Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
seiner Leibwache, die schon vorausgeritten waren. Am Tor drehte ich mich noch einmal um. Verloren stand sie unter dem Gesinde vor dem Haus und hob die Hand zum letzten Gruß.
Civitate
W o zum Teufel bist du gewesen?«, schnauzte Robert mich an, als ich auf dem Burghof erschien. Sein wütender Blick zeigte, dass er gar nicht gut auf mich zu sprechen war. »Ich habe dich nach Melfi geschickt, um ein Geschenk abzuliefern, nicht damit du dich selbständig machst und monatelang verschwindest.«
»Der Schmuck liegt gut verwahrt in Girards Haus.«
»Ich rede nicht von dem verdammten Schmuck. Es wäre deine Pflicht gewesen, gleich zurückzukommen, statt in Melfi herumzulungern. Du wusstest doch, wie knapp wir an Männern waren.«
»Ich dachte, Girard und Alberada würden bald wieder auftauchen, und Fulko meinte, es sei besser, zu warten. Dann ist das mit Drogo passiert und Gaitelgrima bestand darauf …«
»Ich weiß schon. Onfroi hat es mir erzählt. Aber du hast allein mir zu gehorchen und nicht irgendeinem Weiberrock, egal, ob Magd oder Fürstin. Hast du mich verstanden?«
»Ja, Robert. Wird nicht wieder vorkommen.«
Seine Wortwahl machte deutlich, was er von Gaitelgrima hielt, denn normalerweise war er Frauen gegenüber eher höflich. Aber er hatte wohl nicht vergessen, dass unsere gute Contessa die treibende Kraft gewesen war, Alberada mit einem anderen zu vermählen.
Fulko, der ein paar Schritte weiter den Sattelgurt seines Pferdes enger schnallte, warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Vermutlich hatte er ebenfalls eine Abreibung bezogen, wenn auch nicht in aller Öffentlichkeit.
Nachdem der schlimmste Ärger verraucht war, musterte Robert mich prüfend von oben bis unten. Ebenso meine Stute Alba, die ich am Zügel hielt.
»Geh in die Waffenkammer und lass dir einen besseren Schild geben. Dein Panzer ist in Ordnung, aber tausch den Helm aus. Und einen Brustschutz für deinen Gaul. Sag dem Waffenmeister, ich hätte es so angeordnet.«
Offensichtlich hatte sein Rang seit Drogos Tod eine Aufwertung erfahren, dass er solche Anordnungen geben konnte. Ich bat jemanden, einen Augenblick lang Albas Zügel zu halten, und wandte mich zum Gehen, erleichtert, dass er mir nicht den Kopf abgerissen hatte.
»Und beeil dich. Wir brechen gleich auf«, hörte ich ihn noch rufen.
In der Waffenkammer fand ich eine Kettenhaube und den dazu passenden Helm mit Nasenschutz. Ich entdeckte auch einen noch gänzlich unbenutzten Schild in den Farben der Hautevilles, wie Robert ihn trug, ein rot-weiß gewürfeltes, diagonales Band auf blauem Grund, das die weite See darstellen sollte. Weil auch die Urahnen der Hautevilles einmal Seefahrer gewesen waren, hatte der alte Tancred behauptet. Ob Robert mir wohl erlauben würde, diesen Schild zu tragen?
Als ich damit auf dem Hof erschien, erntete ich Stirnrunzeln. »Etwas anmaßend, findest du nicht?«, knurrte Robert. »Aber meinetwegen. Dann weißt du in Zukunft wenigstens, wo du hingehörst.« Damit wandte er sich ab, um mit Girard zu reden.
Roberts Zurechtweisung war schon halb vergessen, denn dass ich das Familienwappen tragen durfte, machte mich mehr als stolz.
»Was grinst du wie ein Schwein in der Suhle?«, murrte Ragnar. »Hast du einen Topf mit Gold gefunden?«
»Ich wette, diesmal hat ihn die Kleine endlich rangelassen«, ließ Hamo sich vernehmen und lachte meckernd. »Wurde auch Zeit, bevor dem Armen der Schwanz verkümmert.«
»Halt die Klappe, Hamo«, zischte ich, »und sieh lieber zu, dass deiner nicht abfällt, bei dem Umgang, den du hast.«
Diesmal war es Ragnar, der lachte.
Ein Knecht half mir, Alba mit einem ledernen Brustschutz zu versehen. Ich war nicht der Einzige, der so beschäftigt war. Überall trafen Männer die letzten Vorbereitungen, wenn auch nicht alle so gut ausgerüstet waren wie ich.
Etwa vierhundert Reiter standen unter Roberts Befehl. Seine rechte Hand war Girard, dessen zweihundert Mann den Kern der Truppe bildeten. Ich war erstaunt, dass er sich so freiwillig Robert untergeordnet hatte. Aber anderseits auch nicht, wenn man Robert kannte.
Rainulf befehligte wie zuvor alle, die mit uns aus der Heimat gekommen waren, noch dazu die Albaner. Einige von denen wie Skender, der mich mit einem freundlichen Handschlag begrüßt hatte, kannte ich ja schon. Aber inzwischen hatten sich uns noch andere dieser Flüchtlinge angeschlossen, denn Kriegsdienst für Robert bot ihnen und ihren Familien mehr als ihr dürftiges Räuberdasein in den Bergen von
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