn», meinte Sihana. «Vielleicht hat er einfach nur Schmerzen. Immerhin ist sein Arm gebrochen, und es war eine lange Wanderung.»
Joash zuckte die Achseln und ließ sich rückwärts in eine heranrauschende Welle fallen. Sie kümmerten sich nicht weiter um Miro.
Katara saß zusammen mit einem der Pishdas bei den Kleidern. Sie fühlte sich gar nicht gut. Ihr Kopf war so heiß, als
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