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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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darüber nachdenken«, antwortete sie gedehnt, aber mit einem Lächeln in der Stimme.
    »Glaubst du etwa auch, ich bin ein Kindskopf?«
    »Ja. Wenn du nicht aufhörst, so dumme Fragen zu stellen. Küss mich lieber.«
    Ich tat, wie mir geheißen. Nun, das eine führte unweigerlich zum anderen. In dieser Nacht waren wir unersättlich in unserem Verlangen, als müssten wir eine ganze vergeudete Ewigkeit nachholen.
    Nachdem Feuer und Kerzen schließlich niedergebrannt waren, drang die Nachtkühle in die Kammer und trieb uns unter die wärmenden Felle. Doch schlafen wollten wir immer noch nicht, hielten uns nur still aneinander fest. Bei dem Gedanken an die feindlichen Heerscharen in Benevento befiel mich jetzt allerdings eine gewisse Unruhe und auch Niedergeschlagenheit. Was würde die Zukunft für uns bringen?, fragte ich mich.
    »Du weißt, dass wir bald in den Krieg ziehen?«
    Sie nickte und blieb lange schweigsam. Ich spürte plötzlich ihre Tränen auf meiner Brust und zog sie enger an mich, streichelte ihr Haar.
    »Wenn dir etwas geschieht«, flüsterte sie, »hab ich wenigstens dein Kind.«
    *
    Lärm und Aufruhr im Haus. Laute Stimmen, Befehle, Türenschlagen, Hundegebell und das Klappern von Hufen im Hof. Diese Dinge drangen zuerst nur undeutlich in mein Bewusstsein. Ich spürte Gerlaine an meiner Seite und schwelgte noch halb im Traum, halb im Duft ihres warmen Leibes. Warum zum Teufel ließen sie uns nicht in Ruhe?
    Gerlaine gab einen kleinen Seufzer von sich, murmelte verschlafen etwas und schmiegte sich enger an meine Hüfte. Ihre Hand begann eine zärtliche Wanderung mit dem Ziel, wie mir schien, die Freuden der Nacht zu neuem Leben zu erwecken. Ich war drauf und dran, der Versuchung zu erliegen, als ich Girards Stimme vernahm. Hatte er mich gerufen? Er klang ziemlich ungeduldig. Da war ich mit einem Mal hellwach. Etwas Wichtiges war im Gange.
    Bedauernd küsste ich Gerlaine und zog mir hastig die Tunika vom Vorabend über. Anderes hatte ich nicht hier oben.
    »Es geht los«, sagte Girard, als er mich die Treppe herunterkommen sah. Er bemerkte meine nackten Füße und musste grinsen. »Wünsche, wohl geruht zu haben, junger Herr. War das Lager zu Eurer erlauchten Zufriedenheit? Und meine Kleider trägst du auch schon, wie ich sehe.«
    »Tut mir leid«, stammelte ich verlegen.
    »Ist schon gut«, lachte er. »Aber melde dich sofort bei Robert. Unsere Männer sammeln sich vor der Burg.«
    »Was ist geschehen?«
    »Landos Nachrichten kamen gerade zur rechten Zeit. Wir haben die ganze Nacht beraten und sind zu dem Entschluss gekommen, gleich loszuschlagen. Onfroi und die anderen Barone schicken überall Boten hin, um alles an Truppen zusammenzutrommeln, was wir aufbieten können. Da Robert und ich gerade verfügbar sind, werden wir noch heute als Vorhut ausrücken. Also mach dich bereit.«
    Er sah übernächtigt aus, rieb sich mit der Hand über die Augen, als wollte er die Müdigkeit fortwischen.
    »Kaum angekommen, geht’s schon wieder los.«
    Gerlaine war inzwischen im Hemd die Treppe heruntergekommen und hatte alles mit angehört. Angst und Sorge standen ihr ins Gesicht geschrieben. Aber sie sagte kein Wort, verschwand nur in der Küche des Hauses, um Wegzehrung zu packen, während ich mich kleidete, den gefütterten Gambeson überzog und darüber meinen Panzer anlegte. Zuletzt den Gürtel mit Schwert und Dolch sowie meinen Helm.
    Draußen hatte ein Knecht meine Alba gezäumt und gesattelt. Auch Schild und Lanze hielt er bereit. Girard und seine Männer waren schon zu Pferde und warteten ungeduldig. Schnell schnallte ich Satteltaschen und Zeltrolle auf. Gerlaine kam aus dem Haus und reichte mir den Weinschlauch und einen gut gefüllten Proviantbeutel. Beides hängte ich an den Sattelknauf.
    Dann war sie in meinen Armen. Ihre Augen glänzten feucht. Nur mit Mühe gelang es ihr, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Komm gesund wieder«, flüsterte sie.
    »Aber ich habe doch deinen Runenzauber. Da kann mir nichts geschehen«, erwiderte ich leichthin, obwohl mir das Herz schwer war.
    Sie schlang die Arme um mich. »Wenigstens hatten wir noch diese Nacht, bevor du reitest. Niemand kann uns das nehmen. Du bist in meinem Herzen.«
    »Und du in meinem.«
    Sie löste den dünnen Seidenschal, den sie trug, und knotete ihn mir um den Hals. »Damit du etwas von mir hast und dich nicht so einsam fühlst.«
    Ein langer Kuss, dann riss ich mich los und bestieg mein Pferd. Ohne ein weiteres Wort folgte ich Girard und

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