Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
ihn nicht suchen, können wir ihn auch nicht finden.»
«Wir können doch nicht planlos die ganze Insel durchkämmen, ey», meinte Joash. «Wär ganz hilfreich, wir wüssten wenigstens die ungefähre Richtung, wo wir suchen müssen.»
«Vielleicht hilft uns das Buch der Prophetie!», rief Aliyah plötzlich. Die andern sahen sie verwundert an.
«Was meinst du damit?», fragte Miro.
«Ich meine damit, wir sollten das Buch der Prophetie nach dem Weg fragen!», antwortete Aliyah, selbst begeistert von ihrem Vorschlag. «Wenn wir Teil einer uralten Prophezeiung sind, wie Mutter es sagte, und wenn alles in diesem Buch geschrieben steht, was passieren wird, dann steht vielleicht auch geschrieben, wo wir Arlo finden können.»
«Ach komm», winkte Miro ab, «das wäre ja wohl zu einfach.»
«Reich mir das Buch», sagte Aliyah. «Wenn ich falsch liege, haben wir nichts verloren. Einen Versuch ist es wert, findest du nicht?»
«Na schön», ließ sich Miro überreden, holte das Buch der Prophetie aus seiner umgehängten Ledertasche hervor und gab es ihr. Aliyah setzte sich auf einen Stein aus erstarrter Lava, legte sich das Buch auf die Knie und schlug es auf. Sie strich mit ihren zarten Fingern über die Pergamentseiten, und ihre Augen begannen zu glänzen.
«Das letzte Mal, als ich in dem Buch las, war ich noch blind», murmelte sie wie zu sich selbst.
«Du hast darin gelesen?», staunte Katara. «Wie?»
«Ich weiß es nicht», gestand Aliyah und sah Katara mit ihren sanften Augen an, «ich glaube, man muss es mit dem Herzen lesen, um es zu verstehen. Miro hat auch schon darin gelesen.»
«Miro?!», stieß Katara überrascht hervor.
Miro streckte seine Nase in die Luft. «Da staunst du, was? Ich bin ein Prophet. Jeder Prophet kann darin lesen. Warum versuchst du es nicht?»
«Ich?», meinte Katara zweifelnd.
«Ja, du», nickte Miro, «wenn du tatsächlich auserwählt bist, so wie wir, dann müsstest du darin lesen können.»
«Soll das ein Test sein, oder was?»
«Lies darin», forderte Miro sie auf und lächelte herablassend. «Sofern du es kannst …»
Katara sah Miro mit ruhigem Blick an. «Hör zu, ich weiß, du denkst, es war falsch, mich wieder ins Team aufzunehmen. Ich kann nicht ändern, was passiert ist. Aber eines weiß ich: Das, was ich einmal für mein Leben hielt, existiert nicht mehr. Selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, umzukehren, ich würde es nicht tun. Ich habe zwei Königreiche geschmeckt, und ich habe mich für eines entschieden.»
«Was hat dich dazu bewegt, zurückzukommen?», wollte Aliyah wissen und sah vom Buch der Prophetie auf.
Katara zögerte mit der Antwort. «Es hat sich einiges verändert in den vergangenen Tagen. Ich habe … einiges neu überdacht, mein Leben, das, woran ich glaube, wofür ich kämpfe … wer ich bin …» Sie machte eine Pause, und für einen kurzen Moment schweifte ihr Blick in die Ferne. «Ich glaube an diese Mission», sagte sie schließlich und sah jeden Einzelnen an. «Ich glaube, dass wir es gemeinsam schaffen können, das Licht nach Dark City zurückzubringen und unserem Volk eine Zukunft zu geben. Aber wir müssen zusammenhalten. Wir müssen eins sein, versteht ihr?»
Sie wandte sich wieder Miro zu. «Es tut mir leid, was geschehen ist», sagte sie, «das tut es mir wirklich. Ich gebe dir mein Wort, ich bin auf eurer Seite. Ich werde alles tun, damit diese Mission erfolgreich ist. Ich schwor einst, dem König zu dienen bis in den Tod. Und mein Schwur gilt noch immer. Nicht mehr Drakar, sondern dem wahren König Shaírias. Arlo.»
Wie sie den Namen aussprach, verspürten sie alle ein seltsames Kribbeln im Magen, und ihre Herzen wurden von einer wohligen Wärme erfasst.
Katara streckte Miro die Hand entgegen. «Kannst du mir vergeben?»
Alle Augen waren auf Miro gerichtet, gespannt darauf, wie er reagieren würde. Doch Miro presste die Lippen zusammen und schwieg. Katara wartete einen Moment, um Miro die Möglichkeit zu geben, es sich anders zu überlegen. Doch er tat es nicht. Katara senkte den Blick und zog ihre Hand zurück. Aliyah beobachtete die Szene betrübt. Joash näherte sich Katara von hinten und klopfte ihr versöhnend auf die Schulter.
«Ey, du weißt, wie ich darüber denke. Du gehörst dazu. Du bist eine von uns. Ist jedenfalls meine Meinung.»
Aliyah sagte nichts, und Sihana entschärfte die geladene Stimmung auf ihre Weise, indem sie munter in die Runde rief:
«Zitronenbonbons gefällig?» Sie kramte in ihrer Handtasche
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