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Das Schwert des Liktors

Das Schwert des Liktors

Titel: Das Schwert des Liktors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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Klinke betätigen; obgleich ich ihr feines Knacken hörte, gab das Türblatt nicht nach. Zweifelsohne wurde sie von demjenigen, der sie eingelassen hatte, von außen zugehalten.
    »Riecht köstlich«, meinte ich. »Hast du es gekocht?«
    »Ein paar Sachen. Den Fisch und die Pfannkuchen.«
    Ich erhob mich, lehnte Terminus Est an die bucklige Steinmauer, um sie nicht zu ängstigen, und trat heran, um das Essen zu begutachten: eine junge Ente vom Spieß, geviertelt; den erwähnten Fisch, die Pfannkuchen (die aus Hirsemehl und zerkleinerten Muscheln bestanden, wie sich später zeigte), Kartoffeln, im Feuer gebacken, und einen Salat aus Pilzen und Blattgemüse.
    »Kein Brot«, stellte ich fest. »Keine Butter und kein Honig. Sie werden noch davon hören.«
    »Wir hofften, die Pfannkuchen würden Euch zusagen, Großmeister.«
    »Ich weiß, ’s ist nicht deine Schuld.«
    Es war schon lange her, daß ich bei Cyriaca gelegen hatte, und obgleich ich bis jetzt versucht hatte, diese Sklavin keines Blickes zu würdigen, sah ich sie mir nun an. Das lange schwarze Haar fiel bis zur Hüfte, und ihre Haut war beinahe von der Farbe des Tabletts, das sie gebracht hatte, dennoch war sie schmalhüftig, was bei Autochthonenfrauen selten vorkommt, und hatte ein reizendes, sogar ein wenig ovales Gesicht. Agia hatte trotz ihrer hellen Haut und Sommersprossen viel breitere Wangen.
    »Zu gütig, Großmeister. Er will, daß ich bei Euch bleibe und Euch bei Tisch bediene. Wenn Ihr das nicht wünscht, müßt Ihr ihm sagen, er solle die Tür öffnen und mich hinauslassen.«
    »Ich werd’ ihm sagen«, verkündete ich mit lauter Stimme, »von der Tür zu verschwinden und nicht länger meine Unterhaltung zu belauschen. Du sprichst von deinem Besitzer, nehm’ ich an? Vom Hetman dieses Dorfes?«
    »Ja, von Zambdas.«
    »Und wie heißt du?«
    »Pia, Großmeister.«
    »Und wie alt bist du, Pia?«
    Ich lächelte, als ich hörte, daß sie von gleichem Alter wie ich war.
    »Nun sollst du mich bedienen, Pia. Ich will hier beim Feuer sitzen wie vorhin, als du hereingekommen bist, und du kannst mir servieren. Weißt du, wie man bei Tisch aufwartet?«
    »O ja, Großmeister. Ich serviere jedes Mahl.«
    »Dann kennst du dich wohl aus. Was empfiehlst du zuerst – den Fisch?«
    Sie nickte.
    »Dann bring ihn her, und den Wein und ein paar von deinen Pfannkuchen. Hast du schon gegessen?«
    Sie schüttelte den Kopf, daß ihr Haarschopf wippte.
    »O nein, aber es wäre nicht recht, mit Euch zu essen.«
    »Trotzdem seh’ ich, daß ich deine Rippen zählen kann.«
    »Ich würde dafür geschlagen, Großmeister.«
    »Nicht, solange ich hier bin. Aber ich will dich nicht zwingen. Jedenfalls möchte ich sichergehen, daß man nichts reingetan hat, was ich einem Hund nicht vorwerfen würd’, wenn ich ihn noch hätte. In den Wein tut man’s besonders gern. Wird stark, aber süß wie die meisten Landweine sein.« Ich goß den irdenen Becher halb voll und reichte ihn ihr. »Trink das, und wenn du dich nicht zuckend zu Boden wirfst, will ich auch ’nen Tropfen versuchen.«
    Es bereitete ihr einige Mühe, ihn hinunterzubekommen, aber schließlich hatte sie ihn leer und gab mir mit wäßrigen Augen den Becher zurück. Ich schenkte mir selbst ein und trank den Rebensaft, der meiner Vorhersage genau entsprach.
    Ich forderte sie dann auf, sich neben mich zu setzen, und fütterte sie mit einem der Fische, die sie selbst in Öl gebraten hatte. Daraufhin aß auch ich ein Paar. Sie waren dem Wein so weit überlegen wie ihr Gesicht dem des Hetmans – bestimmt frisch gefangen in einem viel kälteren und reineren Wasser als dem schlammigen des unteren Gyolls, aus dem die Fische gestammt hatten, die ich von der Zitadelle gewohnt war.
    »Tragen hier alle Sklaven Ketten?« fragte ich, als wir uns die Pfannkuchen teilten. »Oder warst du besonders aufsässig, Pia?«
    Sie erwiderte: »Ich bin vom See«, als würde das meine Frage beantworten, was gewiß der Fall gewesen wäre, wäre ich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gewesen.
    »Ich würde meinen, das seien die Leute vom See.« Ich deutete mit einer kreisenden Handbewegung auf das Haus des Hetmans und das Dorf allgemein.
    »O nein. Das sind die vom Ufer. Meine Leute leben auf dem See, auf den Inseln. Aber manchmal treibt der Wind unsere Inseln hierher, und Zambdas befürchtet, wenn ich die meine sähe, würd’ ich zu ihr schwimmen. Die Kette ist schwer – Ihr seht, wie lang sie ist –, und ich kann sie nicht abnehmen. Das

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