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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Rollo und Bjarni folgten ihm, legten sich aber zu beiden Seiten der Galerie im Halbschatten der Fackeln auf die Lauer.
    Als der erste Wachmann um die Ecke gestürmt kam, packte Rollo ihn am Arm und schmetterte ihn mit dem Kopf zuerst so heftig gegen die kantige Felswand, dass man deutlich das Bersten des Schädelknochens hörte. Wie eine zerbrochene Gliederpuppe blieb der Mann liegen.
    Der zweite folgte dicht auf. Als er seinen Kameraden am Boden liegen sah, blieb er jäh stehen und versuchte, sein Schwert zu ziehen. Doch Bjarni war schneller und durchbohrte ihn eine Handbreit unter dem Brustbein. Ächzend brach der Kerl in die Knie. Bjarni zog die Klinge heraus und stieß den tödlich Getroffenen mit dem Fuß zur Seite. Rollo machte ihm endgültig den Garaus. Und dann hörten wir das ferne Krachen, als Reynard das Tor zuschlug und den schweren Querbalken auflegte. Niemand sollte uns stören. So hatten wir es verabredet.
    Fulko und Herve packten die Bahre, die wir noch brauchen würden, als ein Mann in der Galerie erschien und unsere Schwerter im Fackelschein blitzen sah. Ein Blick auf die beiden Toten, und er drehte sich um und lief schreiend davon.
    »Rasch, Gilbert. Ihm nach!«
    So schnell ich konnte, jagte ich ihm hinterher, denn wir mussten vermeiden, dass er die Wachen an der Grotte alarmierte. Die würden sonst den Eingang zum Heiligtum verschließen.
    Der Mann schaute sich ängstlich um, als er meine Schritte hinter sich hörte. Das kostete ihn Zeit. Außerdem war er nicht mehr der Jüngste. Ich holte rasch auf. Dennoch drohte er noch vor mir die Treppe zu erreichen, die zur Grotte hinaufführte. Da warf ich mein Schwert nach ihm. Das verwundete ihn zwar nicht, brachte ihn aber zu Fall. Bevor er sich aufrappeln konnte, war ich mit dem Messer über ihm und schnitt ihm in meiner Panik die Kehle durch. Warm sprudelte es über meine Hand und auf den Boden. Wie erstarrt hockte ich über dem Sterbenden, und als ich aufsah, erkannte ich das Bildnis eines Heiligen an der Wand, der mich mit erhobenem Finger strafend anstarrte.
    »Komm schon«, rief Robert und zog mich hoch.
    Fulko und Herve waren bereits die Treppe hinaufgeeilt. Ich packte mein Schwert, und wir hasteten ihnen nach, gefolgt von den übrigen Gefährten.
    Die Wachen vor der Grotte mussten etwas gehört haben, denn einer hielt sein Schwert in der Hand und horchte in die Galerie hinein, während der andere an der Tür stand, bereit, sie zu schließen. Wie Höllenhunde mussten wir ihnen erscheinen, als wir mit blutigen Waffen aus der Tiefe auftauchten. Herve ließ die Bahre fahren und warf sich mit Gebrüll auf den ersten Wachmann. Fulko hieb dem anderen das Schwert in den Nacken, bevor der sich aus seiner Schreckstarre lösen konnte. Und dann waren wir in der heiligen Grotte.
    Menschen schrien gellend auf und sprangen von den Gebetsbänken. Zwei Priester im Messgewand wichen erschrocken zurück, bis sie mit dem Rücken an den Altar stießen. Einer rutschte dabei aus und brachte einen Kandelaber zu Fall. Der Mönch neben dem Opferstock stand wie gelähmt da und starrte uns aus schreckgeweiteten Augen an. Noch etwa ein halbes Dutzend Pilger befand sich in der Himmlischen Basilika, darunter auch zwei Frauen. Mit drohenden Gebärden trieben wir Geistliche wie Pilger in eine Ecke der Grotte, wo Rollo und Bjarni sie mit gezogenen Schwertern bewachten. Dann blickten wir uns um.
    Die Grotte hatte eine hohe Decke aus natürlichem Fels, die zum kerzenerleuchteten Altar hin immer niedriger wurde. Es herrschte ein sanftes Licht, das mir überirdisch erschien. Aber das war vielleicht nur der Widerschein von den silbernen Kandelabern ringsum, dem Kreuz und den Gefäßen auf dem Altar, aber vor allem auch von der kleinen Statue des heiligen Michael in seinem Schrein, die auch von hinten beleuchtet war. Alles glänzte in Gold und poliertem Silber. Sogar Robert bekam für einen Augenblick den Mund nicht zu.
    Dann bellte er Befehle.
    »Los, beeilt euch! Alles Wertvolle auf die Bahre.«
    Wir eilten hin und her und griffen uns, was glänzte. Weinkannen, Kelche, Hostiengefäße, Weihrauchfässchen, Löffelchen und so einiges mehr, dessen Zweck uns nicht geläufig war. Die Priester schrien und bewarfen uns mit Beschimpfungen. Einer wagte sich vor, bis Bjarni ihm das Schwert an die Kehle hielt.
    Aber wir kümmerten uns nicht um ihr Geschrei, sondern häuften alles auf die Bahre. Dazu noch einige besonders schöne Kandelaber. Das Kreuz über dem Altar war zu schwer. Außerdem war

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