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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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und um den Tisch herum, während sie sprach. »Und Ihr werdet mich nicht los, indem Ihr den Ahnungslosen spielt. Nicht mehr.«
    Havad schwieg.
    Meris fuhr fort: »Ich weiß genug. Ich weiß von Euren Freunden, von den netten kleinen Verschwörerversammlungen. Es gibt genug Brüder und Schwestern im Tempel, die mir von Euren heimlichen Gesprächen erzählt haben. Von Euren Treffen im Speisesaal und im Sommer auf dem Platz.«
    Es konnte nicht schaden, ein wenig zu übertreiben, wenn Sie den Priester zum Reden bringen wollte. »Ich sage Euch jetzt, wie sich die Sache für mich darstellt: Der Kaiser wurde vergiftet. Ihr und Eure Freunde hatten Kontakt zum Erzkaplan, und der hatte die Gelegenheit, dem Kaiser unauffällig das Gift zu verabreichen. Jetzt ist der Kaplan tot und kann nichts mehr sagen. Hamur gehörte zu Euch Verschwörern. Er hatte das Wissen und die Mittel, um das Gift zu mischen. Und gerade als ich angefangen habe, herumzufragen, und man befürchten musste, dass ich ihm auf die Schlichekomme, wurde dieser Zeuge ebenfalls beseitigt. Schwester Cendris, die auch zu Eurer Gruppe gehörte, starb kurz nach dem Tod des Kaisers. Ich vermute, sie hat die Nerven verloren und wollte Euch verraten   …«
    Havad sprang auf. Er war außer sich. »Aber   … So war es nicht! Wir sind Priester! Wie könnt Ihr so etwas von uns denken?«
    »Die Priesterschaft hatte allen Grund, mit dem alten Kaiser unzufrieden zu sein«, sagte Meris, »Er hatte kein offenes Ohr für die Kirche. Für mich passt das alles zusammen.«
    Havad biss sich auf die Lippen. Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wir sind Heiler! Wir vergiften niemanden.«
    »Dann verratet mir, wie es wirklich war. Wenn Ihr weiterhin schweigt, dann erzähle ich der Kaiserin, dass eine kleine Clique von Priestern ihren Vater aus dem Weg geräumt hat, weil sie auf einen Nachfolger hofften, der ihnen genehmer ist. Und Euch lasse ich in den Kerker der Garde bringen, wo Ihr alles gestehen werdet, was ich von Euch hören will.«
    »Das könnt Ihr nicht tun!«, rief Havad. »Ich bin ein Mann der Kirche. Wir haben niemanden ermordet. Wir wollten den Kaiser heilen!«
    »Es war Cendris’ Idee.«
    Havad war an dem Tisch zusammengesunken. Jetzt, wo er sich entschieden hatte, sprudelten die Worte aus ihm heraus. Er erzählte seine Geschichte so, als hoffte er, dass Meris ihm die Absolution erteilte   – dass sie ihm etwas verzieh, was er selbst sich niemals verzeihen konnte.
    »Sie arbeitete in der Bibliothek des Tempels, und sie war   … eine eifrige Frau. Eine Priesterin mit einem großen Herzen. Sie litt sehr darunter, in was für einem Zustand das heiligeReich ist, und in den Schriften fand sie, wie es eigentlich sein sollte. Ich meine, wer würde nicht diesen Schmerz empfinden, wenn er liest, wie es einmal war und was aus dem Reiche Bponurs heute geworden ist? Dieser   … Wahnsinn.«
    »Nun, damit kennt Ihr Euch ohne Zweifel aus«, sagte Meris.
    »Das mag sein«, erwiderte Havad. »Aber ich bin nicht der Einzige, der das Gefühl hat, dass die ganze Welt dem Wahnsinn verfallen ist. Wir waren ein Dutzend Priester, die meisten Heiler. Und selbst außerhalb unserer kleinen Gruppe, denke ich, hätten viele unserem Befund zugestimmt.«
    »Vielleicht«, sagte Meris. »Aber die Welt ist kein Irrenhaus, in dem Ihr Eure Patienten nach Gutdünken behandeln könnt.«
    Havad seufzte. »Ihr habt recht. Aber damals   … schien es uns eine gute Idee zu sein. Es war Cendris’ Einfall. Sie fand in den alten Schriften nämlich noch etwas, den Hinweis auf ein Heilmittel. Es gibt ein Rezept für einen magischen Trank, der jede Geisteskrankheit zu heilen vermag.«
    »Das klingt mir nach Alchemie«, sagte Meris zweifelnd. »Soweit ich weiß, billigt die Kirche diese Kunst nicht.«
    Havad schaute zu Boden. »Ich weiß jetzt, warum das so ist. Glaube ich. Aber damals   …« Er sah Meris an mit einem flehentlichen Ausdruck in den Augen. »Ich meine, habt Ihr das nicht auch gesehen? Es ging einfach zu weit. Wir haben Gerüchte gehört, was dieser Hexenmeister bei Hof getan hat   … Und der Kaiser   …
    Was bedeutete schon eine kleine Übertretung im Bereich der verbotenen magischen Künste verglichen mit dem, was das Reich in diesen Tagen zu erdulden hatte?«
    »Ihr habt also diesen ›Heiltrank‹ zusammengemischt, ihn dem Kaiser gegeben   … und er ist leider daran gestorben?«, fragte Meris ungläubig. Sie hatte den Leichnam des Kaisersgesehen und das Gift erkannt. Wie

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