Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Oberfläche. Strampelnd sahen sie sich um und versuchten in der Finsternis etwas zu erkennen.
Joash schlug mit den Fäusten aufs Wasser. «Wenn wir erst einmal oben sind, können diese bemalten Schrottpflücker etwas erleben, das schwör ich euch!»
«Wenn wir es überhaupt schaffen, je wieder hier herauszukommen», seufzte Aliyah mit einem angstvollen Blick nach oben. Die Öffnung des Brunnens befand sich, wie es schien, meilenweit über ihnen. Katara, die trotz der Dunkelheit sehen konnte, zählte die Köpfe, die aus dem Wasser ragten, und merkte, dass einer fehlte.
«Miro?», rief sie. Ihre Stimme hallte wider. «Wo bist du, Miro?»
Ein leises Klopfen war zu hören. Es kam ganz aus der Nähe. «Ich bin hier!», vernahmen sie Miros erstickte Stimme. Sie klang gedämpft, als hielte er sich während des Sprechens die Hand vor den Mund.
«Wo?», fragte Katara und drehte sich einmal um die eigene Achse. «Ich sehe dich nicht!»
«Na hier», kam es zurück, «warte, ich hol das flüssige Licht hervor.»
Katara wartete, doch es blieb dunkel.
«Wo ist er denn?», fragte jetzt auch Sihana.
«Wir sehen dich noch immer nicht!», verkündete Katara, worauf Miros Antwort kam:
«Ist schon klar: Ich bin im Holzeimer gelandet, wie es scheint! Ich hab mich noch gewundert, wie trocken der Brunnen … bei Shaíria! Leute, ich hab hier ein Problem!»
«Was für ein Problem?» fragte Aliyah.
«Ein ziemlich … grünes», drang es aufgeregt durch die Eimerwand. «Es sitzt mir gegenüber und starrt mich an!»
«Was?», rief Sihana. «Was starrt dich an?»
In diesem Moment erklang ein lautes, durchdringendes Geräusch; ein Geräusch, das die Freunde nur allzu gut kannten und das sie normalerweise nicht weiter beunruhigt hätte. Doch unter den gegebenen Umständen verhieß es eindeutig nichts Gutes: Es war das Quaken eines Frosches!
«Ein Frosch?», verkündete Aliyah und wusste nicht genau, wie ernst sie die Lage einschätzen sollte. «Was um alles in der Welt macht ein Frosch hier unten?»
«Vielleicht wurde er reingeschubst so wie wir», meinte Sihana, und in Richtung Eimer rief sie: «Ist er groß?»
«Ziemlich», kam Miros Antwort. «Und ich glaube, er hält mich für eine Fliege!» Der Frosch bestätigte diese Aussage mit einem klaren und deutlichen: «Quak!»
«Oh je! Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir überhaupt nicht!», rief Miro. «Der will mich zum Abendessen verspeisen, ich seh’s in seinen Augen!»
«Und was ist mit deinen Superkräften, ey?», spöttelte Joash. «Ich erinnere mich an jemanden, der behauptete, er könne Langhorntiger mit einem einzigen Handwinken wegpusten. Oder warst das nicht du?»
«Keine dummen Sprüche! Mit dem Frosch werde ich schon fertig!», kam es tapfer aus dem Kübel. «Aber die Eimerwand ist zu hoch! Ich bräuchte ein Seil oder so was.»
«Ich bring dir eins!», stellte sich Katara freiwillig zur Verfügung. «Halte du so lange den Frosch in Schach!»
«Kein Problem! Hab alles im Griff hier. Alles bestens. Ist ja nur ein Frosch», sagte Miro, aber seine Stimme kam nicht sehr überzeugend rüber.
Katara schwamm mit ein paar kurzen Zügen zum Holzeimer und zog sich am unteren Eisenband aus dem Wasser. Flink wie eine Eidechse kletterte sie an der Außenseite des Eimers hoch. Für ihre winzigen Finger gab es auch in den kleinsten Ritzen Halt, und was für jeden anderen ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, sah bei Katara wie ein Kinderspiel aus. Oben angekommen, setzte sie sich auf die Kante und schaute in den Bottich hinein. Miro, das Fläschchen mit dem flüssigen Licht um den Hals, stand mit dem Rücken zur Wand wie ein dem Tod geweihtes Tier in der Arena. Der Frosch, giftgrün und mit schwarzen Flecken, saß ihm gegenüber auf der andern Seite des Eimers und betrachtete ihn aus roten Glubschaugen. Seine seitlichen Schallblasen blähten sich auf wie zwei gewaltige Kaugummis.
«Quak!», machte er. «Quak!»
«Bleib bloß, wo du bist», sagte Miro gequält. «Und wehe, du lässt deine Zunge ausfahren. Ich warne dich!» Er streckte seinen Arm aus und versuchte sich das Tier mit der Kraft seiner Gedanken vom Leib zu halten. Doch irgendwie funktionierte es nicht. Seine Gedanken waren zu schwach. Sie schienen den Frosch weder zu beeindrucken noch ihn irgendwie in seiner Beweglichkeit einzuschränken.
Miro riss vor Schrecken die Augen auf, als das Tier plötzlich auf ihn zusprang und in der Mitte des Eimers quakend sitzen blieb. Seine dünne, schleimigfeuchte Haut
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