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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Mir war die Terroristen-Version ja auch suspekt, also ließ ich sie fallen und lenkte das Gespräch wieder in Richtung Medizin: „Als Ihr Mann da draußen in dieser Reha-Klinik das letzte Mal gesehen wurde, da brachte ihm die Kellnerin ein kleines Pölsterchen, auf dem er dann herumrutschte, als hätte er irgendwas mit dem Arsch. Können Sie mir vielleicht sagen, ob er irgendwas mit seinem Arsch hatte?“
    Plötzlich kühlte es ab im Zimmer, eisiger Atem wehte aus ihrer Nase, als sie mich anschnaubte. Irgendetwas gefiel ihr nicht an meiner Frage, also hakte ich nach: „Dann wissen Sie wenigstens, warum Ihr Mann gegen Ende seines Lebens hin so gelb im Gesicht war? Zu viel Alkohol vielleicht?“
    „Nein!“
    „Dann Reisen in ferne Länder, Malaria, verseuchte Sumpfgebiete?“
    Die schwülen Sumpfgebiete ließen sie wieder etwas auftauen, plötzlich schüttelte es sie wieder vor Lachen:
    „Reisen in ferne Länder? Aber dort sind doch überall diese Ausländer! Also nein, wirklich! Seine gesunde Bräune holte er sich woanders, er amüsierte sich lieber zuhause um die Ecke!“
    Ich sagte: „Darf ich fragen, wo genau diese Ecke war?“
    „Kennen Sie das Bräunen solange du willst um 8,88?“
    „8,88? Was für ein beschissener Preis!“, sagte ich mehr zu mir selbst, aber wenn man länger alleine lebt, dann fängt man halt an, mit sich selbst zu reden.
    Tatsächlich kannte ich den Laden vom Sinnlos-Herumfahren. Er lag direkt am Gürtel, etwas nördlich von Mannis Tankstelle und Dirty Willi’s Swedish Pornhouse, gleich hinter dem Parkplatz.
    Ich fragte: „Und was machte er dort?“
    Aber sie antwortete nicht mehr. Ihr träger Blick schweifte plötzlich hinaus in den Garten, hin zum Buchsbaum. Ich drehte mich um, und dann sah auch ich, dass da draußen einer herumstand. Nach einer kurzen Schrecksekunde fragte ich: „Wer ist er?“
    Sie sagte, beinahe erdrückt von der Hitze des Tages: „Das ist mein Gärtner.“
    Ich wusste sofort, dass sie log. Im Gesicht trug er einen gewaltigen Schnauzer, darüber funkelten zwei sogenannte südländisch-stechende Augen. Der eine Nasenfügel bebte, vielleicht eine Art Krankheit, vielleicht aber auch einfach nur blinde Wut. Ich dachte: Türkischer geht es nicht! Herzchen war ihrem Mann also ideologisch kein großer Rückhalt, wenn sie im Garten einen Türken beschäftigte. Und der Türke war ihr im Garten keine große Hilfe, wenn er die elektrische Heckenschere weiterhin verkehrt herum hielt. Zu seiner Entschuldigung musste aber gesagt werden, dass der Türke als solcher kein natural born Landschaftspfleger war. Dazu fehlte ihm die Erfahrung von mindestens drei Generationen Mittelstandsglück im behüteten Vorstadtelend. Sein Revier war die enge Ein-Zimmer-Wohnung und der von der Allgemeinheit gepflegte Park, in dem er sich mit der ganzen Sippe zum Hammelgrillen traf und zum Sonnenblumenkerne-Ausspucken. Welche Ahnung sollte so einer von der elektrischen Heckenschere haben, wo er doch nur die einfache Schafschere kannte? Wenn ich ihm also irgendwann einen Rat geben durfte, dann vielleicht den, dass er das Teil mal gegen den eigenen Wildwuchs richten sollte, mit dem Shaver alleine würde er da nichts mehr ausrichten. An seinem Körper hingen die Haare eines ganzen Volkes, vom Bauch hinauf über die Brust bis zum Hals, wo sich der Teppich teilte und sich hinten über den gesamten Rücken bis zum Arsch fortsetzte. Wie er so dastand, konnte man fast zusehen, wie ihm der Pelz wuchs und wie sich die Schenkelhärchen, allesamt dick wie Taue, im Schritt ineinander verhakten. Und ich konnte in ihren Augen sehen, wie Frau Rott davon träumte, ihm das alles wieder zu entflechten, während sie ihm mit Piz Buin après solaire die Innenseite der Schenkel eincremte.
    Der war also gar nicht ihr Gärtner, sondern ihr Stecher, und als ich läutete, war er noch bei ihr auf der Couch gelegen, und in der Eile hatte er sich dann die Unterhose verkehrt herum angezogen, das Braune war vorne drauf und das Gelbe hinten. Er schämte sich noch nicht einmal dafür, sondern trug seine Tighty Whities, wie der frühe James Bond oder die ganzen Muttersöhnchen entlang der Adria ihre Badehose trugen – ganz weit hinaufgezogen! Und mit einem sehr ansehnlichen Prügel darin, der sich unter der Baumwolle abzeichnete.
    Ich sagte: „So ein Schlingel!“
    Frau Rott vergrub ihr Gesicht in den Händen und schüttelte seufzend den Kopf. Als wäre er ihr eigener schwieriger Sohn, der nie mehr lernen würde, wie man sich

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