Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Ich finde, wir sollten nicht mehr länger herumdiskutieren und es einfach mal ausprobieren.» Und bevor ihn irgendjemand daran hindern konnte, füllte er seine Lungen mit Luft und rief in die Weite der feindseligen Landschaft hinaus:
«AAAARLOOOO! WO BIST DUUU?!»
Das Echo seiner Stimme hallte von den Bergen wider. Verunsichert blickten die Jugendlichen von einem zum andern, gefasst darauf, dass jeden Moment etwas Verrücktes geschehen würde, ein Erdbeben vielleicht, oder dass der Boden unter ihren Füßen plötzlich einen Riss bekäme oder ein Vulkan ausbrechen würde oder etwas in der Art. Aber nichts geschah. Das Echo verstummte, und das einzige Geräusch, das zurückblieb, war das fröhliche Blubbern aus einem Schlammloch neben ihnen.
«Seht ihr?», grunzte Joash triumphierend. «Keiner von uns ist vom Boden verschluckt worden oder auf irgendeine mysteriöse Weise krepiert. Also, denke ich, können wir es riskieren, ihn von jetzt an Arlo zu nennen. Ich werde es jedenfalls tun.»
«Ich auch», sagte Katara und ließ ihren Blick über die Ebene gleiten. «Ich schlage vor, wir brechen auf. In ein paar Stunden ist es dunkel, und dies ist nicht gerade eine Gegend, wo man des Nachts unterwegs sein sollte.»
Miro reckte sein Kinn und verschränkte provozierend die Arme. «Und seit wann hast du hier das Kommando?»
Katara lächelte. «Entschuldige, das war nur ein Vorschlag. Ich wollte mich nicht vordrängeln.»
«Hast du aber», gab Miro unversöhnlich zurück, worauf sich Joash zwischen ihn und Katara stellte und ihm ins Gesicht schleuderte:
«Hey! Was soll das, Hirn? Du bist hier nicht der Boss, ey! Glasperle hat genauso das Recht mitzureden wie jeder andere von uns.»
«Ja, solange sie uns nicht wieder in eine Falle lockt», knirschte Miro, was er besser unterlassen hätte, denn Joash packte ihn aufgrund dieser Bemerkung mit einer Hand am Kragen und ließ ihn in der Luft baumeln, während er ihn empört anfunkelte:
«Jetzt ist aber Schluss, ja? Sie hat einen hohen Preis bezahlt, indem sie sich uns wieder anschloss! Falls du es vergessen haben solltest: Sie hat da hinten ihren Vater verloren. Also sprich gefälligst nicht von ihr, als wäre sie eine Verräterin. Wir alle haben Fehler gemacht, die nicht hätten geschehen dürfen. Auch du!»
Er hielt den schlanken Burschen eisern fest, und Miros Gesichtsfarbe näherte sich verdächtig seiner knallroten Haarfarbe. Er strampelte hilflos in der Luft herum und rang verzweifelt nach Luft.
«Lass ihn runter», sagte Katara besänftigend, «wenn er mir nicht trauen will, ist das sein Problem, nicht deins.»
Joash lockerte seinen Griff und stellte Miro knurrend auf den Boden zurück. Miro hustete und spuckte und musterte Joash verächtlich.
«Vollidiot», brachte er schließlich mit purpurroten Wangen hervor.
«Wenn du so scharf darauf bist, das Kommando zu übernehmen», setzte Joash verärgert hinzu, «dann multiplizier doch Windgeschwindigkeit, Erdwärme und die Feuchtigkeit deiner Schnürsenkel miteinander oder so was Krankes. Dann verirren wir uns bestimmt nicht.»
«Wenigstens hat einer von uns beiden ein Hirn», konterte Miro schlagfertig und rieb sich seinen Hals. «Rate mal, wer!»
«Intelligenz ist nicht alles, Alter.»
«Muskeln auch nicht!», giftete Miro ihn an.
«Es reicht jetzt!», mischte sich nun Aliyah ein und sah die beiden herausfordernd an. «Es ist noch keine vier Stunden her, seit wir unsere Freunde und Väter verloren haben. Wir könnten jetzt tot sein, hätten sie nicht für uns gekämpft! Und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch zu streiten wie kleine Schuljungen.»
Die Burschen senkten beschämt den Blick und grummelten vor sich hin. Aliyah hatte ja Recht. Wären ihr Wolf und die Väter von Sihana und Katara nicht bereit gewesen, sich dem Heer mutig und selbstlos in den Weg zu stellen, hätten die Soldaten den Drachen mit ihren Pfeilen abgeschossen – und sie hätten es dann nicht über die Mauer geschafft. Drakars Armee hätte sie getötet oder gefangen genommen und im Stadion als Hexen verbrannt. Als der Drache im Tiefflug über das Schlachtfeld hinwegglitt, hatten sie von seinem Rücken aus Sheldon, Goran und ihren Wolf Nayati unter sich kämpfen sehen, und in diesem Augenblick war ihnen allen klar gewesen, dass die drei diesen Kampf nicht überleben würden. Ja, sie waren bereit gewesen, ihr Leben zu geben, damit die fünf Auserwählten ihre Mission fortsetzen konnten …
Eine Welle der Trauer überrollte die
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