Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Das Hindernis war zu hoch, und das große Osttor war verschlossen, und es schien niemanden in ganz Dark City zu geben, der in der Lage war, es zu öffnen. Ohne die Hilfe eines Drachens hätten auch die fünf Gefährten es nicht geschafft, Dark City zu verlassen.
In der Weite des ascheschwarzen Hochtals zischte und brodelte es. In einem Loch blubberte rosaroter Schlamm vor sich hin, einen Steinwurf weiter schoss eine Wasserfontäne in die Höhe. Ein Minivulkan fauchte unablässig seinen Dampf in die Luft. Die fünf warfen sich gegenseitig unbehagliche Blicke zu. Erst zehn Tage war es her, seit die öffentliche Hinrichtung der Prophetin Isabella den Auftakt zur Erfüllung einer uralten Prophezeiung gegeben hatte und dadurch ihrer aller Schicksal auf geheimnisvolle Weise miteinander verknüpft worden war. Noch vor zehn Tagen wäre die Wahrscheinlichkeit gleich null gewesen, dass sich ihre Wege jemals kreuzen würden, denn ihr Leben hätte unterschiedlicher kaum sein können.
Joash war der Älteste der fünf. Er war zwanzig Jahre alt und hatte sich sechs Jahre alleine auf den Straßen von Dark City durchgeschlagen. Mit seinen verfilzten dunkelblonden Locken, die ihm bis zu den Hüften reichten, glich er einem wilden Löwen. Er war ein muskulöser Bursche mit kaffeebrauner Haut und auffällig goldbraunen Augen. Sein linker Nasenflügel war von einem kleinen Ring durchbohrt. Um sein rechtes Handgelenk hatte er ein breites Lederband mit Nieten gebunden. Er trug ein einfaches Hemd aus leichtem Leinen, darüber eine genietete Lederweste und einen grauen Umhang sowie dunkelbraune weite Beinkleider mit Kordelzug und Stulpenstiefel mit seitlich offener Verschnürung. Ein großer Dolch hing in einer Scheide an seinem Gürtel.
Der Zweitälteste der Truppe war der achtzehnjährige Miro. Im Gegensatz zu Joash war er einer der reichsten Jünglinge Dark Citys, denn sein Vater, Lord Jamiro, besaß sämtliche Industriestätten innerhalb der großen Mauer. Miro war groß und schlank, hatte feuerrotes kurzes Haar, blaue Augen und ein etwas blasses Gesicht. Er trug ein enganliegendes beiges Rollkragenhemd, eine verzierte Weste mit Reißverschluss, dazu hautenge dunkelgrüne Hosen, Lederstiefel und einen Umhang aus grünem Wollstoff.
Auch Sihana stammte aus einer wohlhabenden Familie – allerdings nicht ganz so wohlhabend wie die von Miro. Sihana war siebzehn Jahre alt, mittelgroß und schlank. Sie war ein fröhliches Mädchen und hatte wunderschöne mandelbraune Augen, einen bräunlichen Teint und langes blondes Haar, in das sie sich eine pinkfarbene Strähne geflochten hatte. Sie trug den Mantel ihres Vaters um ihre Schultern, darunter eine zottelige pinkfarbene Weste mit mehreren schwarzen Reißverschlüssen, ein enges schwarzes Oberteil und ebenso enganliegende pinkfarbene Hosen mit einem kurzen schwarzen Rock. An ihren Armen klimperten mehrere schwarze Armreife. Ihre Lippen und ihre langen Fingernägel leuchteten ebenfalls pinkfarben, und an ihrer rechten Augenbraue befand sich ein schwarzer Stecker.
Katara war ebenfalls siebzehn und war auf dem Burggelände von König Drakar dem Zweiten aufgewachsen. Goran, der erste schwarze Ritter Drakars, hatte sie als seine Tochter aufgezogen, und schon von klein auf faszinierten Katara weder Puppen noch Stickereien, sondern nur eines: Schwerter. Katara war eine Kriegerin mit einem zähen Willen. Sie hatte smaragdgrüne, blitzende Augen, und ihr feines, weißes Gesicht sah aus, als wäre es aus Elfenbein geschnitzt. Katara trug enganliegende dunkle Hosen, einen dunklen Kapuzenmantel, darunter ein gelbes, ärmelloses Oberteil mit Reißverschluss und abstehendem Kragen, einen breiten Ledergürtel mit großer Schnalle und Wildlederstiefel. Zwei silberne Armspangen schmückten ihre für ein Mädchen sehr kräftigen Oberarme. Ein Zöpfchen aus Glasperlen war in ihr pechschwarzes, schulterlanges Haar geflochten und hing ihr in die weiße Stirn.
Aliyah stammte wie Joash aus sehr armen Verhältnissen und war von ihrem Onkel, bei dem sie wohnte, wie das letzte Stück Dreck behandelt worden. Nichtsdestotrotz hatten ihr gesamtes Auftreten und der milde Ausdruck in ihrem Gesicht etwas Edles an sich. Mit neun Jahren war Aliyah erblindet, doch auf ihrer gefährlichen Reise quer durch Dark City hatte sie im Wald der Offenbarung auf wundersame Weise ihr Augenlicht zurückerhalten. Die Sechzehnjährige hatte eine zierliche Figur. Ihr rostrotes, schulterlanges Haar fiel ihr wie ein Schleier aus gesponnenen
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