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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Brüder und Schwestern! Sammelt das Volk zusammen und mahnt es zur Eile, denn ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, ehe sich erfüllt, was das Wort mir gezeigt hat. Wenn die Leute fragen, warum sie ihre Heimat verlassen müssen, so sagt ihnen, dass unserem Land eine große Katastrophe von ungeahntem Ausmaß bevorsteht. Wer sich meinem Befehl widersetzt, über den ist das Urteil bereits gesprochen! Und wer auf dem Weg zu lange verweilt und das Tor erreicht, wenn es schon geschlossen ist, wird keinen Einlass mehr finden! So habe ich es beschlossen, und so soll es geschehen!»
    Die Propheten verbeugten sich erneut und zogen sich zurück. Der Mann, der seine Frau erwürgt hatte, saß noch immer zitternd auf dem Boden und blickte verängstigt zum König auf.
    «Geht hin, begrabt Eure Frau und tut hinfort kein Unrecht mehr», sagte Arlo mit sanfter Stimme, «und dann kommt und folgt mir nach. Wir brechen in zwei Tagen auf zum Ysah-Gebirge. Nehmt nur mit, was Ihr tragen könnt.»
    Der Mann nickte eifrig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Arlo wollte sich eben abwenden, als er vom Herd her ein leises Schniefen hörte.
    «Lebt noch jemand hier?», fragte er.
    «Unser Sohn, Eure Hoheit», antwortete der Mann. «Sein Name ist Odomar.»
    Arlo näherte sich dem Herd. Ein Jugendlicher kauerte dahinter. Er mochte um die sechzehn Jahre alt sein, hatte die Arme um die angewinkelten Beine gelegt und weinte leise vor sich hin. Der König trat zu ihm und blieb eine Weile vor ihm stehen, ohne ein Wort zu sagen. Dann berührte er kurz die Schulter des Jungen. Odomar sah mit rotgeweinten Augen zu ihm hoch.
    «Ich weiß, es ist hart, Odomar», raunte ihm Arlo zu, und seine Augen strahlten Verständnis und Trost aus, «aber nichts geschieht ohne Grund.»
    Er wandte sich ab, nickte dem Vater nochmals mutmachend zu und verließ das Haus. Drakar stapfte kopfschüttelnd und aufgewühlt hinter ihm her. Er wartete, bis sie auf ihren Pferden saßen und die Menschenmenge hinter sich gelassen hatten, dann konnte er sich nicht länger zurückhalten.
    «Sag mal, hast du jetzt komplett den Verstand verloren, Arlo?», brach es aus ihm heraus. «Du hast eine Mauer bauen lassen, um ein ganzes Volk darin einzusperren? Du bist krank, Arlo! Das Lesen des Wortes hat deine Sinne verblendet! Du bist dabei, einen großen Fehler zu machen, Bruder. Ich bitte dich, nimm diesen irrsinnigen Befehl zurück, ehe es zu spät ist!»
    Arlo stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken, und die Stute schlug einen leichten Galopp an.
    «Hör endlich auf, nach den Sternen zu greifen!», drang Drakar weiter in ihn ein, während er sein Pferd neben das seines Bruders lenkte. «Ist dir überhaupt klar, was du dem Volk damit antust? Deine Visionen und Träume werden uns alle ins Verderben stürzen! Arlo! Warum bleiben wir nicht hier?»
    «Ich versichere dir, kein Stein wird hier auf dem andern bleiben», entgegnete ihm Arlo. «Vardja wird nur noch ein großer Trümmerhaufen sein.»
    «Und wann soll das geschehen?»
    «Ich weiß weder den Tag noch die Stunde. Doch es wird geschehen. Und deswegen müssen wir uns beeilen! Hüah!»
    Damit gab er dem Pferd die Zügel, und seine Stute galoppierte davon.
    «Du bist von Sinnen, Bruder!», rief ihm Drakar hinterher, und etwas leiser, mehr zu sich selbst, fügte er hinzu: «Wenn ich König wäre, würde ich diesen Wahnsinn niemals zulassen!»
    Dann schnalzte er mit der Zunge und ritt Arlo hinterher.

8
    Es war eine Völkerwanderung, wie es sie noch nie gegeben hatte. Zwar hatten sich längst nicht alle Bewohner der Insel aufgemacht, um dem Befehl des Königs zu folgen. Viele von ihnen waren schlicht zu bequem, um die Annehmlichkeiten ihres schönen Lebens einfach so aufzugeben. Sie hingen zu sehr an ihren Häusern, Höfen und all ihren nützlichen Geräten, um einfach alles zurückzulassen. Andere dachten, dass sie doch wohl selbst am besten wussten, was gut für sie war, und dass diese angebliche Katastrophe, vor der sie fliehen sollten, bestimmt nicht eintreffen würde. Zudem war die Malan-Hochebene bekannt als eine wilde Gegend mit einem rauen Klima, die lange nicht so attraktiv und fruchtbar war wie der Rest der Insel. Warum also sollten sie sich die Mühe machen, dorthin zu ziehen?
    Und so kam es, dass sich nur ein geringer Teil der Inselbewohner am ersten Tag des Monats Pitar vor dem großen Osttor einfand. Monumental ragte die Mauer vor den Inselbewohnern in die Höhe. Überwältigt blickten sie daran hoch. Nie

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