Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
mir Rosi jetzt in ihrer ganzen Herrlichkeit vor, wie sie dort in ihrer viel zu engen Schürze hinter der Wursttheke stand und mit ihren dicken kleinen Fingerchen Wurst schnitt; und wie sie dabei auf die sehr gute Idee kam, mich mit kleinen Wursträdchen zu füttern, während ich bei ihr auf der Anrichte herumlag. So ein bisschen orgienmäßig halt.
Aber Guttmann nannte mir nur die Adresse, wo ich die Trude jetzt finden würde, und schickte mich in die Spur. Er war mir keine Orgie vergönnt.
Problemlos erreichte ich ein weiteres Mal die Ausläufer des Wienerwaldes, wo ich ordentlich Kies aufwirbelte und den Toyota in Richtung Ausgang der Sackgasse parkte. Ich schaute mich um, ob ich beim Einparken vielleicht einen räudigen Köter überfahren hatte – leider nein! Das war mir früher öfter gelungen, aber der Toyota reagierte heute nicht mehr so scharf wie am Anfang, darum brauchte ich ja was Neues.
Ich stieg aus und wollte mir ein bisschen die Füße vertreten. Ich fing bei der Hausnummer eins an, und nach einer halben Stunde hatte ich endlich die ganze Scheiß-Siedlung umrundet, bevor ich praktisch wieder da ankam, wo ich weggegangen war und wo die Nummer 48 lag.
Ich hätte nur schräg über die Straße gehen müssen!
Auf meinem Spaziergang hatte ich überall Gärten gesehen samt kleiner Pools, an denen überall halbnackte alte Leute ungeniert in der Sonne herumlagen. Halbnackte alte Leute, die ungeniert in der Sonne herumliegen, sind so ziemlich das Ekelhafteste, was sich die Natur jemals ausgedacht hat.
Hinter Rotts Hecke lag ein leidlich großer Garten, inmitten des Gartens stand ein niedliches Häuschen samt Veranda, davor ein Pool. Früher mussten die Wurstgeschäfte mal ganz gut gegangen sein, hier baute nicht jeder.
Ich fragte mich, ob sich Madame vielleicht hierher zurückgezogen hatte, um dem Trubel zu entgehen, der sich um den Tod ihres Mannes entwickeln würde. Aber sie hatte offensichtlich schon begonnen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und den ganzen Krempel, der sie an ihn erinnerte, auszumisten. Der Stapel mit den Gosse -Titelseiten, auf die es Rott im Laufe der letzten Monate geschafft hatte, stand schon heraußen beim Altpapier. Wer immer sie gesammelt hatte – ihr bedeuteten sie nichts!
Ich läutete und wartete, und während ich wartete, läutete ich noch einmal. Aus dem Haus trat eine verwelkende Blume im Morgenmantel, schon etwas wackelig auf den Beinen. Herzchen hatte eine entsprechend belegte Stimme, und mit der sagte sie: „Hallöchen!“
Ich dachte: So eine bist du also – sagst Hallöchen zur Begrüßung und Tschüssikovski zum Abschied?
„Mein Name ist Rock Rockenschaub, Gnädigste, ich bin Privatdetektiv und ermittle im Auftrag der Polizei. Darf ich reinkommen?“
Sie nickte gelangweilt und drückte den Summer. Ich war gerührt und geschüttelt und näherte mich dem Bau entlang des Pools über die Veranda, von dort trat ich ins Wohnzimmer. Es war schwül und heiß, das alles hier erinnerte mich sofort an Jack 500 , seinen Swimmingpool-Klassiker, in dem er sie alle schleckte – ein Mann, eine Zunge und 500 Frauchens. Der erste Gang-Schleck der Filmgeschichte, da hatte Jack wirklich ordentlich zu tun.
Herzchen legte sich wieder auf die Couch zurück, wo sie scheinbar auch vorher schon gelegen war. Alleine? Mir war sofort, als hätte ich sie bei etwas gestört, der Geruch von außerehelichem Geschlechtsverkehr bohrte sich mir tief in die Nase.
Sei’s drum!
Sie hatte den Morgenmantel sorglos um den müden Körper drapiert. Er war nicht schwarz, wie es die Gesetze der Trauer vorschreiben, sondern blassrosa wie die Schweinchen, aus denen ihr Mann Wurst gemacht hatte. Ich öffnete ein kleines Zeitfensterchen in die nähere Zukunft, und durch das sah ich uns beide gemeinsam auf der Couch liegen. Auf ihre Art kam sie nämlich immer noch scharf rüber. Ihre Schenkel waren nicht mehr ganz fest, aber okay. Sie glänzten vom Schweiß, der sich in kleinen Rinnsalen den Weg zu ihrem Allerheiligsten suchte, in Zeitlupe. In ihrem Gesicht war zu sehen, dass auch Herzchen ein Fan der gesunden Bräune war. Ich roch Piz Buin, obwohl doch eine Flasche Tiroler Nussöl auf dem Tisch stand. So konnte man sich täuschen!
Ich sagte: „Das mit Ihrem Mann, es tut mir aufrichtig ... es tut mir ...“
Aber irgendwas tief in mir drinnen sträubte sich dagegen, diese Lüge auch auszusprechen. Sie blieb kühl und wollte das eine Mal in ihrem Leben besonders schlau klingen: „Lassen Sie nur.
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