Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
es nur vergoldet, wie ein wenig Schaben mit dem Dolch bewies. Der Opferstock saß fest an einer Stange, die in den Boden eingelassen war. Wir riefen Rollo, und es dauerte nicht lange, da hatte er ihn aus seiner Verankerung gerissen. Wir suchten noch weiter in Truhen unter dem Altar und fanden ein Säckchen Münzen, ansonsten jedoch nur Priestergewänder.
Nun war nur noch die Statue übrig geblieben. Selbst Robert zögerte, denn schließlich war es der heilige Michael. Aber dann packte er zum Entsetzen der Priester und Pilger zu. Die Figur musste hohl sein, denn es gelang ihm ohne Mühe, sie vom Sockel zu heben und zur Bahre zu tragen.
»Verschwinden wir jetzt«, knurrte er.
Rollo, Bjarni, Herve und ich hoben die schwerbeladene Bahre auf. Das verdammte Ding wog mehr als mein eigenes Gewicht zuvor. Besonders die Statue und der Opferstock trugen dazu bei. Fluchend stolperten wir hinter Fulko und Reynard her, die vorangingen. Mein letzter Blick in die Grotte fiel auf Robert, der sich noch einmal umschaute, bevor er uns folgte.
Vorsichtig stiegen wir die Treppe hinunter, durchquerten die Felsgalerien, lasen unterwegs meine Decke auf, um die Beute zu bedecken, dann waren wir an der Pforte. Reynard öffnete sie vorsichtig und spähte hinaus. Ragnar musste ihn gleich gesehen haben, denn es dauerte nicht lange, da näherte sich Rainulfs Truppe mit den Pferden.
Reynard riss die Türflügel weit auf, und wir rannten hinaus. Mir lief der Schweiß den Rücken herunter, und ich stolperte, hätte fast die Bahre mit mir niedergerissen. Wir setzten die Bürde ab und überließen es anderen, Beuteteile rasch in Decken zu wickeln und auf den Gäulen zu verstauen.
Ragnar und seine Männer waren nicht die Einzigen gewesen, die den Sonnenuntergang bewundert hatten. Zuerst neugierig, dann erschrocken hatten müßige Pilger, die dort saßen, auf die wilden Kerle gestarrt, die mit einer Bahre voller Silber und Gold aus dem Heiligtum gehetzt kamen.
Und dann brach der Sturm los. Wütendes Läuten vom Kampanile weiter oben im Dorf. Da war also doch ein Hinterausgang gewesen, und man hatte die Besatzung des Turms alarmiert. Über das ganze Tal schallten die Glocken und verkündeten unseren Frevel in alle Richtungen.
»Die Byzantiner kommen«, rief Ragnar und schwang sich auf seinen Gaul. »Bewegt euren Hintern, verdammt noch mal.«
Ich sah Krieger und Bogenschützen den Weg zum Heiligtum herunterstürmen. Plötzlich schrie Herve auf. Ein Pfeil steckte ihm in der Schulter. Einer der Gäule wurde in der Kruppe getroffen. Das Tier bäumte sich auf und galoppierte davon. Es war Ivains Stute, aber zum Glück hatte sie ihn nicht abgeworfen. Ich zog mich in Albas Sattel und preschte hinterher, gefolgt von Rainulf, Robert und dem Rest der Truppe. Hinter mir schepperte es, als ob Metallgefäße aneinanderschlugen. Goldkannen zweifellos. Da überkam mich ein irrer Lachreiz. Wir hatten es geschafft, verflucht noch mal, wir hatten es geschafft. Ich musste lachen, bis mir die Tränen kamen.
Dann waren wir an der Kehre, wo Thore im Hinterhalt lag, und zügelten unsere Tiere. Robert blickte zurück.
»Sie verfolgen uns. Ein halbes Dutzend Reiter. Vermutlich werden später noch mehr kommen.« Er wandte sich an Thore, der zwischen den Büschen stand. »Sie gehören dir, Thore. Aber seid vorsichtig. Und dann kommt so schnell wie möglich nach.«
Rainulf gab seinem Tier die Sporen. Wir anderen folgten ihm. Ein gefährlicher Ritt den steilen Weg hinunter. Gerlaines bleiches Gesicht war hinter mir. Sie hatte Mühe, sich im Sattel zu halten, klammerte sich jedoch verbissen an der Mähne fest.
Inzwischen war es dunkler geworden, und die Dämmerung ließ alles grau erscheinen. Irgendwann hörten wir weiter oben Männer schreien und fluchen, aber wir ritten weiter. Erst unten im Tal, an der Weggabelung angekommen, hielten wir an und versteckten uns zwischen hohen Sträuchern, um auf Thore und Herman zu warten. Oder auf die Byzantiner, sollten sie unsere Jungs da oben niedergemacht haben.
Ivains verwundetes Pferd würden wir zurücklassen müssen. Er schnallte Sattel und seine wenigen Habseligkeiten auf eines der Maultiere. Rainulf nutzte die Gelegenheit, die Beute besser zu verstauen, und Hamo kümmerte sich um Herve. Die Wunde schmerzte ihn, er stöhnte zum Erbarmen, bis Rollo ihn kurzerhand bewusstlos schlug, so dass Hamo ihm in Ruhe den Pfeil aus der Schulter ziehen konnte. Anschließend verband er ihn mit einem abgerissenen Fetzen aus seiner
Weitere Kostenlose Bücher