Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
nicht auf, du alter, stinkender, verfickter Beamtenpisser!“
Die feinen Pinkel hier konnten noch von mir lernen.
Während ich wartete, blickte ich hinauf zur Fassade des Theaters und schaute mir das hübsche Plakat an, das die erste Vorstellung für den kommenden Herbst ankündigte: Die Katze auf dem heißen Blechdach. Mit einem solchen Titel hätte man durchaus auch Pornos verkaufen können, dachte ich, vorausgesetzt natürlich, dass auch die Katze heiß war und nicht nur das Blech!
Herschel besaß zeitlebens ein Abo für die verstaubte Theaterbude, wie er mir einmal erzählte, er benutzte es aber nie, weil er außerdem ein zweites Abo für das Theater der Jugend besaß, wo er immer noch gerne hinging. Speziell die Jungschauspielerinnen interessierten ihn, wie er mir erzählte, und speziell ihre „künstlerische Entwicklung“. Ich wusste natürlich genau, welche Entwicklung Herschel wirklich meinte: die ihrer Brüstchen und ihrer Beinchen. Herschel mochte mit Hildchen glücklich sein, aber er war sein Leben lang jedem Rock hinterhergejagt. Und jetzt hing er mit einer pieksenden Prostata und allen anderen Übeln der Welt in den Seilen, und zuhause fiel ihm die Decke auf den Kopf. Also fragte ich mich, ob mit ihm vielleicht einfach nur die Fantasie durchgegangen war, als er mir erzählte, dass sein Hildchen ihn betrügt.
Aber keine zwei Minuten später kam eine aus dem Haus, von der ich sofort wusste, dass es Hildchen war, und ich verstand auch sofort, welche Sorge Herschel umtrieb.
Was für ein leckeres Hildchen! Typ alternde Sexbombe aus den 80er-Jahren, die Lippen knallrot geschminkt, die Haare blond gefärbt und toupiert. Ich musste sofort an die paar Seniorenpornos denken, die Willi vor Jahren mal ausprobiert hatte, um die ganzen pensionierten Beamten aus der feinen Josefstadt herüberzulocken in sein Kino. Die Filme hießen Wheelchair Lovers, Romantische Geriatrie und Hotel Inkontinent . Aber das kam insgesamt nicht so gut an, und Seniorenpornos blieben bis auf weiteres wohl ein Nischenprodukt, auch wenn die Zielgruppe stetig wuchs. Aber hätte verdammt noch mal Hildchen darin mitgespielt, dann wäre die Sache gewiss anders ausgegangen, diese Frau hatte echt Klasse. Unter ihren hautengen, gestretchten Reiterhosen trug sie einen String, der nichts von ihrem süßen kleinen Po bedeckte, der wiederum den Beginn ihrer leicht nach innen gebogenen, langen Beine markierte. Und vorne dran diese zwei wirklich unglaublichen Dinger, die ihr unmöglich von alleine gewachsen sein konnten. Seit sie sich den Rundumservice samt Dolly-Parton-Möpsen geleistet hatte, tat er vermutlich kein Auge mehr zu. Aber trotz Straffung und Liftung und diesen zwei enormen Bällen vorne dran – der Arzt hatte es nicht geschafft, sie glücklich zu machen, da konnte mich auch das Dauerlächeln, das er ihr auf die Lippen gezaubert hatte, nicht täuschen. Sie sah nachdenklich aus, so, als würde sie etwas sehr beschäftigen. Aber was?
Hildchen band sich ein Kopftuch über und querte ohne zu schauen die Straße. Dort fand sie ihren offenen Mercedes Marke Bobby Ewing und warf ihre schwere Ledertasche mit Henkel auf den Rücksitz, nichts von Gucci, sondern was für Holzfäller, die darin ihre Jause verstauen. Ich dachte: Mit so einer Tasche fährt aber keine Lady zum Tête-à-tête mit dem Toyboy! Dann stieg sie ein und überlegte nicht lange, sie parkte einfach nach ihrer Art ohne zu schauen aus und trat das Gaspedal durch. Warum sich auch Sorgen machen, wenn man zwei solche Airbags vorne dranhat?
Bei alten Leuten konnte man sich ja normalerweise darauf verlassen, dass alles ein bisschen länger dauerte und langsamer ging. Aber nicht bei Hildchen. Sie fuhr wie der Papst zur Messe, und ich hatte gut zu tun, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie nahm Fahrt auf in Richtung Klein-Anatolien, wo sie sofort ein paar tiefer gelegte Opels überholte und den Türken-Jungs darin ihr Selbstbewusstsein raubte. Dabei hatte Hildchen natürlich einen entscheidenden Vorteil: Sie kümmerte sich überhaupt nicht um Regeln und Vorschriften.
Auf der Ottakringer Straße, dort, wo man sich sehen ließ, wenn man Türke war und glaubte, sich sehen lassen zu können, war ich ihr wieder auf den Fersen und reihte mich knapp hinter ihrem Mercedes in den fließenden Verkehr ein. Der Einfachheit halber fuhren Hildchen und ich auf der Busspur, und so erreichten wir das Galitzintal schneller als alle anderen. Dort fuhr sie scharf links und bretterte entlang der
Weitere Kostenlose Bücher