Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Angriff überhaupt überlebte!
Wir bogen in Richtung Pissoir ab, wo wir für gewöhnlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Geschäftliche regelten und die Rahmenbedingungen unserer Deals absteckten. Guttmann ließ es laufen und sagte: „Geh raus und finde diesen Türken!“
Ich fragte: „Und was schaut für mich dabei heraus?“
„Du kriegst den Schnaps.“
„Und was noch?“
„Wir können ihn liefern.“
Ich sagte: „Du liebst mich nicht wirklich, oder? Da kann ich doch gleich bei Lemmy ein Säckchen Gras rauchen und die Zeit überbrücken, bis Willi das Schwein wieder aufsperrt. Die Tage würden auch so vergehen, und ich müsste mich nicht um diesen Mist kümmern. Herrgott, Guttmann! Es muss etwas Verlockendes sein, das mich die Option Lemmy vergessen und stattdessen für dich arbeiten lässt!“
Verlockende Gefälligkeiten hielten Freundschaften länger am Leben als wahre Liebe. Bei der Polizei hatte es sich mittlerweile eingespielt, dass auch schon Ermittlungen privatisiert wurden. Was Banken und staatsnahe Betriebe anging, kamen bei den Privatisierungen natürlich immer die Freunde des Finanzministers zum Zug. Aber was Guttmann anging, war der Privatisierungsgewinnler ich. Ich verdankte ihm einen guten Teil meiner Garderobe, die er aus dem Nachlass eines Gürtel-Krösus für mich in Sicherheit gebracht hatte – ein paar weiße Anzüge, flotte Schlagringe und all das Zeug, das man so brauchte, wenn man da draußen auf Brautschau ging.
Auch meine Lizenz hatte ich Gutti zu verdanken. Dass man sich gerne Jack-Schleck-Filme anschaute und sie alle auswendig kannte, das genügte heute nicht mehr, um eine Schnüffler-Lizenz zu bekommen. Man sollte auch die Knarre möglichst geradeaus halten können, was bei einem Test geprüft wurde, und ein kleiner Abriss über die aktuelle Gesetzeslage wurde auch verlangt. Dazu eine Gesundenuntersuchung und der deutliche Hinweis, dass man keinerlei gröbere Probleme mit Alkohol und Drogen haben sollte, wobei mich immer wieder die Unterscheidung zwischen Alkohol und Drogen amüsierte.
Alles Hürden, die ich ohne Guttmann nie genommen hätte.
Nachdem wir also gemeinsam abgeschüttelt hatten, wies ich ihn dezent darauf hin, dass mein Überwachungstoyota ein wenig den Biss verloren hatten, und er sagte: „Na gut, ich habe da einen Wagen konfisziert, von dem ich annehme, dass er dir gefallen könnte. Aber vorher bringst du mir den Türken!“
Darauf ließen wir einen fahren und schlugen ein, ohne uns vorher die Hände zu waschen.
* * *
Wie sagte Jack Schleck immer, bevor er den Frauchens die Unterhose auszog? „Dann wollen wir doch mal das persönliche Umfeld ausleuchten ...“
Ich besann mich also auf die gute alte Jack-Schleck-Schule, als Gutti und ich die weiteren Schritte besprachen. Wenn es tatsächlich ein politischer Mord war, wie er vermutete, dann musste ja Rotts Ehefrau am ehesten etwas davon mitbekommen haben. Ich stormte mein Brain, und heraus kamen ein paar diesbezügliche Fragen: War ihrem Gatten eine gewisse angespannte Nervosität am Abend anzumerken, wenn er vom Wurstverkaufen nach Hause kam und die Füße hochlegte? Riskierte er vielleicht mal einen besorgten Blick zu viel hinaus beim Fenster? Hatte er in letzter Zeit vielleicht sogar eine Alarmanlage installieren lassen oder irgendwelche bedrohlichen Anrufe zur frühen Gebetsstunde des Muezzins erhalten, die sich nicht eindeutig zuordnen ließen?
Frauen waren so, dass sie immer alles mitlesen wollten, vielleicht kam mir dieser unsympathische Zug an ihnen jetzt zugute.
Ich fragte Gutti: „Hast du die Hinterbliebenen schon informiert?“ Was man halt so fragt.
Er sagte: „Informiert schon, aber nicht befragt. Das machst du.“ Was man halt so sagt.
Mir war es recht. Solche hinterbliebenen Ehefrauen waren ja oft sehr anlehnungsbedürftig, da war vielleicht eine schnelle Nummer am Vormittag für mich drinnen. Guttmann zog einen Zettel hervor, auf dem er ein paar Informationen für mich notiert hatte: „Rott war seit 1983 Fleischhauer von Beruf, nicht Klempner. Und verheiratet war er seit 1987 mit Trude. Sie haben keine Kinder, dafür eine kleine Stadtwohnung gleich oberhalb ihrer Wurstbude am Yppenplatz. Aber dort ist sie nicht.“
„Sagt wer?“
„Eine Wurstverkäuferin namens Rosi. Die steht in der Wurstbude hinter der Theke.“
Die Sache war die: Ich bin kein Vegetarier, ich bin alles andere als ein Vegetarier. Und weil ich schön langsam einen kleinen Hunger kriegte, stellte ich
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