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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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ersonnen, und als sie vom Tod des Kaisers erfuhr, war ihr zumute, als hätte sie ihn mit ihren eigenen Händen ermordet. Kaplan Bertin wählte letztendlich wohl denselben Weg. Und Hamur, wenn er jetzt ebenfalls tot ist   …« Havad zuckte die Achseln. »Wer weiß, was ihn bewogen hat. Vielleicht empfand er Reue, vielleicht packte ihn die Angst, dass Ihr etwas herausfinden würdet. Es spielt keine Rolle.
    Bponur hat uns bestraft für unseren Hochmut. Unsere Taten haben sich gegen uns gekehrt.«
    Meris musterte ihn.
    »Was werdet Ihr nun tun?«, fragte Havad.
    Meris zuckte die Schultern. Das war nicht die Enthüllung, auf die sie gehofft hatte. Was für einen Sinn hatte es, die Priester nun dafür zu bestrafen? Sie war nicht einmal sicher, ob deren Tat dem Reich tatsächlich geschadet hatte. Sicher, die neue Kaiserin hatte noch nicht die Autorität, die der Thron haben sollte, aber auch unter dem alten Kaiser hatte nicht alles zum Besten gestanden, und erst die Zukunftwürde erweisen, ob der Neubeginn, den die Priester mit ihrer lächerlich idealistischen Verschwörung erzwungen hatten, wirklich schlimmer war als der langsame Niedergang in den Jahren davor.
    Das langsame Abgleiten in den Wahnsinn .
    Meris musste zugeben, dass diese Sichtweise etwas für sich hatte. Möglicherweise hätte sie den Priestern zugestimmt, wäre sie damals eingeweiht gewesen. »Meine persönliche Schuld ist es«, fügte Havad hinzu, »dass ich das Mittel erprobt habe. Ihr erinnert Euch an die Auswahl meiner Kandidaten? Der Kaiser war keiner dieser vorbildlichen Patienten. An seinen Händen klebte Blut, er hatte Schuld auf sich geladen und war umgeben von Feinden. Ich glaube, wenn ich das Mittel zuvor an einem unserer schweren Fälle erprobt hätte, wäre ich gewarnt gewesen. Ich hätte sehen können, dass ein Patient an seiner Heilung auch zerbrechen kann.«
    Meris hörte dem Priester kaum noch zu. Wenn es stimmte, was er erzählt hatte, war die Hälfte ihres Auftrags erfüllt. Aber was die andere Hälfte anging, stand sie wieder am Anfang. Sie hatte immer noch keinen Hinweis darauf, wer am Ende den Kaiser vergiftet hatte.
    Es gab Kräfte bei Hofe, denen gefiel es nicht   …
    In diesem Augenblick wurde Meris bewusst, dass sehr wohl ein Hinweis in diesen Worten lag. Er bestätigte eine Ahnung, die sie schon lange halb bewusst mit sich herumgetragen, die sie aber nicht beachtet hatte, weil ihr nicht gefiel, wohin sie führte. Jetzt wusste sie ein wenig mehr   – der Kaiser hatte sich verändert. Er hatte sich um Dinge gekümmert, die ihm vorher gleichgültig gewesen waren. Er hatte Dinge gewollt, die er zuvor anders gehandhabt hatte.
    Er hatte sich angeschickt, sein Reich wieder selbst zu regieren.
    Wie hatte das wohl jenen gefallen, die bis dahin in seinemReich nach Gutdünken schalten und walten konnten? Wer war der wahre Herrscher gewesen, der hinter dem Rücken eines Wahnsinnigen und nur an seinem Vergnügen interessierten Kaisers ungestört die Fäden in der Hand gehalten hatte?

21.11.962 – ABENDS, IN DEN GEMÄCHERN DER KAISERIN
    M agie und Ränkespiele.« Arudas Stimme war kraftlos. »Glaubt Ihr wirklich, dass wir das Reich einen können, indem wir   … so etwas tun?«
    Der Kanzler saß ihr gegenüber und sprach voller Eifer weiter: »Wir haben zwei Probleme und wir haben nicht viel Zeit, sie zu lösen«, sagte er. »Edern ist das eine Problem, und das andere sind die abtrünnigen Provinzen an der Küste.
    Wenn unser Gold nicht an Edern vorbeikommt, dann könnt Ihr zum Fest des Lebens die Ämter bei Hofe nicht bezahlen. Und Meerbergen kontrolliert den Zustrom sämtlicher Güter in die Stadt, ob sie nun aus den Kolonien stammen oder vom Städtebund. Mit jedem Monat, der verstreicht, werden die aufrührerischen Grafen stärker, und wir werden schwächer.
    Wir brauchen also bis zum Frühjahr eine Übereinkunft mit Edern, damit wir den Krieg im Süden führen können. Und Verhandlungen über Gesandte und Mittelsmänner kosten uns Zeit   – vor allem, wenn sie sich bis in den Winter hinziehen und die Boten nicht mehr so gut durchkommen. Sortors Magie kennt solche Grenzen nicht.«
    »Es   … gefällt mir nicht«, sagte die Kaiserin. »Und warum wollt Ihr im Süden Krieg führen und mit Edern eine Übereinkunft schließen? Die Botin Meris meint, es war der Graf von Edern, der mich töten wollte.«
    »Umso weniger solltet Ihr Bedenken haben, dass wir ihn hintergehen und seinen eigenen Zauberer gegen ihn wenden. Unsere Gegner sind

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