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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Kupferfäden um ihr fein geschnittenes Gesicht. Ihr blaues und ihr grünes Auge glitzerten wie das prächtige Farbenspiel zweier Opale. Aliyah trug eine feine weiße Baumwollbluse mit weiten Ärmeln, eine weinrote Schürze mit wallendem Samtumhang und verschnürte hüfthohe Wildlederstiefel mit fester Sohle. Um ihre schlanken Hüften hatte sie sich einen breiten Gürtel gebunden.
    Jeder der fünf trug einen Rucksack über der Schulter, vollgestopft mit Essensvorräten und außen behangen mit Pfannen, Bechern, Wasserschläuchen und Seilen. Sihana hatte zudem eine riesige Handtasche dabei, die sie sich quer über die Schulter gehängt und vor ihrer Abreise mit allerlei nützlichen und weniger nützlichen Gegenständen gefüllt hatte, und Miro hatte sich außerdem die Ledertasche mit dem Buch der Prophetie umgehängt.
    Da standen sie nun also, außerhalb der Mauer, in einer feindseligen Gegend aus erkaltetem Lavagestein, und fragten sich, ob sie ihre Mission jemals zu Ende bringen würden.
    «Und wie geht’s jetzt weiter?», fragte Sihana unsicher.
    «Wir suchen König Olra», antwortete Miro entschlossen, so als wäre die Suche nach ihm nichts weiter als ein simples Versteckspiel.
    Katara zog die Augenbrauen hoch. «Ihr sprecht seinen Namen noch immer rückwärts aus?», wunderte sie sich.
    «Wieso?», fragte Miro und warf ihr einen herablassenden Blick zu. «Hast du etwas dagegen?»
    «Nein», sagte Katara. «Ich find es nur komisch. Nichts weiter.»
    «Mutter sagte, die Zeit wäre noch nicht reif dafür, seinen wahren Namen wieder auszusprechen», erklärte Aliyah mit ihrem feinen Stimmchen. «Zudem hat sein Name seit seinem Verschwinden eine unerklärliche Kraft gewonnen. Du warst doch auch dabei, Katara, als die Prophetin es uns erklärte.»
    «Wenn ihr mich fragt: Alles Quatsch, ey», sagte Joash. «Ein Name ist ein Name. Aneinandergereihte Buchstaben. Nichts weiter. Was soll denn schon groß passieren, wenn wir den Namen aussprechen?»
    «Na ja», erklärte Aliyah, «du warst im Kerker tief unter der Erde, als Isabella verbrannt wurde. Sonst hättest du es bestimmt auch gehört – oder besser gesagt gespürt. »
    «Was gespürt?»
    «Ihren Todesschrei», sagte Aliyah. «Wir waren Meilen vom Stadion entfernt und hätten es eigentlich gar nicht hören können, und dennoch ist es uns durch Mark und Bein gefahren, als sie seinen Namen ausrief. War es nicht so, Katara?»
    «Moment mal», meinte Sihana stirnrunzelnd. «Ihr habt es auch gespürt?»
    «Du etwa auch?», fragte Miro überrascht.
    Sihana nickte. «Oh ja, das habe ich. Ich saß mit meiner Mutter und meinem Bruder in einer der untersten Reihen des Stadions. Wir hatten gute Sicht auf den Scheiterhaufen. Isabella brannte lichterloh, und wir alle dachten, sie wäre schon tot. Aber dann hob sie plötzlich ihren Kopf, als würde sich ihr Geist ein letztes Mal in ihr aufbäumen, und dann rief sie diesen Namen. Ich wusste nicht, was es mit dem Namen auf sich hatte. Doch in dem Moment, als sie ihn in die Arena hinausschrie, fühlte sich mein Herz wie eine Schiefertafel an, über die jemand mit seinen Fingernägeln kratzt. Ich spürte ihren Schrei bis ins Innerste. Es zerriss mich beinahe. Ich weiß nicht, warum. Etwas geschah mit mir, das ich nicht einordnen konnte. Alle anderen im Stadion tobten und brüllten. Keiner schien ihrem Todesschrei irgendeine Bedeutung beizumessen. Mir kam es eher so vor, als wäre dieser Schrei einzig und allein für mich bestimmt. Und während die Leute den Tod der Hexe feierten, musste ich mich auf einmal übergeben.»
    «Sie hat ihr Leben geopfert, um seinen Namen nach Dark City zurückzubringen», stellte Aliyah gedankenversunken fest. «Den Namen, der seit dreiunddreißig Jahren aus Dark City verbannt worden war, wie Mutter sagte, den Namen, durch dessen Rückkehr unsere Mission erst beginnen konnte.»
    «Und was ist nun so gefährlich an diesem Namen, dass wir ihn nur rückwärts aussprechen dürfen?», kam Joash auf seine Frage zurück. «Kann mir das mal jemand gefälligerweise einleuchtend verklickern?»
    «Alle außer dir haben an jenem Tag die Macht seines Namens gespürt», antwortete Aliyah und sah Joash an, «und aus welchem Grund auch immer: In seinem Namen liegt Kraft. Das ist wirklich so. Zudem hat Drakar die Todesstrafe verhängt über alle, die von ihm reden.»
    Joash grinste. «Dieses Argument zählt nicht, Kleine. Der König will uns ohnehin töten lassen. Also, was soll’s, ey? Zudem sind wir außerhalb der Mauer.

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