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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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rasch, bevor er es sich anders überlegen konnte. Der Panzer war hart und steif. Der Helm saß ein bisschen knapp, aber es ging. »Lanzen gibt es genug auf den Maultieren. Damit solltest du fürs Erste gewappnet sein.«
    »Danke, Onfroi.«
    »Nichts zu danken, Junge.«
    Robert räusperte sich. »Du kannst Drogo sagen, dass er ein Scheißkerl ist.«
    Onfroi nickte. »Mach ich.«
    »Und mit der Frau wird er nicht glücklich werden.«
    »Mit der mageren Ziege?« Onfroi lachte in sich hinein. »Ich mag die Ziege. Sie hat was.«
    »Also, dann mach’s gut, Alter.«
    »Du auch, Robert.« Onfroi winkte den anderen ebenfalls zu. »Viel Glück, Jungs. Und zeigt ihnen, was ein richtiger Nordmann ist.«
    Damit verabschiedeten wir uns. Er sah uns noch lange nach, bis wir ihn aus den Augen verloren. Was für ein Kerl, dieser Onfroi, dachte ich und war froh, dass wir Freunde wie ihn und Girard gefunden hatten.
    Eine Stunde lang marschierten wir nach Süden, dann, an einer Wegkreuzung, hielt Robert an. Er winkte Lando zu sich.
    »Kann man sich auf dich verlassen?«
    »Gewiss, Herr.« Der Mann schmunzelte, wobei sich unzählige Krähenfüße in seinen Augenwinkeln zeigten.
    »Was grinst du?«
    »Ihr habt gar nicht vor, nach Süden zu marschieren, hab ich recht?«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Onfroi hat mich vorgewarnt, Herr.«
    Das hatte Robert nicht erwartet. Doch er erholte sich schnell von seiner Überraschung und winkte alle zu sich. »Scribla kann uns gestohlen bleiben. Wir gehen auf Beutezug in Feindesland. Ihr seid doch dabei, oder?«
    Alle nickten freudig und sahen sich vieldeutig an.
    »Aber zuerst müssen wir dem berüchtigten Wolf der Abruzzen einen Besuch abstatten. Lando, zeig uns den Weg.«
    »Mit Vergnügen, Herr.«
    *
    Wieder schien es Robert eiliger zu haben, als unsere armen Beine folgen konnten. Und wieder marschierten wir zu Fuß, denn er wollte nicht, dass es den einen gut- und den anderen schlechtging. So hatten wir es alle schlecht.
    Was nützte mir mein schöner Gaul, wenn ich ihn nicht reiten konnte? Ich durfte Alba nicht einmal die schwere Rüstung tragen lassen, denn der gestrenge Herr Rainulf bestand darauf, dass ich mich gefälligst an das Gewicht zu gewöhnen hätte.
    Zugegeben, meine Rüstung war kein so schwerer Kettenpanzer wie die der anderen Ritter, die bis übers Knie reichte. Er bestand hauptsächlich aus einem schenkellangen, wattierten Wams und darüber einer Panzerung aus gekochtem und geöltem Rindsleder mit aufgenähten Eisenplättchen. Trotzdem ein schweres Stück. Und verdammt sperrig und unbequem. Bei der Eile, die wir an den Tag legten, lief mir bald der Schweiß den Rücken herunter, und es juckte an Stellen, wo man sich nicht kratzen konnte. Einmal wurde es so schlimm, dass Reynard mir einen Zweig unter den Panzer schieben musste, um mein irre juckendes Schulterblatt zu erreichen. Danach mussten wir uns beeilen, um die anderen wieder einzuholen.
    Das Wetter war kalt und regnerisch, die Straßen waren aufgeweicht, so dass wir es die halbe Zeit in durchnässten Sachen auszuhalten hatten. Am ersten Abend lagerten wir auf einer feuchten Wiese in der Nähe eines Bächleins. Trockenes Holz fand sich nicht, also mussten wir auf Warmes verzichten. Dank Onfroi gab es wenigstens genug zu essen. Und für Wein hatte er auch gesorgt.
    »Ich will ein Zelt für mich alleine«, hörte ich Gerlaine zu Rainulf sagen.
    »Kommt nicht in Frage. Für Prinzessinnen ist hier kein Platz.« Er deutete auf mich. »Du bist mit ihm gekommen, und bei ihm bleibst du.«
    »Dann schlaf ich unter freiem Himmel.«
    »Wie’s dir beliebt«, war die kurze Antwort.
    »Du kannst gern bei mir nächtigen«, sagte Thore wie beiläufig und mit einem flüchtigen Blick auf mich.
    »Wenn du mir auch nur einen Schritt zu nahe kommst, Thore, dann befrag ich die Nornen nach deinem elenden Schicksal. So wie bei Osbert. Du weißt, was dem passiert ist.«
    Er hob beschwörend die Hände. »War doch nur gut gemeint, mein Herzchen.« Und später raunte er mir zu: »Die ist ja immer noch so bissig.«
    »Lass sie in Ruhe, Mann«, sagte ich. »Und wenn nicht, schneid ich dir höchstpersönlich den Schwanz ab.«
    »He, was ist nur los mit euch? Das ist ja nicht zum Aushalten.« Beleidigt zog er sich zurück, um mit Hamo und Rollo zu trinken.
    Gerlaine hielt ihr Versprechen, denn tatsächlich legte sie sich mit einer Decke ins feuchte Gras. Aber mitten in der Nacht wachte ich auf und spürte, wie sie doch in mein Zelt gekrochen kam.

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