Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
und schlug mir auf die Schulter. »Da Gilbert den Einfall gehabt hat, soll er auch den Kranken spielen. Was sagt ihr dazu?«
    Zu meinem Schrecken nickten alle begeistert. Auf was hatte ich mich da nun wieder eingelassen?, dachte ich zerknirscht. Besonders Gerlaines Abneigung gegen unser Vorhaben gab mir zu denken.
    »Glaubst du wirklich, es wird uns Unglück bringen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Es fühlt sich jedenfalls nicht richtig an.«
    Sie legte den Kopf auf meine Brust und drängte sich eng an meine Seite. »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Für mich.«
    *
    Den nächsten Tag verbrachten wir mit den Vorbereitungen. Arichis ließ sich herab, zusammen mit Lando einen Pferdekarren zu stehlen. Unterdessen fertigten wir anderen eine Bahre aus einer Zeltplane und Stangen an, die wir im Wald schnitten. Die darüber ausgebreiteten Felle sollten die Schwerter verstecken. Es war nicht sehr bequem, darauf zu liegen, denn trotz Fell störten die klobigen Schwertgriffe.
    »Das ist doch gut«, lachte Hamo. »Dann stöhnst du umso überzeugender.«
    Abends teilte Robert jedem seine Aufgabe zu. Mich würden sie am nächsten Morgen samt Bahre auf den Pferdekarren packen. Robert nahm es auf sich, den normannischen Edelmann zu spielen, der den kranken Bruder in frommer Hoffnung auf Genesung zur Himmlischen Basilika begleitet. Eigenhändig würde er ihn in die Grotte tragen, zusammen mit Fulko, Reynard und drei weiteren kampferprobten Kerlen, Bjarni, Herve und dem gewaltigen Rollo.
    Ragnar und ein paar andere sollten, ebenfalls als Pilger verkleidet und mit unter langen Umhängen versteckten Waffen, vorausgehen und unauffällig in der Nähe des Felsportals herumlungern, um uns bei Gefahr zu unterstützen. Der Rest unter Rainulfs Führung würde in gebührendem Abstand bei den Pferden warten, bereit, den Rückzug zu decken.
    An Fulkos Gesicht war abzulesen, dass er nicht glücklich darüber war, selbst zur ersten Gruppe zu gehören, aber er sagte nichts. Später am Abend hatte ich Gelegenheit, Robert unter vier Augen zu fragen, warum er Fulko dazu zwang, wenn es ihm als Christen widerstrebte.
    »Ich muss mir meiner Männer sicher sein«, erwiderte er. »Er ist einer der Anführer. Wie macht sich das, besonders vor den anderen Christen, wenn ich ihm erlaube, zu kneifen?«
    »Aber Rainulf kommt auch nicht mit in die Grotte.«
    »Jeder hat seine Aufgabe«, sagte er kurz angebunden und wollte keine weiteren Fragen dazu hören.
    Am Morgen marschierten wir los. Lando und Gerlaine, zusammen mit Ragnar und seiner Gruppe, waren schon frühzeitig aufgebrochen, um die Lage auszukundschaften. Keiner von ihnen trug eine Rüstung oder sah im mindesten kriegerisch aus.
    Dann waren wir an der Reihe. Der Karren rumpelte so elendig über die tiefen Furchen und Löcher auf der Straße, dass sich mir jedes Mal die verdammten Schwertgriffe in den Rücken bohrten. Nur gemächlich ging es voran, wie es sich für einen Pilgerzug gehörte, der einen Todkranken zur Wallfahrtskirche transportierte. Robert ritt voraus. Zum ersten Mal, seit wir Melfi verlassen hatten, war er in einfacher Kleidung ohne Helm oder Rüstung und nur mit einem Schwert an seiner Seite. Die übrigen »Pilger«, wie ich selbst auch, waren ähnlich friedlich gekleidet.
    Gegen Mittag erreichten wir das Valle Carbonara, ein enges, langgezogenes Tal mit schroffen, bewaldeten Hängen, besonders rechter Hand, wo sich hoch über uns das Dorf Sant’Angelo befand, von dem man allerdings vom Tal aus kaum etwas zu sehen bekam. Bisher waren wir nur wenigen begegnet, außer ein paar Bauern aus dem Umland, einem Ochsentreiber und einem Dutzend schnatternder Mönche. Später einer größeren Gruppe Wanderer in entgegengesetzter Richtung. Vermutlich ein Pilgerzug von Leuten, die zu ihrem Schutz gemeinsam unterwegs waren.
    Am Aufstieg zum Heiligtum rasteten wir, bis Gerlaine am Nachmittag auftauchte und meldete, dass alles ruhig und wie immer sei. Wir begannen, den steilen Pfad zu erklimmen. Dabei nahmen wir uns Zeit, um nicht zu früh anzukommen.
    Während einer dieser Pausen übernahm es Gerlaine, mich für meinen Auftritt vorzubereiten. Mit etwas grauweißem Straßenstaub ließ sie mich bleicher erscheinen, und mit einer Winzigkeit dunkler Walderde zauberte sie mir tiefe Ringe unter die Augen.
    »Wenn ich dich so sehe, Mann, kommen mir die Tränen«, lästerte Hamo.
    »Was für eine Krankheit hab ich eigentlich?«
    »Ist doch unwichtig. Es verrecken viele, ohne zu wissen, woran. Mach

Weitere Kostenlose Bücher