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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Herz schlug wie wild. Ich glaube, ich war noch nie so schnell von einem Gaul gesprungen. Hamo entdeckte mich als Erster.
    »He, Kumpels«, schrie er. »Da ist ja unser verlorener Sohn.«
    Mit Tränen in den Augen umarmte ich den kleinen Scheißer. Und dann umringten sie mich, drückten mich an sich, schlugen mir auf die Schulter und rissen mir beim Händeschütteln fast die Arme aus. Wie sehr hatte ich sie alle vermisst und wie schön war das Wiedersehen.
    Auch Fulko und die anderen wurden überschwenglich begrüßt. Schließlich fragte ich nach Robert und Girard di Buonalbergo.
    »Die sind gleich zu Onfroi und beraten sich.«
    »Da gehe ich wohl besser und berichte«, meinte Lando.
    »Und wir anderen, wir wollen das Wiedersehen feiern«, rief Bjarni. »Da ist doch diese nette Schenke …«
    »Was ist mit Alberada?«, unterbrach ich ihn mit klopfendem Herzen. Denn wo Alberada war, da konnte Gerlaine nicht weit sein.
    »Sie ist unter Tancreds Schutz in Argentano geblieben«, erwiderte Rainulf zu meiner Enttäuschung. »Die Schwangerschaft war schon zu weit fortgeschritten für so eine lange Reise. Sie ist wirklich schon kugelrund. Ich sage dir, das wird ein Prachtbursche, wenn es so weit ist.«
    Seltsam, dass alle sicher waren, Roberts Kind würde ein Junge werden. Mädchen kamen in ihrer Vorstellung wohl nicht vor. Als er mein enttäuschtes Gesicht bemerkte, schlug er mir auf die Schulter.
    »Was schwätze ich da für dummes Zeug? Du willst ja dein Mädel sehen. Dann beeil dich. Die wartet nämlich schon sehnsüchtig in Girards Haus auf dich. Hat uns den ganzen Weg verrückt gemacht mit ihrer Ungeduld.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und schwang mich wieder auf Albas müden Rücken. Das arme Vieh hatte schon das Heu des Burgstalls in der Nase gehabt und war wenig begeistert, noch einmal zum Tor hinauszutraben. Fast wäre sie bockig geworden, wenn ich ihr nicht gut zugeredet hätte. Aber dann flogen wir durch die Gassen, dass die Leute fluchend aus dem Weg sprangen und uns mit erhobenen Fäusten zum Teufel wünschten.
    Kaum angekommen, hämmerte ich ans Tor. Als sie endlich öffneten, warf ich der Wache die Zügel hin und stürmte, laut nach Gerlaine rufend, ins Haus. Da stand sie vor mir mit leuchtenden Augen, das Gesicht glühend vor Freude. Still und wie gebannt sahen wir uns einen Moment lang an, als wollten wir das Bild des anderen in uns aufsaugen, diesen magischen Augenblick noch etwas hinauszögern. Sie war die Gleiche geblieben, schön wie eine Sommernacht. Und doch nach einem Jahr auch ein wenig anders, voller, reifer geworden.
    Dann hielt uns nichts mehr auseinander.
    Mit einem kleinen Aufschrei war sie in meinen Armen, vergrub sich stöhnend in meinen Lippen. Ich wiegte sie, wollte sie schier erdrücken und hatte doch Angst, ihr mit meinem Kettenhemd weh zu tun, kostete den Duft ihrer Haare, ihrer Haut, die Weichheit ihrer Arme, überhaupt die Berührung ihres Leibes so fest an mich gepresst. Es war alles wie immer, wie ich es in meiner Erinnerung so lange gepflegt und herbeigesehnt hatte. Und doch auch wieder fast schmerzhaft neu und aufregend. Ich nahm weder das Grinsen des Gesindes wahr noch Girards Jagdhunde, die neugierig an meinen Beinen schnupperten.
    Gerlaine sah zu mir auf, die Augen voller Tränen. »Es war eine so schrecklich lange Zeit, mein Herz. Nie mehr sollst du mich verlassen.«
    Sie war es ja selbst gewesen, die vor einem Jahr für unsere Trennung gesorgt hatte. Aber daran wollte ich sie nicht erinnern. Lieber küsste und herzte ich sie noch einmal lang und zärtlich. Mägde und Knechte standen um uns herum und gafften, so schön musste es sein, zwei jungen Menschen beim Küssen zuzuschauen. Als wir beide endlich Luft holten, wollte sie wissen, ob unser Ritt in Feindesland gefährlich gewesen war.
    »Nicht sehr«, log ich.
    »Und wie lange wart ihr unterwegs?«
    »Zehn Tage oder etwas mehr.«
    Sie rümpfte leicht die Nase und lachte. »So riechst du aber auch. Geh dich erst mal waschen.«
    Mit befehlsgewohnter Stimme trug sie einem der Knechte auf, Brennholz zu holen, und den Mägden, mir Seife und Waschschüssel zuzubereiten, dazu ein sauberes Leinentuch und eine Tunika des Hausherrn.
    »Du gehst mit ihnen um, als wärst du die Herrin«, sagte ich verwundert, während ich mir die Rüstung vom Leib schälte.
    »Das bin ich auch in gewisser Weise. Alberada will, dass ich mich um Girard kümmere und das Haus führe, bis sie wieder zurück ist.«
    »Um Girard soll sich eine andere

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